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G7- und G20-Politikberatung

G7-Stellungnahmen 2022

G7-Stellungnahmen 2022

Grafik: Sisters of Design

In Vorbereitung des G7-Gipfels der Staats- und Regierungschefs im Juni 2022 haben die Nationalen Akademien der Wissenschaften der G7-Staaten unter Federführung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina gemeinsame Stellungnahmen erarbeitet. Sie wurden an die deutsche G7-Präsidentschaft übergeben und auf dem Science7 Dialogue Forum am 31. Mai 2022 vorgestellt.

Schwerpunkte der Stellungnahmen, die unter Federführung der Leopoldina entstanden, sind die Auswirkungen des Klimawandels auf Polarregionen und Ozeane, Maßnahmen zur Dekarbonisierung, die Entwicklung von antiviralen Medikamenten zur Pandemievorsorge sowie die Notwendigkeit eines One Health-Ansatzes in Bezug auf Zoonosen und antimikrobielle Resistenzen.

Ozean und Kryosphäre
Ozean und Kryosphäre sind die effizientesten Frühwarnsysteme unseres Planeten für den Klimawandel. In der Antarktis und in Grönland hat sich der Eisverlust stark beschleunigt. Die Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Erwärmung und Versauerung des Ozeans haben erheblichen Auswirkungen auf das globale Klima. Das Auftauen des Permafrosts verstärkt die globale Erwärmung zusätzlich. Angesichts dieser dramatischen Entwicklungen fordern die G7-Akademien eine massive Verringerung der Treibhausgasemissionen, den weltweiten Schutz der Meeres-Ökosysteme, die Einbeziehung aller Formen des Wissens für Lösungsansätze sowie die Verbesserung der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit und des Datenaustauschs für ein Erdbeobachtungs- und Vorhersagesystem.

Dekarbonisierung
Dekarbonisierung ist ein zentrales Element zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens, in dem sich 196 Staaten dazu verpflichtet haben, ihre Treibhausgasemissionen erheblich zu reduzieren, um die globale Erwärmung zu begrenzen. Dies umfasst den Ausbau der erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung, die Dekarbonisierung von Verkehr und Transport sowie der gesamten Industrie. Eine deutliche Emissionsreduzierung in der Landwirtschaft ist ebenso entscheidend. Um den Übergang zu einer Welt mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu beschleunigen, fordern die G7-Akademien den Aufbau eines kohlenstoffneutralen und widerstandsfähigen Energiesystems, eine Stärkung der internationalen Zusammenarbeit für eine gerechte Energiewende weltweit durch die Einführung eines Handelssystems für erneuerbare Energie und die Einführung eines globalen CO2-Bepreisungsmechanismus, die Stärkung von Klimakompetenz und Bürgerbeteiligung sowie die Förderung von technologischen und sozialen Innovation im Hinblick auf Klimaneutralität.

Antivirale Medikamente
Die breite Verfügbarkeit von antiviralen Medikamenten, die im Pandemiefall ergänzend zu Impfstoffen eingesetzt werden können, ist ein zentraler Bestandteil einer effektiven Pandemievorsorge. Die Erfahrung mit der COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass die Welt unzureichend auf Pandemien vorbereitet ist und dringender Handlungsbedarf bei der Entwicklung neuer antiviraler Medikamente besteht. Die Wissenschaftsakademien der G7-Staaten fordern deshalb eine stärkere Förderung der Entwicklung spezifischer und breit wirksamer antiviraler Medikamente durch die Etablierung langfristiger Finanzierungsmechanismen, die Schaffung adäquater Infrastrukturen für die Durchführung effizienter klinischer Studien sowie eine Verbesserung der Koordination internationaler Aktivitäten im Bereich der Pandemievorsorge.

One Health-Ansatz
Der One Health-Ansatz steht für einen ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz, der auf der Grundannahme basiert, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und Umwelt eng miteinander verknüpft ist. Die voranschreitende Zerstörung der Ökosysteme weltweit begünstigt das Auftreten von Krankheitserregern tierischen Ursprungs beim Menschen und umgekehrt (“Zoonosen”). Gleichzeitig verlieren antimikrobielle Medikamente (z.B. Antibiotika), die das wirksamste Mittel bei der Behandlung von Infektionskrankheiten darstellen, durch die Zunahme antimikrobieller Resistenzen (AMR) an Wirksamkeit. Um bei der Lösung dieses umfassenden Problemkomplex voranzukommen, empfehlen die Wissenschaftsakademien der G7-Länder konkrete Maßnahmen zur Umsetzung des One Health-Ansatzes weltweit, den Einsatz neuer digitaler Technologien zur effektiven Überwachung von Zoonosen und AMR sowie eine Stärkung von Forschung, die auf dem One Health-Ansatz beruht.

KONTAKT

Leopoldina

Dr. Ruth Narmann

Leiterin der Abteilung Internationale Beziehungen

Tel. 030 - 241 8987 - 473
Fax 0345 - 47 239 - 838
E-Mail ruth.narmann (at)leopoldina.org