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Foto: Bachmann
Wahljahr: | 2022 |
Sektion: | Mikrobiologie und Immunologie |
Stadt: | Tübingen |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Mikrobiologie, Infektionsbiologie, Mikrobiom, Infektionsabwehr, Antibiotika
Andreas Peschel ist ein deutscher Mikrobiologe. Er erforscht den bakteriellen Infektionserreger Staphylococcus aureus und die Mechanismen, die seinen Erfolg bei der symptomlosen Besiedlung menschlicher Körperoberflächen als Bestandteil des Mikrobioms und bei der Auslösung schwerer invasiver Infektionen steuern.
Die Oberflächen des menschlichen Körpers werden von hochkomplexen und variablen Konsortien von Mikroorganismen, dem so genannten Mikrobiom, besiedelt, die für viele menschliche Körperfunktionen eine wesentliche Rolle spielen. Tatsächlich hat der Mensch mehr Bakterien als Körperzellen, die zusammen einen „Metaorganismus“ bilden. Nur eine kleine Minderheit der bakteriellen Besiedler ist potentiell pathogen, aber diese Bakterien sind von großer Bedeutung, da sie für die große Mehrheit der invasiven, oft tödlichen Infektionen verantwortlich sind. Trotz ihrer Bedeutung ist die mikrobielle Ökologie menschlicher Körperoberflächen bisher kaum erforscht worden.
Andreas Peschel befasst sich insbesondere mit Staphylococcus (S.) aureus. Dieses Bakterium ist bei 20 bis 30 Prozent der menschlichen Bevölkerung Bestandteil des nasalen Mikrobioms und stellt in der nördlichen Hemisphäre die häufigste Ursache lebensbedrohlicher invasiver Infektionen dar. Die individuelle Veranlagung zur Besiedlung durch S. aureus und der Übergang von kommensalen zu pathogenen Lebensformen sind spannende Beispiele für Koevolution und Anpassungsprozesse zwischen Mikrobe und Wirt. Peschel und sein Team untersuchen die zugrundeliegenden Prinzipien der nasalen Kolonisierung durch S. aureus, die Fähigkeiten gutartiger Mikroorganismen, die
S. aureus-Besiedlung zu verhindern, und die Mechanismen, die S. aureus nutzt, um das menschliche Immunsystem zu überlisten. So zeigte Peschel 2016 mit seiner Gruppe, dass das vom Bakterium Staphylococcus lugdunensis in der Nase produzierte Lugdunin ein guter Kandidat für Antibiotika gegen multiresistente Keime wie S. aureus ist. Lugdunin greift die pathogenen Keime auf mehreren Ebenen an. Dieses natürliche Antibiotikum ist somit in Sachen Resistenzvermeidung gegenüber einem chemisch hergestellten Stoff, der nur ein einzelnes Angriffsziel in der Bakterienzelle hat, überlegen. Es kann den Forschern helfen, neue therapeutische Wirkstoffe zu entwickeln, die ähnlich effektiv funktionieren und kaum Resistenzen hervorrufen.
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