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Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

Wachstum der Metastasen stoppen oder zumindest bremsen sollen und im Idealfall auch zu einer Rückbildung der Metastasen führen. Die in der Chemotherapie verwendeten Medika- mente haben jedoch bekanntermaßen starke Nebenwirkungen auf die Patienten. Die Medika- mente können auch lebensbedrohliche zustände auslösen. zudem sind viele dieser Medikamente extrem teuer, die Kosten für eine moderne Chemotherapie können 100000 € pro Patient übersteigen. Die Chemotherapie ist in vielen Fällen jedoch die einzige Chance auf Verzögerung des Krankheitsfortschritts, die dem Patienten bleibt. Leider sprechen die ver- schiedenen Formen von Chemotherapie abhängig von Krebstyp und genetischer Veranlagung nur bei einem Teil der Patienten an und führen nur selten zu einer vollständigen Heilung. Glückliche Ausnahmen, bei denen eine Heilung oftmals möglich ist, bilden etwa die systemi- schen Krebsformen der Leukämie oder des Lymphoms oder viele Formen des Hodenkrebses. 2.4 Sind eindimensionale Schätzungen des Tumorwachstums ausreichend? Vor diesem Hintergrund ist die geringe zuverlässigkeit der Mittel überraschend, die in der kli- nischen Routine akzeptiert werden, um die Frage möglichst frühzeitig zu beantworten, ob eine Chemotherapie bei einem konkreten Patienten wirklich anspricht. Einer der wichtigsten Para- meter bei der Beurteilung des Erfolgs einer Chemotherapie ist das Tumorwachstum. Natürlich spielen auch noch andere Parameter eine Rolle, z. B. das Auftreten neuer Metastasen, die Ag- gressivität des Tumors, änderungen von Laborparametern (Tumormarker) oder aber der allge- meine zustand des Patienten. Wir möchten uns an dieser Stelle auf die Erfassung des Tumor- wachstums beschränken. Um dieses zu quantifizieren, messen Radiologen bisher den jeweils größten axialen Durchmesser der fünf größten Metastasen pro Organ (insgesamt maximal zehn) und vergleichen diese Durchmesser mit denen einer Voraufnahme. Es kommt also nicht auf die genaue Erfassung des Volumens, sondern vielmehr auf eine möglichst genaue und Fehler-robuste Erfassung des Wachstums an (Abb. 2). Hier können sich sowohl zufällige als auch systematische Fehler in sehr ungünstiger Weise verstärken oder auslöschen. Wie bereits erwähnt, spricht man nach dem RECIST-Kriterium von einem Therapieerfolg (partial response), wenn die Summe der Durchmesser um mehr als 30 % kleiner geworden ist. Wenn die Durchmessersumme um mehr als 20 % wächst, so klassifiziert man die Therapie als fehlgeschlagen (progressive disease). zwischen diesen beiden Grenzwerten spricht man von einer stable disease. Da es aber beim Tu- morwachstum im Grunde genommen um eine zu- oder Abnahme der Tumormasse geht und der Durchmesser ein Surrogat hiervon ist, wollen wir uns hier kurz überlegen, was die RECIST- Schranken eigentlich für das Tumor-Volumen bedeuten. Eine Abnahme des Tumor-Durchmes- sers um 30 % entspricht einer Abnahme des Volumens um ca. 66 %, eine zunahme des Durchmessers um 20 % einer zunahme des Volumens um ca. 73 %.3 Modellbildung in der bildbasierten Medizin: Radiologie jenseits des Auges Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 259–283 (2011) 267 3 Hier liegt kein Rechenfehler vor, der dazu führt, dass die Durchmesserschranken –30 % und +20 % im Volumen –66 % und +73 % entsprechen und damit ihre Größenrelation zu tauschen scheinen! Dies ist vielmehr die Wirkung der dritten Potenz, die bei der Volumenberechnung eingeht, und ein kleines Rechenbeispiel soll als Illustration für Interessierte dienen.Angenommen, der Durchmesser einer kugelförmigen Läsion beträgt in der Voruntersuchung d1 = 1 cm und im Verlauf d2 = 1,2 cm, entsprechend einer zunahme von 20 %. Wir berechnen die zugehörigen Volu- mina und . Das prozentuale Volumenwachstum ist dann . Analog berechnet sich für die untere RECIST-Schranke mit d2 = 0,7, ent- sprechend einer Abnahme von 30 %: und .v2 = p (0,7)3 6 0,18