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Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

30000-fache der Masse von Raumschiff plus Ladung allein während der Beschleunigungs- phase beim Hinflug. Beim Abbremsen am Zielort ist erneut ein entsprechender Treibstoffauf- wand nötig. Man beachte, dass der beim Abbremsen benötigte Treibstoff zunächst mit beschleunigt werden musste – damit braucht man insgesamt eine Menge an Materie-Antima- terie-Treibstoff, die fast eine Milliarde mal so schwer ist wie die Masse des Raumschiffs und seiner Ladung! So gewaltig diese Anforderungen sind, so erscheinen sie doch fast banal im Vergleich zu der Herausforderung, ein stabiles Wurmloch zu betreiben, das einem Raumschiff als Abkür- zung auf dem Weg zu fernen Welten dienen könnte. Es ist durchaus denkbar, dass Wurmlöcher auf natürlichem Wege entstehen, beispielsweise während des Urknalls. Ein solches natürliches Wurmloch ist jedoch nicht stabil; es zieht sich so schnell zusammen, dass ein Raumschiff keine Chance hätte, es zu durchqueren. Wer es dennoch probiert, wird unweigerlich von dem kollabierenden Wurmloch in der Singularität zerquetscht. Andererseits bietet die Allgemeine Relativitätstheorie die Möglichkeit, ein stabiles Wurm- loch zunächst zu postulieren und dann die Feldgleichungen gewissermaßen rückwärts zu be- nutzen, um herauszufinden, welche Verteilung von Materie man bereitstellen müsste, um die Existenz eines solchen Wurmlochs zu sichern. Das Ergebnis einer solchen Rechnung enthält aber eine unangenehme Überraschung: Erforderlich ist Materie mit negativer Energie (oder negativer Masse). Solche Materie ist in unserer Alltagswelt vollkommen unbekannt. In dem nach wie vor recht dunklen Bereich, indem sich Relativitätstheorie und Quantentheorie treffen, kann solche Materie aber wahrscheinlich vorkommen. Dummerweise allerdings nur in Ver- bindung mit riesigen Mengen an Materie mit positiver Energie: Für unser gewünschtes Wurm- loch wäre insgesamt ungefähr so viel Materie nötig, wie das gesamte bekannte Universum enthält! Von den technischen Schwierigkeiten, solche ungeheuren Mengen in die erforderliche Form zu bringen, wollen wir hier erst gar nicht reden … Abb. 15 (A) Wir befinden uns in einem Raumschiff, dass von einer Warp-Blase eingeschlossen ist, die sich mit Warp 1,1 genau auf die Erde zu bewegt. Die Blickrichtung ist in Flugrichtung nach vorne. (B) Wieder befinden wir uns in einem Raumschiff, das von einer Warp-Blase eingeschlossen ist. Diesmal bewegt sich die Blase mit dem Raumschiff von der Erde weg, und wir schauen in Flugrichtung nach hinten auf die Erde. Die Geschwindigkeit ist wieder Warp 1,1. Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 65–81 (2011) Hanns Ruder und Hans-Peter Nollert 80 A B