Prof. Dr. Reinhard Genzel
Nobelpreis für Physik 2020
- Fachbereich Physik
- Ort Garching, Deutschland
- Wahljahr 2002
Forschung
Forschungsschwerpunkte: Experimentelle Astrophysik, kosmologische Galaxienentstehung und
-entwicklung, massereiche Schwarze Löcher, Galaxienkerne, hochauflösende Infrarot-, Submillimeter- und Millimeterastronomie, Sternentstehung, extragalaktische Astrophysik
Reinhard Genzel ist ein deutscher Astrophysiker. Er ist einer der weltweit führenden Forschenden auf dem Gebiet der Infrarot- und Submillimeter- und Millimeter-Astronomie. Sein vorrangiges Interesse gilt dem Entstehen, der Entwicklung und den Kernen von Galaxien wie unserer Milchstraße. Darüber hinaus befasst er sich mit der Entstehung und Entwicklung von Sternen und Schwarzen Löchern und erforscht das interstellare Medium, also Materie, Strahlung und Magnetfelder im interstellaren Raum zwischen den Sternen einer Galaxie. Reinhard Genzel entdeckte zeitgleich mit der US-amerikanischen Astronomin Andrea Ghez ein supermassereiches Schwarzes Loch von etwa 4,3 Millionen Sonnenmassen im Zentrum unserer Galaxie. Für die Entdeckung dieses Objektes, das heute als Sagittarius A* bekannt ist, wurde er 2020 gemeinsam mit Andrea Ghez mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.
Um die Struktur und Dynamik solcher Objekte zu untersuchen, haben Reinhard Genzel und sein Team eine Reihe neuer Beobachtungstechniken und Instrumente im Bereich der Infrarot-, Submillimeter- und Millimeter-Astronomie entwickelt. Es gelang ihnen, die Sensitivität und die Winkelauflösung insbesondere für Infrarot-Instrumente dramatisch zu verbessern. Diese Messgeräte, die sowohl auf der Erde als auch im Weltraum stationiert sind, gehören zu den erfolgreichsten ihrer Zeit.
Mit diesen Instrumenten verfolgt Reinhard Genzel eine spezielle Beobachtungsstrategie: Statt statistischer Untersuchungen vieler Objekte ist es das Ziel, mit vielfältigen Methoden ein detailliertes physikalisches Verständnis einiger weniger repräsentativer Quellen zu erlangen und so gezielt einigen Schlüsselfragen auf den Grund zu gehen.
So konnten Reinhard Genzel und sein Team durch 20 Jahre lange, vielfach preisgekrönte Beobachtungen das heute als Sagitarrius A* bekannte Schwarze Loch von 4,3 Millionen Sonnenmassen im Zentrum unserer Milchstraße nachweisen. Damit gelang ihnen der bislang stärkste empirische Nachweis für die Existenz von Schwarzen Löchern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Albert Einstein im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie postuliert worden waren.
Werdegang
- 2022 Heinrich-Hertz-Gastprofessur, Karlsruhe Institute of Technology (KIT)
- seit 2017 Professor, Graduate School, University of California, Berkeley, USA
- 1999 -2016 Full Professor of Physics, University of California, Berkeley, USA
- 1987-1999 Visiting Professor, University of California, Berkeley, USA
- seit 1988 Honorarprofessor, Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) München
- seit 1986 Direktor und Wissenschaftliches Mitglied, Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE), Garching
- 1985-1986 Full Professor, University of California, Berkeley, USA
- 1981-1985 Associate Professor, University of California, Berkeley, USA
- 1980-1982 Miller Fellow, University of California, Berkeley, USA
- 1978-1980 Postdoktorand, Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, Cambridge, USA
- 1978 Promotion, Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn
- 1975 Diplom in Physik, Institut für Physik und Astronomie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Funktionen
- seit 2021 Vizekanzler, Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste, Berlin
- seit 1986 Mitglied, Wissenschaftlicher Rat der Max-Planck-Gesellschaft, München
Projekte
- 2017-2025 Leiter, Projekt „Das atomare und molekulare interstellare Medium in sternbildenden Galaxien bei hoher Rotverschiebung“, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
- 2009-2016 Leiter, Projekt „Dynamik und kosmologische Entwicklung von Galaxien und massenreichen Schwarzen Löchern“, DFG
- 1995-1999 Leiter, Teilprojekt „Zur Theorie der induzierten Sternentstehung und der Entstehung massereicher Sterne“, Schwerpunktprogramm (SPP) 471 „Physik der Sternentstehung“, DFG
- 1995-1999 Leiter, Teilprojekt „Großräumige Verteilung von T-Tauri-Sternen, optische Identifikationen und Eigenbewegungsbestimmungen von röntgenselektierten weak-line T-Tauri-Sternen“, SPP 471, DFG
- GRAVITY is an adaptive optics assisted Beam Combiner for the second generation VLTI instrumentation, GRAVITY + collaboration
Auszeichungen und Mitgliedschaften
- 2025 Medalla Rectoral, Universidad de Chile, Santiago de Chile, Chile
- 2023 Ehrendoktorwürde, Université Grenoble Alpes, Grenoble, Frankreich
- 2022 Heinrich-Hertz-Gastprofessur, Karlsruhe Institute of Technology (KIT), Karlsruhe
- 2021 Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst, Freistaat Bayern
- 2020 Nobelpreis für Physik (gemeinsam mit Andrea Ghez), Royal Swedish Academy of Sciences, Schweden
- seit 2020 Mitglied, Pontifical Academy of Sciences, Vatikanstadt
- 2014 Ehrendoktorwürde, Observatoire de Paris (OBSPM), Paris, Frankreich
- 2014 Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens, Bundesrepublik Deutschland
- 2014 Caroline Herschel Medal, Royal Astronomical Society (RAS), UK
- 2014 Harvey Prize, Technion – Israel Institute of Technology, Haifa, Israel
- seit 2013 Mitglied, Orden Pour le Mérite, Berlin
- seit 2012 Auswärtiges Mitglied, Royal Society, UK
- 2012 Crafoord Prize, Royal Swedish Academy of Sciences, Schweden
- 2012 Tycho Brahe Medal, European Astronomical Society (EAS)
- 2011 Karl-Schwarzschild-Medaille, Astronomische Gesellschaft, Hamburg
- 2010 Karl G. Jansky Lecture, National Radio Astronomy Observatory, University of Virginia, Charlottesville, USA
- 2010 Ehrendoktorwürde, Leiden University, Leiden, Niederlande
- 2008 Shaw-Prize, Shaw Prize Foundation, Hongkong, China
- 2007 Albert-Einstein-Medaille, Albert Einstein-Gesellschaft, Bern, Schweiz
- 2007 Namensgeber, Asteroid „(18241) Genzel“
- 2005 Petrie Prize Lecture, Canadian Astronomical Society (CASCA), Kanada
- 2003 Balzan Preis, Internationale Balzan Stiftung „Preis“, Mailand, Italien
- 2003 Stern-Gerlach-Medaille für experimentelle Physik, Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG)
- seit 2003 Mitglied, Bayerische Akademie der Wissenschaften, München
- seit 2002 Mitglied, Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
- seit 2002 Mitglied, European Academy of Sciences
- seit 2000 Auswärtiges Mitglied, National Academy of Sciences (NAS), USA
- 2000 De Vaucouleurs Medal, University of Texas at Austin, Austin, USA
- 2000 Prix Jules-Janssen, Société astronomique de France, Frankreich
- seit 1998 Auswärtiges Mitglied, Académie des sciences, Paris, Frankreich
- seit 1995 Mitglied, Academia Europaea
- 1990 Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis, Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Bonn
- 1986 Newton Lacy Pierce Prize in Astronomy, American Astronomical Society, USA
- 1984 Presidential Young Investigators Award, National Science Foundation, USA
- 1980 Otto-Hahn-Medaille, Max-Planck-Gesellschaft, München