Profile exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei AcademiaNet.
Suchen Sie unter den Mitgliedern der Leopoldina nach Expertinnen und Experten zu Fachgebieten oder Forschungsthemen.
Wahljahr: | 2012 |
Sektion: | Anatomie und Anthropologie |
Stadt: | Salzburg |
Land: | Österreich |
Felix Eckstein befasst sich mit der Funktion von „muskuloskelettalem“ Gewebe, speziell Muskeln, Knochen oder Gelenkknorpeln. Als Pionier der so genannten quantitativen Magnetresonanztomographie entwickelte er zusammen mit Ingenieuren und Informatikern neue Methoden der Bildverarbeitung, die eine nichtinvasive Verlaufskontrolle bei Krankheiten wie der Osteoarthrose ermöglichen und weltweit in Studien eingesetzt werden.
Allein in Deutschland leiden rund fünf Millionen Menschen an einer Osteoarthrose, am häufigsten ist das Kniegelenk betroffen. Eines der Hauptprobleme bei der Erforschung dieser typischen Alterskrankheit besteht darin, dass die subjektiv wahrgenommenen Symptome mit den objektiven Befunden nicht zwangsläufig korrelieren. Manche Patienten klagen über heftige Schmerzen, ohne dass sich dies im Röntgenbild niederschlüge. Andere sind trotz eines nachweisbaren Gelenkverschleißes nahezu schmerzfrei.
Auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem Dilemma wurde Felix Eckstein zu einem Pionier der so genannten quantitativen Magnetresonanztomographie (qMRT), mit der sich auch subtile Veränderungen bei wesentlichen Merkmalen der Knorpelmorphologie – wie Knorpelvolumen, Knorpeldicke oder Anteil der überknorpelten und geschädigten Gelenkfläche – unabhängig von den Symptomen nachvollziehen lassen. Das Verfahren beinhaltet eine dreidimensionale Rekonstruktion des Kniegelenks durch eine Serie von Schichtbildern, die mit Hilfe spezieller Computerprogramme ausgewertet werden. Da es auf dem Markt noch keine für diesen Zweck ideal geeignete Software gab, gründete Eckstein 2003 die „Chondrometrics GmbH“, deren Dienste inzwischen von Wissenschaftlern aus aller Welt in Anspruch genommen werden. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg, wo Eckstein als erster von außen berufener Professor das Medizinstudium mit aufbaute, gehört die Weiterentwicklung von Bildverarbeitungs-Methoden zur quantitativen Gewebe-Analyse. Das Ziel sind so genannte Bildgebungs-„Marker“, mit denen sich auch die Wirksamkeit von Medikamenten oder der Erfolg eines operativen Eingriffs überprüfen lässt.
Als Berater und Vertragspartner ist Felix Eckstein an der „OsteoArthritis Inititiave“ (OAI) der US-Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) beteiligt. In dieser auf mehrere Jahre angelegten Verlaufsstudie geht es unter anderem um die Frage, ob und inwieweit sich die neuen Bildgebungsmarker als Ersatz für klinische Endpunkte bei der Entwicklung und Zulassung von Medikamenten eignen. Die Untersuchungsergebnisse der fast 5000 Teilnehmer einschließlich sämtlicher Bilddaten werden in eine öffentliche Datenbank eingespeist. Eckstein nutzt sie auch für eigene Studien etwa zu den Risikofaktoren, die der Entwicklung einer Kniearthrose Vorschub leisten. Mit einer früheren Diagnose verbindet sich die Hoffnung auf die ersten Arthrose-Medikamente, die strukturell auf die Gewebe wirken. Bis jetzt gibt es für die Patienten nur Schmerzmittel, ohne dass damit der Knorpelverlust aufgehalten werden könnte.
Emil-Abderhalden-Str. 35
06108 Halle (Saale)
Tel. | 0345 - 47 239 - 120 |
Fax | 0345 - 47 239 - 149 |
archiv (at)leopoldina.org |