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Bild: Archiv | Leopoldina

Christian Gottfried Nees von Esenbeck

XI. Präsident (1818-1858)

Wahljahr: 1816
Stadt: Bonn
Land: Deutschland
CV Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck - Deutsch (PDF)
CV Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck - Englisch (PDF)

Forschung

Christian Nees von Esenbeck war ein deutscher Mediziner, Arzt, Botaniker, Embryologe, Naturfor-scher, Naturphilosoph sowie Schriftsteller, Politiker und Abgeordneter. Er war der XI. Präsident der Leopoldina. Mehrere Pflanzen, Moose und Pilze sind nach ihm benannt, darunter Neesenbeckia Levyns aus der Familie der Sauergrasgewächse sowie Myconeesia Kirschst. aus der Abteilung der Schlauchpilze.

Werdegang

Nees von Esenbeck studierte von 1795 bis 1799 Medizin in Jena. 1800 folgte die Promotion an der Universität Gießen. Im Anschluss war er als praktizierender Arzt tätig. 1803 wurde er Privatgelehr-ter auf seinem Rittergut in Sickershausen bei Kitzingen. Dort verfasste er Rezensionen für die Jenai-sche Allgemeine Literaturzeitung und forschte intensiv in den Bereichen Entomologie und Botanik. Einen Ruf an die Universität Jena schlug er aus. 1815 gehört er zu den Mitbegründern der von Christian Friedrich Hornschuch initiierten Gesellschaft correspondirender Botaniker, deren Direktor er wurde.

Im Sommersemester 1817 lehrte er an der Universität Erlangen. In diesem Jahr wurde er außerdem zum Präsidenten der Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt und an die neugegründete Universität Bonn berufen. Dort erhielt er eine Professur für allgemeine Naturgeschichte und Bota-nik. Im Zuge seiner Berufung an den Rhein wurden die Bibliothek und die Sammlungen der Akade-mie nach Preußen verlegt. In Bonn baute Nees die Bonner Botanik auf und den Barockgarten des Schlosses zu einem wissenschaftlichen Garten um. Im Wintersemester 1818/19 begannen die Pla-nung für den neuen Garten. Erste Erdarbeiten wurden im Januar 1819 durchgeführt und noch im gleichen Jahr insgesamt 6.131 Samenproben von rund 3.000 Arten ausgesät.

Insgesamt beschrieb Nees von Esenbeck im Lauf seiner wissenschaftlichen Karriere rund 7.000 Pflanzen- und 2.000 Tierarten.

Zwischen 1825 und 1829 war er Direktor des Seminars für Naturwissenschaften, an dem Lehrkräfte für das Fach Naturwissenschaften an Gymnasien und höheren Bürgerschulen ausgebildet wurden. In dieser Zeit arbeitete er eng mit anderen Forschern zusammen. So unter anderem mit dem deut-schen Naturforscher und Botaniker Carl Friedrich Philipp von Martius, mit dem er verschiedene Pflanzenfamilien für die Flora Brasiliens beschrieb, sowie mit dem schottischen Botaniker Robert Brown, dessen Werke er übersetzte und herausgab.

1830 wechselte er an die Universität Breslau, wo er sich unter anderem mit europäischen Leber-moosen befasste und die Systematisierung von Gräsern fortsetzte. Außerdem schrieb er Monogra-fien über Lauraceen, südafrikanische Asteraceen und brasilianische Lebermoose.

Zwischen 1842 und 1844 führt er eine intensive Auseinandersetzung um die naturphilosophische Ausrichtung der Botanik mit dem an der Universität Jena tätigen Botaniker Matthias Jakob Schlei-den.

In den 1840er Jahren wandte sich Nees von Esenbeck dem Christkatholizismus zu und befasste sich zunehmend mit Politik. 1848 wurde er als Abgeordneter der äußersten Linken in die Berliner Natio-nalversammlung gewählt. Nach deren Schließung wurde er aus Berlin ausgewiesen und versuchte von Bernau aus, den Wahlkampf für die Februarwahl 1849 fortzusetzen.

1848 wurde er Präsident des ersten deutschen Arbeiterkongresses, der konstituierenden Versamm-lung der Arbeiterverbrüderung, einer Dachorganisation aller Arbeitervereine Deutschlands. Außer-dem engagierte er sich im Breslauer Arbeiterverein. Ebenfalls 1848 hielt er vor der Nationalver-sammlung in der Frankfurter Paulskirche eine Rede gegen die Unterdrückung der schlesischen We-ber. 1851 wurde er wegen seiner sozialpolitischen Aktivitäten seiner universitären Ämter enthoben. 1852 folgten ein Disziplinarverfahren und die endgültige Entlassung aus dem Dienst ohne Pensions-zahlungen. Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, verkaufte er zwischen 1851 und 1854 einen Teil des Herbariums und seiner Privatbibliothek.

Präsidentschaft

Nach dem Tod des X. Präsidenten, Friedrich von Wendt (1738 bis 1818), wurde Nees von Esenbeck am 8. August 1818 mit knapper Mehrheit in das Amt gewählt. Als Präsident leitete er 40 Jahre die Geschicke der Gelehrtenvereinigung. Dabei konnte er sich der ideellen wie finanziellen Unterstüt-zung des preußischen Ministeriums der Geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten gewiss sein.

Mit der Übernahme des Präsidentenamts durch Nees von Esenbeck, der sich den Beinamen (Cog-nomen) Aristoteles III. gab, wurde eine neue Etappe in der Geschichte der Akademie eingeleitet. Ihm standen 13 Adjunkte zur Seite, darunter so angesehene Gelehrte wie die Mediziner Johann Christian Stark und Dietrich Georg Kieser in Jena, Ignaz Döllinger in Würzburg sowie die Naturfor-scher August Goldfuss in Bonn und Lorenz Oken in Jena.

Nees von Esenbeck gilt als einer der umtriebigsten Präsidenten, unter dessen Einfluss die Leopoldi-na in den Jahren seiner Amtszeit zwischen 1818 und 1858 eine größere öffentliche Wahrnehmung und eine beachtliche wissenschaftliche Wirkung erzielte. Dies wird unter anderem im Publikations-organ „Nova Acta Leopoldina“ deutlich, das er herausgab und reformierte. Darin erschienen fortan auch deutschsprachige Beiträge. Außerdem wurde die Publikation durch Illustrationen und Kupfer-stiche optisch aufgewertet.

Das erhöhte Publikationsaufkommen ermöglichte der Leopoldina-Bibliothek, einen Tauschverkehr mit anderen Gelehrten und Akademien aufzunehmen, deren Umfang während der Amtszeit von Nees von Esenbeck auf rund 50 anstieg.

Darüber hinaus gelang es ihm, die Zuwahl neuer Mitglieder zu erhöhen. Waren bisher im Durch-schnitt lediglich sieben neue Mitglieder pro Jahr aufgenommen worden, so stieg diese Zahl in sei-nem ersten Amtsjahr auf 54 an. Viele davon waren eher jünger, so dass die Akademie insgesamt modernisiert werden konnte. Bis 1858 erweiterte Nees von Esenbeck den Mitgliederbestand um fast 800 Personen, viele von ihnen waren führende europäische Naturforscher. Eine seiner letzten Amtshandlungen war die Aufnahme des Evolutionsbiologen Charles Darwin.

Anhand der erhaltenen amtlichen Korrespondenz Nees von Esenbecks mit dem ersten preußischen Kultusminister Karl Sigmund Freiherr von Altenstein lassen sich die Themenkomplexe nachvollzie-hen, mit denen sich Nees von Esenbeck als Präsident befasste: Hierzu zählten die Anfechtung der Präsidentenwahl und die Überführung der Akademie und ihrer Sammlungen in die Obhut Preußens ebenso wie die Absicht, die Gelehrtenvereinigung in eine „wissenschaftlich-practische Real-Akademie“ umzubilden.

Als Nees von Esenbeck 1852 aufgrund seines politischen Engagements endgültig aus dem Hoch-schuldienst entlassen wurde, erhielt er vom „Verein von deutschen Mitgliedern der Kaiserlich Leo-poldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher zur Unterstützung des Präsidenten Nees von Esenbeck“ eine jährliche finanzielle Unterstützung. Sein Präsidentenamt behielt er trotz der Abset-zungsbestrebungen einiger Adjunkten bis zu seinem Tod im Jahr 1858 inne.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Nees von Esenbeck zahlreich geehrt. 1816 wurde er Mitglied in der Akademie der Naturforscher Leopoldina. Die Bayerische Akademie der Wissenschaf-ten ernannte ihn 1835 zum Auswärtigen Mitglied der Mathematisch-physikalischen Klasse. Seit 1827 war er außerdem Korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Zur Person

Christian Gottfried Daniel Nees kam am 14. Februar 1776 als erster Sohn des Gutsverwalters Jo-hann Conrad Nees und seiner Ehefrau Katharina Friederika Dorothea Esenbeck auf Schloss Rei-chenberg im Odenwald zur Welt. Der spätere Botaniker Theodor Friedrich Ludwig Nees von Esen-beck war sein jüngerer Bruder. ddEr erhielt zunächst Hausunterricht von einem Juristen und be-suchte ab 1792 das Gymnasium in Darmstadt.

Am 19. August 1802 heiratete er in Sickershausen Wilhelmine Luise Katharina von Dithfurth, die bereits im Folgejahr starb. Nach ihrem Tod ergänzte Nees seinen Familiennamen ab 1904 um den Mädchennamen seiner Mutter und nannte sich fortan „Nees von Esenbeck“. Am 5. März 1804 hei-ratete er in zweiter Ehe Elisabetha Jakobina von Mettingh. Das Paar bekam drei Töchter und zwei Söhne. 1830 ließ er sich scheiden und ging mit Marie Hüllmann, der Ehefrau seines Bonner Kollegen Dietrich Hüllmann, nach Breslau. Dort heiratete das Paar 1833. Nees von Esenbeck verließ diese dritte Ehefrau nach sechs Jahren ohne Scheidung und blieb danach bis an sein Lebensende mit seiner Köchin Christiane Kambach liiert, mit der er einen Sohn und drei Töchter hatte.

Christian Nees von Esenbeck starb am 16. März 1858 in Breslau.

Das Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen an der Universität Bonn trägt seinen Namen. In Erbach im Odenwald wurde eine Straße nach ihm benannt.

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