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Rudolf Hagemann mit Miescher-Ishida-Preis ausgezeichnet

Rudolf Hagemann mit Miescher-Ishida-Preis ausgezeichnet

Der Genetiker Professor Rudolf Hagemann, Leopoldina-Mitglied seit 1969, ist auf der 12. Tagung der International Society of Endocytobiology in Halifax, Kanada, im August 2013 mit dem Miescher-Ishida-Preis ausgezeichnet worden. Damit werden seine Forschungsarbeiten zu Plastiden-Mutationen gewürdigt, die entscheidend zum Verständnis der extranukleären Vererbung beigetragen haben.

Die eukaryotische Zelle besitzt drei Organellen, die primäre genetische Informationen tragen: den Zellkern, die Mitochondrien und die Plastiden. Mitochondrien und Plastiden waren in der Frühzeit der Entwicklung des Lebens freilebende Einzeller. Sie wurden in einem der Phagozytose ähnlichen Prozess vom frühen Vorläufer der eukaryotischen Zelle als Symbionten aufgenommen und im Laufe der Evolution in lebenswichtige Organellen umgewandelt. Aus Alpha-Proteo-Bakterien entstanden die Mitochondrien, die Zentren der Atmung; aus Cyanobakterien gingen die Plastiden, die Zentren der Photosynthese, hervor. Diese Prozesse der endosymbiontischen Aufnahme und Umwandlung ursprünglich freilebender Einzeller in eukaryotische Organellen werden als Endocytobiose bezeichnet.

Professor Rudolf Hagemann studierte Biologie und Genetik in Leipzig und Halle. Von 1955 bis 1967 arbeitete er als Mitarbeiter des Instituts-Direktors und Leopoldina-Mitglieds Hans Stubbe im Institut für Kulturpflanzenforschung der DAW in Gatersleben. Er wurde 1958 promoviert und habilitierte sich 1966 in Halle. Von 1967-1994 war er Professor für Genetik und Direktor des Institutes für Genetik an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und 1994-1996 Professor für Genetik am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung Köln. Seit 1996 ist er Professor im Ruhestand. In den Jahren 1990, 1995 und 1997 war er für je ein Semester Gast-Professor für Molekulargenetik an der Universität Salzburg, Österreich. Hagemann hat sich gemeinsam mit zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über viele Jahre in Vererbungsexperimenten sowie in molekularbiologischen und elektronenmikroskopischen Arbeiten mit Plastiden-Mutanten und ihren Normalformen beschäftigt und dabei international beachtete Resultate erzielt. Er hat damit wesentlich zum Fortschritt der Plastiden-Genetik beigetragen. Rudolf Hagemann wurde 1969 Mitglied der Leopoldina in der Sektion Genetik/Molekularbiologie und Zellbiologie.

Der Miescher-Ishida-Preis ist benannt nach dem deutsch-schweizerischen Mediziner Friedrich Miescher und dem japanischen Biochemiker Masahiro Ishida. Miescher beschrieb 1871 erstmals die chemische Substanz, die später als DNA (Desoxyribonukleinsäure) bezeichnet wurde. Ishida wies 1963 erstmals biochemisch nach, dass die Plastiden spezifische Plastiden-DNA enthalten.