Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

Internetgesellschaft nicht vom englischsprachigen Sprachraum dominiert werden möchte. Au- ßerdem gab es durch die lange Tradition exzellenter deutscher Forscher in der Sprachwissen- schaft, der Sprachpsychologie, der Sprachphilosophie und durch interdisziplinäre Zusam- menarbeit mit der aufblühenden neuen Disziplin der Informatik beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche „elektronische Sprachforschung“, wie der erste DFG-Sonderforschungsbe- reich (1972–1986) zu diesem Thema am Standort Saarbrücken hieß. Man kann die Forschungen zur Sprachtechnologie in Deutschland grob in vier Dekaden einteilen, die jeweils durch große Verbundvorhaben geprägt wurden (vgl. Abb. 19). Die ersten vollständig implementierten Dialogpartnermodelle wurden mit HAM-RPM (vgl. VON HAHN et al. 1980) und HAM-ANS an der Universität Hamburg entwickelt, konnten aber nur einfache Frage-Antwort-Dialoge in Miniwelten (z. B. Hotelbeschreibung, Verkehr an einer Kreuzung) führen. Anschließend wurden in weiteren DFG-Sonderforschungsbereichen wie „Künstliche Intelligenz – Wissensbasierte Systeme“ (1985–1995) und „Ressourcenadaptive kognitive Pro- zesse“ (1996–2007) speziell in Saarbrücken die Grundlagen der natürlichsprachlichen Systeme weiterentwickelt. Während bis Mitte der 1980er Jahre noch reine Grundlagenforschung be- trieben wurde, begannen danach auch Forschungsgruppen in großen Unternehmen wie Sie- mens, Philips, AEG, Daimler und SEL anwendungsorientiert an der Computermodellierung von Sprachverhalten zu arbeiten. Gleichzeitig wurden in der Grundlagenforschung von Deutschland aus die neuen Themen des wissensbasierten Textverstehens (vgl. HERZOG und ROLLINGER 1991), der Benutzermodellierung und der sprachlichen Bildbeschreibung (vgl. HERZOG et al. 1989) vorangetrieben, mit denen deutsche Forscher als Pioniere weltweit be- kannt wurden. Durch die großen und langfristig angelegten BMBF-Verbundprojekte Verbmo- bil und SmartKom wurden dann die Dialogübersetzung und die multimodale Interaktion stark vorangetrieben. Zunächst mit dem BMBF-Verbundprojekt SmartWeb und derzeit in dem BMWi-Konsortium Theseus wurde der Übergang der Forschung von abgeschlossenen Diskursbereichen zu offenen Anfragen an das Web in Form von semantischen Antwortmaschinen (vgl. FENSEL et al. 2003) geschaffen. In den letzten 20 Jahren wurde es analog zur Experimentalphysik notwendig, immer größere Forschungsteams in Verbundvorhaben arbeiten zu lassen, wobei zur Realisie- Mit den Dingen sprechen: Autos, Roboter und Weinflaschen als Dialogpartner? Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 119–141 (2011) 139 Abb. 19 Vier Dekaden der Forschung zur Sprachtechnologie in Deutschland