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Wahljahr: | 2008 |
Sektion: | Chemie |
Stadt: | Berkeley |
Land: | USA |
Forschungsschwerpunkte: bioorthogonale Chemie, Glykobiochemie, chemisches Protein-Engineering, Bio-Nanotechnologie, Tuberkulose
Carolyn Bertozzi hat sich einen Namen gemacht als Pionierin der Glykobiochemie, die sich mit der Funktion von Glykanen an Zelloberflächen befasst. Diese Zuckerreste spielen eine wichtige Rolle bei der Kommunikation und dem Stoffwechsel von Zellen und verändern sich bei Krankheiten. Um dies in lebenden Zellen beobachten zu können, hat sie ein ganz neues Forschungsgebiet etabliert: das der bioorthogonalen Chemie.
Carolyn Bertozzi forscht an der Schnittstelle zwischen Chemie, Biologie und Medizin. Mit ihrem Interesse für die Glykane hat sie sich auf ein bis dahin kaum erforschtes wissenschaftliches Terrain begeben. Vermutlich ist ein großer Teil aller Proteine glykosyliert. Bertozzi will verstehen, welche Aufgabe diese Zucker in biologischen Prozessen haben und wie sich Glykosylierungsmuster im Verlaufe der Alterung des Menschen oder durch Krankheiten spezifisch verändern. Auf dieser Basis könnten dann Methoden zur Früherkennung und möglicherweise auch Therapie etwa von Krebs, Infektionskrankheiten oder Autoimmunkrankheiten entwickelt werden.
Eine der großen Herausforderungen: Es gab kein Verfahren, mit denen sich diese Moleküle gezielt beobachten ließen. Die gängigen Methoden der Fluoreszenzmikroskopie funktionieren hier nicht. Mit der von Bertozzi entwickelten sogenannten bioorthogonalen Chemie ist das nun möglich. Dabei können Moleküle in lebenden Zellen chemisch so modifiziert werden, dass sie beobachtbar werden. Dazu werden kleine „Reportermoleküle“ eingeschleust, die vom Stoffwechsel der Zelle selbst in die Zucker eingebaut werden. Auf diese Weise tragen die Glykane eine Art Label, anhand dessen sie nun – durch Andocken anderer chemischer Substanzen – erkannt und beobachtet und möglicherweise auch zu therapeutischen Zwecken gezielt adressiert werden können. Damit dies funktioniert, müssen die Reportermoleküle bioorthogonal sein, dürfen also nicht mit der komplexen und vielfältigen biologischen Umgebung reagieren und nicht toxisch sein.
Darüber hinaus entwickelt Bertozzi weitere chemisch basierte Methoden zur Modifikation biologischer Systeme. Darunter ist ein Verfahren zum Protein-Engineering, das den Bau künstlicher Proteine ermöglicht und zu neuen Wegen bei der Entwicklung proteinbasierter Wirkstoffe geführt hat. Auf ihrer Agenda stehen auch Nano-Werkzeuge wie Nano-Nadeln oder -Partikel, die Zellen zerstörungsfrei untersuchen können. Und nicht zuletzt widmet sie sich der Erforschung des Tuberkuloseerregers, ein Problemfeld mit globalen Dimensionen.
Um ihre Entdeckungen für die medizinische Praxis zugänglich zu machen, hat sie das Unternehmen Redwood Bioscience gegründet.
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