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Wahljahr: | 2014 |
Sektion: | Veterinärmedizin |
Stadt: | München |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Veterinärpharmakologie, Epilepsien, Pharmakoresistenz, Multidrug-Transporter, Neurologische Erkrankungen, Tierethik in der Forschung
Heidrun Potschka ist Toxikologin und Pharmakologin, sie lehrt und forscht im Bereich Veterinärpharmakologie. Ihr Fokus liegt auf der Entstehung und Therapie von Epilepsien. Sie will bei Epilepsien vor allem Resistenzen gegen Arzneimittel (Pharmakoresistenzen) aufklären. Diese sind sowohl in der Veterinär- als auch in der Humanmedizin ein Problem. Mit ihrer Forschung hat sie wesentlich zum heutigen Kenntnisstand über diese Resistenzmechanismen beigetragen. Sie hofft, dadurch neue Therapieansätze entwickeln zu können. In wissenschaftlichen Gremien befasst sie sich mit Fragen der Tierethik und des Tierschutzes in der Forschung.
In der Tiermedizin sind am häufigsten Hunde von neurologischen Krankheiten betroffen. Die Erkrankungen der Tiere weisen viele Gemeinsamkeiten mit denen des Menschen auf. Deshalb können solche Forschungsergebnisse dazu beitragen, auch humane Gehirnerkrankungen besser zu verstehen. So wirken bei etwa 30 Prozent der Epilepsie-Patienten die Medikamente nicht.
Die Ursachen und Mechanismen dieser Pharmakoresistenzen sind noch weitgehend ungeklärt. Es werden jedoch verschiedene Hypothesen diskutiert, eine davon ist die Multidrug-Transporter-Hypothese. Hier wird davon ausgegangen, dass die antiepileptischen Medikamente nicht in ausreichender Konzentration in der betroffenen Gehirnregion ankommen. Heidrun Potschka konnte mit verschiedenen experimentellen Untersuchungen diese Hypothese belegen. Unter anderem führte sie eine Studie an epilepsiekranken, pharmakoresistenten Hunden durch. Sie hat nachgewiesen, dass die Proteine, die Arzneistoffe durch die Zelle transportieren (Multidrug-Transporter), an der Blut-Hirn-Schranke die Anreicherung von Antiepileptika im Gewebe verhindern. Dadurch gelangen weniger Wirkstoff-Moleküle ins Gehirn. Potschka hat vor allem die Rolle des Transporters P-Glycoprotein (P-gp) erforscht. P-gp wird durch das MDR1-Gen kodiert (Multi-Drug-Resistance-1).
In weiteren experimentellen Arbeiten an Ratten hat sie beobachtet, dass bei einem epileptischen Anfall die Umsetzung von genetischer Information in Transportproteine (Expression) erhöht sein kann und die Multidrug-Transporter wahrscheinlich anfallsinduziert hochreguliert werden. Die Arbeiten ihres Teams haben wesentlich zum aktuellen Kenntnisstand über Mechanismen der Pharmakoresistenz und der Entstehung von Epilepsien beigetragen.
Die Bestätigung der Multidrug-Transporter-Hypothese bietet Heidrun Potschka die Grundlage für neue therapeutische Strategien. In interdisziplinären Forschungsansätzen sucht sie mit Kollegen nach Zielstrukturen und Biomarkern für die Mechanismen, um daraus neue therapeutische und präventive Ansätze zu entwickeln.
In weiteren Projekten erforscht sie die Mechanismen der Epilepsieentstehung nach Hirninsulten. Heidrun Potschka setzt dabei alle etablierten Untersuchungsmethoden ein, wie Anfalls- und Epilepsiemodelle, Video- und EEG-Monitoring, Immunhistologie, Verhaltensuntersuchungen, Transportuntersuchungen an isolierten Kapillaren, molekulare und funktionelle Untersuchungen an epilepsiechirurgischen Resektaten sowie in vitro-Modelle der Blut-Hirn-Schranke.
In etlichen Gremien befasst sich Heidrun Potschka mit Fragen der Tierethik und des Tierschutzes in der Forschung. Sie verfolgt dabei das „3R“-Konzept. Dessen vorrangiges Ziel ist es, Tierversuche durch alternative Methoden zu ersetzen (Replacement, Ersatz). Ist dies nicht möglich, soll die Zahl der Tiere auf ein Minimum beschränkt werden (Reduction, Verringerung). Und aus jedem Tierversuch sollen möglichst viele Informationen gewonnen werden (Refinement, Verfeinerung).
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