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Wahljahr: | 2005 |
Sektion: | Organismische und Evolutionäre Biologie |
Stadt: | Lund |
Land: | Schweden |
Dan-Erik Nilsson ist ein schwedischer Zoologe. Seine Forschungsschwerpunkte sind evolutionäre Biologie, die Entwicklung ophtalmoskopischer Techniken für kleinskalige Tieraugen, die Ableitung evolutionärer Algorithmen, visuelle Optik sowie die Evolution des Auges. Seine Erkenntnisse zur Funktion und Entstehung verschiedener Augentypen im Tierreich haben große Bedeutung für die technologische Weiterentwicklung von optischen Systemen.
Nilsson interessiert dabei vor allem, warum die Sehfähigkeit und Effizienz von Tieraugen trotz geringeren Material-, Energie- und Platzbedarfs unseren Kameratechnologien so deutlich überlegen sind, obwohl auch Tiere bei ihren Augen – je nach ihren ökologischen Anforderungen – große Kompromisse zwischen Sehschärfe, Farbwahrnehmung und Kontrastempfindlichkeit eingehen müssen.
Durch seine Arbeiten gelang es Nilsson, eine langjährige wissenschaftliche Kontroverse über die Entstehung des Wirbeltierauges beizulegen. Bis in die 1990er Jahre gab die Komplexität des Linsenauges wiederholt Anlass zur Kritik an der Evolutionstheorie. Nilsson, der 1994 mit einer Kollegin ein Modell für die schrittweise Evolution des Linsenauges aus einem linsenlosen Flachauge veröffentlichte, zeigte erstmals seit Darwins Hypothese einen Weg dafür auf, dass das Auge in evolutionärer Zeit tatsächlich entstehen konnte. Sein Modell für die Evolution eines Linsenauges beim Fisch berechnete 1829 notwendige Einzelschritte und dafür 364.000 erforderliche Generationen bzw. Jahre. Diese Veränderungsrate entspricht so kleinen Schritten, dass sie durch genetischen Wandel vorstellbar ist.
Wichtige Erkenntnisse gelangen Nilsson an den Augen von nachtaktiven Insekten wie Motten und dämmerungsaktiven Meereskrebsen. An der in der Nordsee lebenden Samtkrabbe der Gattung Macropipus entdeckte er 1988 einen bis dahin unbekannten, dritten Typ eines sogenannten Superpositionsauges bestehend aus einer Einzellinse und einem Parabolspiegel. Bei Superpositionsaugen, die für nachtaktive Insekten typisch sind, sind die einzelnen Augen im Facettenauge nicht in der ganzen Länge voneinander abgeschirmt, so dass es zu Überlagerungen der einzelnen Bilder kommt. Dadurch können die Tiere auch bei geringerer Lichtintensität etwas erkennen, allerdings auf Kosten der Sehschärfe.
In Zusammenarbeit mit dem Automobilhersteller Toyota entwickelte Nilsson ein Patent für ein Nachtsichtgerät für Autos, das im Falle eines im Dunklen auf die Fahrbahn springenden Tiers oder Verkehrsteilnehmers automatisch die Bremsen aktiviert. Nilssons Arbeiten gelten auch als wichtige Innovationstreiber im Bereich der Robotik und Entwicklung von Computerbildschirmen.
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