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Foto: Marita Fuchs
Wahljahr: | 2021 |
Sektion: | Mathematik |
Stadt: | Princeton |
Land: | USA |
Forschungsschwerpunkte: Variationsrechnung, partielle Differentialgleichungen, geometrische Maßtheorie, inkompressible Fluiddynamik.
Camillo De Lellis ist ein italienisch-schweizer Mathematiker. Hauptgebiete seiner Forschungen sind die Variationsrechnung und die Gleichungen der inkompressiblen Fluiddynamik.
In der Variationsrechnung wird nach der Lösung eines Minimalproblems gesucht, zum Beispiel einer Form, die ein bestimmtes Merkmal optimiert. Ein bekanntes Beispiel ist nach dem belgischen Physiker Joseph Plateau aus dem 19. Jahrhundert benannt, der vorschlug, flächenminimierende Flächen zu untersuchen. Das sind Flächen, die ihren Flächeninhalt unter denen minimieren, die eine feste Kontur aufspannen. Es ist seit langem bekannt, dass solche Flächen Singularitäten aufweisen können, zum Beispiel die Bildung bestimmter Arten von Ecken. Eine vollständige Beschreibung der Art und Größe der Singularitäten ist aber ein seit langem offenes Problem. Ein großer Teil der Forschung von Camillo De Lellis ist der Beschreibung und dem Verständnis der feinen Eigenschaften der Singularitäten solcher Flächen gewidmet.
Das erste System partieller Differentialgleichungen, das jemals in der Strömungsdynamik niedergeschrieben wurde, waren vor mehr als 250 Jahren die Euler-Gleichungen. Die inkompressiblen Euler-Gleichungen sind ein Grenzfall eines anderen bekannten Systems, der Navier-Stokes-Gleichungen. Die Frage, ob reguläre Lösungen der Euler- und Navier-Stokes-Gleichungen in endlicher Zeit Singularitäten bilden können, ist eines der größten offenen Probleme der Mathematik: Bezogen auf die Navier-Stokes-Gleichungen ist es eines der berühmten Millenniumspreis-Probleme. De Lellis hat zusammen mit dem ungarischen Mathematiker László Székelyhidi Jr. gezeigt, dass es sehr unregelmäßige Lösungen gibt, viel mehr als erwartet, und dass sie sich auf sehr überraschende Weise verhalten könnten. Der neue Ansatz lehnt sich an die Pionierarbeit des US-amerikanischen Mathematikers John Nash aus den 1950er Jahren zum isometrischen Einbettungsproblem an, einem bisher völlig unverwandten Thema der Differentialgeometrie, einem anderen Zweig der Mathematik.
Die Ideen der beiden Forscher bilden die Grundlage für wichtige Entwicklungen der letzten Zeit, wie die Lösung einer grundlegenden Vermutung des norwegischen Physikochemikers und theoretischen Physikers Lars Onsager aus dem Jahr 1949 in der Theorie der turbulenten Strömungen durch den US-amerikanischen Mathematiker Phil Isett und die unerwartete Entdeckung der Mathematiker Tristan Buckmaster und Vlad Vicol, dass unregelmäßige Lösungen des Navier-Stokes-Systems nicht eindeutig durch die Gleichungen bestimmt sind.
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