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Ute Frevert wird neue Präsidentin der Max Weber Stiftung

Ute Frevert wird neue Präsidentin der Max Weber Stiftung

Prof. Dr. Ute Frevert
Foto: Andreas Reeg

Die Berliner Historikerin und Direktorin des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung Ute Frevert ist von Bettina Stark-Watzinger, der Bundesministerin für Bildung und Forschung, zur neuen Präsidentin der Max Weber Stiftung ‒ Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland berufen worden. Sie wird am 1. März 2023 den derzeitigen Präsidenten und Sinologen Hans van Ess ablösen und ist somit die erste Frau, die dieses Amt bekleidet.

Ute Frevert ist Historikerin. Im Zentrum ihrer Forschung steht die Geschichte moderner Gesellschaften und deren kultureller und sozialer Systeme. Eine tragende Rolle spielen dabei die Konstruktion und Deutung von Geschlechterdifferenzen. Frevert untersucht, welche Handlungsfelder Frauen und Männern zugewiesen wurden und wie (und warum) sich diese Zuweisungen änderten. In diesem Kontext bearbeitet sie Themen wie die soziale und kulturelle Codierung von Gewalt, etwa im Duell und beim Militär, oder auch die Produktion von Ehre und Empathie. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Entwicklung europäischer Identitäten und Identifikationen sowie die Geschichte der politischen Kommunikation, vor allem zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Repräsentanten des Staates. 2008 etablierte sie die Emotionsgeschichte als eigenständiges interdisziplinäres Forschungsfeld. In diesem Rahmen entstanden Bücher zur Politik der Demütigung, zu Praktiken des Vertrauens und zur Macht von Gefühlen im 20. (und frühen 21.) Jahrhundert.

Nach ihrer Promotion 1982 an der Universität Bielefeld arbeitete Ute Frevert an verschiedenen Instituten in und außerhalb Deutschlands, darunter auch als Professorin für Deutsche Geschichte an der Yale University in den USA. Sie habilitierte sich 1989 und wurde 1991 Professorin für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin. Im Jahr 2007 wurde sie Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und baute als Direktorin den Forschungsbereich „Geschichte der Gefühle“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin auf. Seit 2004 ist sie Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Ute Frevert wurde für ihre Forschung mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie 1998 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 2016 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse sowie 2020 den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Die Max Weber Stiftung ‒ Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland fördert die Forschung in den Geschichts-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in ausgewählten Ländern und damit das gegenseitige Verständnis. Sie unterhält zurzeit weltweit elf Institute sowie weitere Forschungsgruppen und Büros. Durch eine unmittelbare Nähe zu den Forschungsgegenständen und durch den Austausch unterschiedlicher Perspektiven und Herangehensweisen schafft die MWS Voraussetzungen für exzellente grenzüberschreitende geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung.