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Anthony Hyman erhält Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2022

Anthony Hyman erhält Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2022

Prof. Dr. Anthony Hyman
Foto: Sven Döring

Dem britischen Zellbiologen Anthony Hyman wird im September in Berlin der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2022 verliehen. Die Körber-Stiftung würdigt damit seine Entdeckung eines völlig neuen Zustands biologischer Materie, womit er und sein Team einen entscheidenden Beitrag zur Erforschung von Krankheiten und neuer Medikamente lieferten. Anthony Hyman ist geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. Der Leopoldina gehört er seit 2021 an.

In seiner Forschung untersucht Anthony Hyman, wie die Trennung zwischen verschiedenen physikalischen Phasen (Phasenseparation) die Bildung von membranlosen Unterteilungen (Kompartimenten) in Zellen beeinflusst. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche Rolle dynamische, biomolekulare Kondensate bei der vorübergehenden Ansammlung von Proteinen in membranlosen Kompartimenten spielen. Diese Organisation (Kompartimentierung) von Proteinen hat Auswirkungen auf ihre Funktion und beeinflusst biochemische Prozesse in der Zelle. Insbesondere seine Entdeckung, dass sich in der Zellflüssigkeit örtlich Proteine in hoher Konzentration ansammeln (Kondensate) und auch schnell wieder abgebaut werden, liefert eine wichtige Grundlage für die Erforschung von degenerativen Krankheiten wie amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder Alzheimer. Liegen Störungen dieses Abbauprozesses vor, können sich in den betroffenen Zellen toxische Stoffe ablagern, die entsprechende Erkrankungen auslösen. Hyman und seine Forschungsgruppe forschen nun an den biologischen Funktionen dieser Kondensate. Dieses Wissen kann später auch helfen, diese Krankheiten zu heilen.

Anthony Hyman studierte ab 1984 Zoologie am University College London/UK. 1988 wurde er am King’s College Cambridge/UK in molekularer Zellbiologie promoviert. Danach war er vier Jahre lang Postdoc an der University of California in San Francisco/USA (UCSF). 1993 wurde er Gruppenleiter am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg und wechselte 1997 ans Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik nach Dresden. Hier war er zunächst ein Jahr lang Direktor und von 2010 bis 2013 Geschäftsführender Direktor. Seit 2021 ist er erneut Geschäftsführender Direktor. Darüber hinaus war er lange Zeit Vorsitzender verschiedener wissenschaftlicher Beiräte, etwa am Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien/Österreich (2007 bis 2016) und dem Novo Nordisk Foundation (NFF) Center for Protein Research in Kopenhagen/Dänemark (2014 bis 2020). Für seine Forschung wurde Anthony Hyman bereits mehrfach ausgezeichnet. 2011 erhielt er den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und 2020 den Wiley Prize in Biomedical Sciences der Wiley Foundation sowie den NOMIS Distinguished Scientist Award der NOMIS Foundation, Zürich/Schweiz. Der Leopoldina gehört er seit 2021 in der Sektion Genetik/Molekularbiologie und Zellbiologie an und wurde 2017 von ihr für seine herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten auf diesem Gebiet mit der Schleiden-Medaille ausgezeichnet.

Mit dem Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft erhält Anthony Hyman einen der höchst-dotierten Forschungspreise weltweit. Die Körber-Stiftung würdigt damit jährlich herausragende und in Europa tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für innovative und vielversprechende Forschungsarbeiten in den Life und Physical Sciences. In der Vergangenheit wurden bereits mehrfach Leopoldina-Mitglieder mit dem Körber-Preis ausgezeichnet – unter anderem Bernhard Schölkopf (2019), Svante Pääbo (2018) und Stefan Hell (2011).