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Wahljahr: | 2012 |
Sektion: | Physiologie und Pharmakologie/Toxikologie |
Stadt: | Bochum |
Land: | Deutschland |
Hanns Hatt hat sich durch viele Beiträge auf dem Gebiet der Chemosensorik bei Vertebraten und Invertebraten ausgezeichnet, von denen der Großteil am Lehrstuhl für Zellphysiologie der Ruhr-Universität Bochum gemacht wurde, den er über 20 Jahre leitet und zu einem der führenden Forschungslabors weltweit auf diesem Gebiet gemacht hat. Er leistete wissenschaftliche Beiträge auf dem Gebiet der Duftwahrnehmung bei Wirbeltieren, vor allem dem Menschen, aber auch bei Invertebraten, wie Drosophila und ist durch seine zukunftsweisenden Arbeiten über die Struktur und Funktion von Riechrezeptorproteinen bekannt geworden.
In seinem Labor gelang es erstmals, für einen menschlichen Riechrezeptor den aktivierenden Duft nachzuweisen, ebenso kurz darauf für den ersten Riechrezeptor von Invertebraten (Drosophila). Durch moderne bildgebende Techniken, aber auch elektrophysiologische Messungen, konnte er zeigen, dass dabei der Aufbau des Rezeptorproteins, aber auch der molekulare Mechanismus der Zellaktivierung bei Mensch und Fruchtfliege komplett unterschiedlich abläuft. Erstmalig wurden in seiner Arbeitsgruppe Riechrezeptoren, nicht nur in den Riechzellen der Nase des Menschen, sondern in vielen anderen Körpergeweben gefunden. Ihre Bedeutung und Funktion konnte sein Labor erstmals an menschlichen Spermien beweisen, die den Riechrezeptor für Maiglöckchenduft besitzen und bei Beduftung positiv chemotaktisch und chemokinetisch reagieren. Diese Befunde der ektopischen Expression, die für die Grundlagenforschung, aber auch klinische Anwendung zukünftig enorme Bedeutung haben werden, konnten durch die Charakterisierung von Riechrezeptoren in der Prostata, in der Haut und im Darm des Menschen inzwischen weiter dokumentiert werden. Dabei sind unterschiedliche G-Protein gekoppelte Signalwege beteiligt, die am Ende zum Öffnen eines meist Kalzium leitenden Ionenkanals führen.
Zu den wichtigsten Entdeckungen von Hanns Hatt aus seiner Zeit im Labor von Josef Dudel, Technische Universität München, gehört, dass Liganden aktivierte Ionenkanäle sich im Submillisekundenbereich öffnen können und sich ebenso schnell wieder durch Desensitisierung abschalten. Dies konnte mit einer neuen ultraschnellen Applikationstechnik erreicht werden, die im Labor in München erstmals verwendet wurde. Damit gelang es ihm zum Beispiel zum ersten Mal, durch Glutamat aktivierte Ionenkanäle bei Vertebraten, aber auch bei Invertebraten, mit ihrer schnellen Kinetik zu messen.
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