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Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

Abb. 2 Mechanistische Wirkung von Arbeitsmarktreformen In Frankreich sehen wir, dass die Alterung ohnehin aufgrund der hohen Geburtenraten kaum die Erwerbstätigkeit reduziert. Schritte in der Arbeitsmarktreform würden also die Erwerbs- tätigkeit absolut erhöhen. Italien ist ein besonders interessantes Beispiel. Da die Erwerbstä- tigkeit (insbesondere die Frauenerwerbstätigkeit) in Italien extrem niedrig ist, kann ein Übergang von italienischen auf dänische Erwerbsquoten die Alterung vollständig kompensie- ren! Diese mechanistischen Berechnungen werden von Volkswirten insofern belächelt und als Hydraulik bezeichnet, weil wirtschaftspolitische Maßnahmen leider nicht so einfach funktio- nieren, wie es in diesen Graphiken dargestellt wird. Nicht alle Menschen werden eine Gesetz- gebung befolgen, die das Rentenalter um zwei Jahre erhöht, sondern sie werden versuchen, durch Erwerbsminderungsrenten oder andere Frühverrentungsmöglichkeiten eine frühere Rente zu erhalten. Auch eine Reduzierung der Ausbildungszeit um zwei Jahre lässt sich nicht einfach per Gesetz anordnen, und schon gar nicht eine höhere Frauenerwerbsquote, zumal eine höhere Frauenerwerbsquote eine niedrigere Männererwerbsquote verursachen mag, ins- besondere, wenn in Zukunft die Kinderzahl wieder ansteigen sollte, da sich nun beide Partner stärker mit der Kindererziehung befassen. Eine der Grundaufgaben der Volkswirtschaftslehre ist es, diese Verhaltensreaktionen zu modellieren. Dies ist kompliziert; quantitative Abschätzungen sind schwierig und benötigen wegen der Vielfalt menschlicher Verhaltensreaktionen ein reiches Datenmaterial. Um die Übersicht bei all den vielen Möglichkeiten menschlichen Verhaltens nicht zu ver- lieren, gießen Volkswirte ihre Verhaltensannahmen in mathematische Formeln. Die folgenden Gleichungen beginnen mit einer typischen Beschreibung des Haushaltsverhaltens: max [1] Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 285–301 (2011) Axel Börsch-Supan 294 ßj t, j, i u ct+ j, j, i ,1 lt+ j, j, i ht+ j, j, i( ) j =0 J