Prof. Dr. Tobias Bonhoeffer
- Fachbereich Neurowissenschaften
- Ort Martinsried, Deutschland
- Wahljahr 2010
Forschung
Forschungsschwerpunkte: Plastizität des Gehirns, neuronale Schaltkreise, Lernen und Gedächtnis, präfrontaler Kortex
Tobias Bonhoeffer ist ein deutsch-amerikanischer Neurobiologe, der mit seiner Forschung wesentlich zum Verständnis von Lernen und Gedächtnisbildung beigetragen hat. Er konnte zeigen, dass Synapsen – die Kontaktstellen zwischen Nervenzellen – zeitlebens gebildet, verstärkt, abgeschwächt oder abgebaut werden. Diese synaptische Plastizität bildet die Basis allen Lernens. Tobias Bonhoeffers Erkenntnisse sind sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die angewandte Neurowissenschaft relevant.
Lernen findet an den Synapsen zwischen Nervenzellen statt. Tobias Bonhoeffer und sein Team haben gezeigt, dass diese Verbindungen im Gehirn nicht statisch sind, sondern sich den jeweiligen Erfordernissen anpassen. So konnte Tobias Bonhoeffers Arbeitsgruppe nachweisen, dass die Verstärkung einer Synapse oft mit dem Wachstum dendritischer Dornen korreliert – winzigen Strukturen, die als „Andockstellen“ zwischen Nervenzellen fungieren. Diese Erkenntnisse belegen den Zusammenhang zwischen synaptischer Funktion und struktureller Plastizität.
Tobias Bonhoeffers Team hat die neuronale Plastizität auch auf molekularer Ebene erforscht und die Rolle von Nervenwachstumsfaktoren aufgedeckt. So unterstützt der Brain-derived Neurotrophic Factor (BDNF) Wachstum und Stabilität synaptischer Verbindungen und ist ein Schlüsselfaktor für langanhaltende synaptische Veränderungen. Weitere Arbeiten haben gezeigt, dass die Stabilität neuer synaptischer Kontakte während des Lernens nicht nur von der Synthese, sondern auch vom Abbau spezifischer Proteine abhängt.
Ein weiteres Ergebnis von Tobias Bonhoeffers Forschung ist die Entdeckung, dass während des Lernens gebildete synaptische Kontakte auch dann bestehen bleiben können, wenn die gelernte Information vergessen wird. Diese „latenten Spuren“ erleichtern das spätere Wiedererlernen dieser Inhalte. Dies erklärt, warum früh erworbene Fähigkeiten leichter wiedererlangt werden können.
Der Neurobiologe hat auch kortikale Karten analysiert, insbesondere im visuellen System. In frühen Studien bewies er mithilfe der intrinsischen optischen Bildgebung die Existenz von sogenannten Pinwheels – radial angeordneten Mustern neuronaler Aktivität in der visuellen Großhirnrinde von Säugetieren. Diese Karten sind nicht nur stabil, sondern auch flexibel genug, um sich an Erfahrungen aus der Umwelt anzupassen. In einer jüngeren Studie konnte das Forschungsteam nachweisen, dass Nager visuelle Reize in Kategorien einteilen können. Dabei spielen spezifische Veränderungen im medialen präfrontalen Kortex eine zentrale Rolle. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung dieses Hirnareals für komplexe kognitive Prozesse.
Die Forschung von Tobias Bonhoeffer zeigt, wie neuronale Netzwerke durch Interaktion mit der Umwelt geformt werden. Seine Arbeiten zu synaptischer Plastizität und kortikalen Karten verdeutlichen, dass Lernen nicht nur die Funktion, sondern auch die Struktur des Gehirns prägt. Diese Erkenntnisse haben nicht nur die Grundlagenforschung geprägt, sondern bieten auch Potenzial für therapeutische Ansätze, beispielsweise zur Rehabilitation nach Hirnverletzungen oder zur Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen.
Tobias Bonhoeffer ist ein deutsch-amerikanischer Neurobiologe, der mit seiner Forschung wesentlich zum Verständnis von Lernen und Gedächtnisbildung beigetragen hat. Er konnte zeigen, dass Synapsen – die Kontaktstellen zwischen Nervenzellen – zeitlebens gebildet, verstärkt, abgeschwächt oder abgebaut werden. Diese synaptische Plastizität bildet die Basis allen Lernens. Tobias Bonhoeffers Erkenntnisse sind sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die angewandte Neurowissenschaft relevant.
Lernen findet an den Synapsen zwischen Nervenzellen statt. Tobias Bonhoeffer und sein Team haben gezeigt, dass diese Verbindungen im Gehirn nicht statisch sind, sondern sich den jeweiligen Erfordernissen anpassen. So konnte Tobias Bonhoeffers Arbeitsgruppe nachweisen, dass die Verstärkung einer Synapse oft mit dem Wachstum dendritischer Dornen korreliert – winzigen Strukturen, die als „Andockstellen“ zwischen Nervenzellen fungieren. Diese Erkenntnisse belegen den Zusammenhang zwischen synaptischer Funktion und struktureller Plastizität.
Tobias Bonhoeffers Team hat die neuronale Plastizität auch auf molekularer Ebene erforscht und die Rolle von Nervenwachstumsfaktoren aufgedeckt. So unterstützt der Brain-derived Neurotrophic Factor (BDNF) Wachstum und Stabilität synaptischer Verbindungen und ist ein Schlüsselfaktor für langanhaltende synaptische Veränderungen. Weitere Arbeiten haben gezeigt, dass die Stabilität neuer synaptischer Kontakte während des Lernens nicht nur von der Synthese, sondern auch vom Abbau spezifischer Proteine abhängt.
Ein weiteres Ergebnis von Tobias Bonhoeffers Forschung ist die Entdeckung, dass während des Lernens gebildete synaptische Kontakte auch dann bestehen bleiben können, wenn die gelernte Information vergessen wird. Diese „latenten Spuren“ erleichtern das spätere Wiedererlernen dieser Inhalte. Dies erklärt, warum früh erworbene Fähigkeiten leichter wiedererlangt werden können.
Der Neurobiologe hat auch kortikale Karten analysiert, insbesondere im visuellen System. In frühen Studien bewies er mithilfe der intrinsischen optischen Bildgebung die Existenz von sogenannten Pinwheels – radial angeordneten Mustern neuronaler Aktivität in der visuellen Großhirnrinde von Säugetieren. Diese Karten sind nicht nur stabil, sondern auch flexibel genug, um sich an Erfahrungen aus der Umwelt anzupassen. In einer jüngeren Studie konnte das Forschungsteam nachweisen, dass Nager visuelle Reize in Kategorien einteilen können. Dabei spielen spezifische Veränderungen im medialen präfrontalen Kortex eine zentrale Rolle. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung dieses Hirnareals für komplexe kognitive Prozesse.
Die Forschung von Tobias Bonhoeffer zeigt, wie neuronale Netzwerke durch Interaktion mit der Umwelt geformt werden. Seine Arbeiten zu synaptischer Plastizität und kortikalen Karten verdeutlichen, dass Lernen nicht nur die Funktion, sondern auch die Struktur des Gehirns prägt. Diese Erkenntnisse haben nicht nur die Grundlagenforschung geprägt, sondern bieten auch Potenzial für therapeutische Ansätze, beispielsweise zur Rehabilitation nach Hirnverletzungen oder zur Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen.
Werdegang
- seit 2014 Außerordentlicher Professor, Norwegian University of Science and Technology (NTNU), Trondheim, Norwegen
- seit 2002 Professor, Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München
- seit 1998 Direktor, Max-Planck-Institut für Biologische Intelligenz (bis 2022: Max-Planck-Institut für Neurobiologie), Martinsried
- 1995 Habilitation, Technische Universität (TU) Darmstadt sowie LMU München
- 1993-1998 Leiter, Forschungsgruppe, Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München
- 1991-1993 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt am Main
- 1989-1990 Postdoktorand, Rockefeller University, New York City, USA
- 1988 Promotion in Biologie, Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, Tübingen
- 1986-1988 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, Tübingen
- 1984 Diplom in Physik, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- 1978-1984 Studium der Physik, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Funktionen
- 2017-2020 Vorsitzender, Wissenschaftlicher Rat, Max-Planck-Gesellschaft (MPG), München
- seit 2016 Scientific Advisor, Chan Zuckerberg Initiative, San Francisco, USA
- 2014-2021 Governor, Wellcome Trust, London, UK
- 2009-2014 Fachbeirat, Institut für Molekulare Pathologie (IMP), Wien, Österreich
- 2009-2012 Mitglied, Kavli Prize Selection Committee in Neuroscience, Norwegian Academy of Science and Letters, Norwegen
- 2009 Mitglied, Awards Directory, Boehringer Ingelheim FENS Research Award, Federation of European Neuroscience Societies (FENS)
- 2008-2011 Vorsitzender, Biologisch-Medizinische Sektion, MPG, München
- 2007-2012 Mitglied, McKnight Endowment Fund for Neuroscience, Technological Innovations in Neuroscience Awards, McKnight Foundation, Minneapolis, USA
- 2007-2008 Mitglied, Wissenschaftlicher Beirat und Vorsitzender, Auswahlkomitee „Brain and Computer“, Institute of Science and Technology Austria (ISTA), Klosterneuburg, Österreich
- seit 2006 Mitglied, Editorial Board, Neural Development
- 2005-2007 Vorsitzender, Perspektivenkommission, Biologisch-Medizinische Sektion, MPG, München
- 2004-2010 Mitglied, International Scientific Council, European Brain Research Institute Rita Levi-Montalcini (EBRI), Rom, Italien
- 2004-2008 Mitglied, Editorial Board, Neuroscience Letters
- 2004-2005 Vorsitzender, Komitee „Minerva Fellowship“, Minerva Stiftung, München
- seit 2003 Mitglied, Editorial Board, Hippocampus
- 2002 Mitglied, Wissenschaftlicher Beirat, Departement Biologie, Eidgenössische Technische Hochschule (ETH), Zürich, Zürich, Schweiz
- 2001-2011 Mitglied, Fachbeirat, Swiss National Science Foundation (NCCR), Schweiz
- 2001-2004 Mitglied, Vorstand, Deutsche Neurowissenschaftliche Gesellschaft
- 2001-2002 Mitglied, Editorial Board, Current Biology
- 2000-2007 Mitglied, Editorial Board, Progress in Neurobiology
- 2000-2006 Fachbeirat, Center for Excellence in Brain Science and Intelligence Technology (Institute of Neuroscience), Shanghai, Chinese Academy of Sciences, China
- 2000 Mitglied, Scientific Advisory Board, Institute of Neuroinformatics, ETH Zürich sowie Universität Zürich (UZH), Schweiz
- seit 2000 Mitglied, Editorial Board, Neuron
- 1999-2008 Mitglied, Editorial Board, European Journal of Neuroscience
- 1996-1998 Mitglied, Editorial Board, Journal of Neurobiology
- 1995-1998 Mitglied, Editorial Board, NeuroImage
Projekte
- 2006-2019 Beteiligter Wissenschaftler, Graduiertenschule (GSC) 82 „Graduiertenschule für Systemische Neurowissenschaften“, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
- 2010-2021 Leiter, Teilprojekt „Strukturelle synaptische Veränderungen und ihre Rolle in erfahrungsabhängiger Plastizität“, Sonderforschungsbereich (SFB) 870, DFG
- 2000-2003 Kooperationspartner, Projekt „Entwicklung eines photoaktivierbaren Doxycylin-Analogs zur gezielten Aktivierung von Transgenen in einzelnen Zellen“, DFG
- 1997-2000 Antragsteller, Teilprojekt „Die Rolle von Neurotrophinen bei der aktivitätsabhängigen Entwicklung des visuellen Systems von Säugern“, Schwerpunktprogramm (SPP) 1026, DFG
- 1995-2007 Leiter, Teilprojekt „Zelluläre Mechanismen synaptischer Plastizität“, SFB 391, DFG
Auszeichungen und Mitgliedschaften
- seit 2020 Mitglied, National Academy of Sciences, USA
- seit 2010 Mitglied, Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
- seit 2006 Mitglied, European Molecular Biology Organization (EMBO)
- seit 2003 Mitglied, Academia Europaea
- 2003-2011 Mitglied, Neuroscience Research Program, Neurosciences Institute, San Diego, USA
- 2004 Ernst-Jung-Preis für Medizin, Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung, Hamburg
- seit 2002 Mitglied, Faculty of 1000 (F1000), F1000, London, UK
- 1990 Attempto-Preis für Nachwuchs-Neurowissenschaftler, Eberhard Karls Universität Tübingen