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Prof. Dr.

Helga Rübsamen-Schaeff

Wahljahr: 2018
Sektion: Mikrobiologie und Immunologie
Stadt: Wuppertal
Land: Deutschland
CV Helga Rübsamen-Schaeff - Deutsch (PDF)
CV Helga Rübsamen-Schaeff - Englisch (PDF)

Forschung

Forschungsschwerpunkte: Infektionskrankheiten, antivirale Medikamente und Antibiotika, Entwicklung von Arzneimitteln, neue Wirkstoffe (u.a. gegen Herpes, Cytomegalievirus, HIV, Hepatitis B und multiresistente Bakterien), Onkogene

Helga Rübsamen-Schaeff ist Chemikerin und Biochemikerin. Sie leitete die Forschung gegen Infektionskrankheiten in einem multinationalen Pharmaunternehmen über 13 Jahre und gründete danach ein biopharmazeutisches Unternehmen, dem sie als Geschäftsführerin vorstand. Während ihrer akademischen Karriere untersuchte sie Gene, die es Viren erlauben, eine normale Zelle in eine Krebszelle zu transformieren (Onkogene). Ihr besonderes Interesse gilt der Erforschung und Entwicklung antiviraler Medikamente gegen Herpesviren, Cytomegalievirus, HIV und Hepatitis B sowie neuer Antibiotika gegen multiresistente Bakterien. Helga Rübsamen-Schaeff setzt sich zudem für eine engere Kooperation zwischen der akademischen Forschung und der Industrie ein.

Das Interesse von Helga Rübsamen-Schaeff galt anfänglich der Onkologie. Hier erforschte sie biochemische Mechanismen der malignen Transformation und beschrieb mehrere Gene des Menschen, die das Zellwachstum steuern. Später befasste sie sich mit der Erforschung und Entwicklung antiviraler Medikamente.

Helga Rübsamen-Schaeff hat die ersten HIV-Stämme aus Patientinnen und Patienten in Deutschland isoliert und dabei die Variationsfähigkeit des Virus erkannt. In einer weltweiten Kooperation mit der Weltgesundheitsorganisation WHO arbeitete sie an der systematischen Klassifizierung von HIV-Varianten. Sie hat HIV-Tests und Strategien entwickelt, um das Virus mit Medikamenten zu hemmen. Auf der Grundlage gemeinsamer Forschung mit ihr haben zwei Pharma-Unternehmen Medikamenten-Kandidaten gegen HIV in die Entwicklung gebracht.

In weiteren Arbeiten erforschte sie Therapien gegen den Hepatitis-Erreger B und C, gegen das Herpes Simplex Virus und das Cytomegalievirus. 2006 gründete Helga Rübsamen-Schaeff das Biopharma-Unternehmen AiCuris Anti-infective Cures. Schwerpunkte der Firma sind neue antivirale und antibakterielle Wirkstoffe gegen lebensbedrohliche Infektionskrankheiten. Ein erstes Medikament der Firma ist seit 2017 im Markt.

Fast alle Wirkstoffe aus der Forschung von Helga Rübsamen-Schaeff besitzen neuartige Wirkmechanismen und hemmen die Erreger mit neuen chemischen Molekülen. So greift ein Wirkstoff gegen Herpes Simplex direkt ein Enzym des Virus an, das es zu seiner Vermehrung braucht. In klinischen Tests zeigt dieser Stoff eine Wirkung, die bisherigen Medikamenten überlegen ist. Auch für das Hepatitis B Virus beschrieb Rübsamen-Schaeff einen neuen Wirkmechanismus (die Hemmung des Antigens Core), der nachfolgend Gegenstand intensiver Pharma-Forschung in vielen Firmen und akademischen Institutionen weltweit wurde.

Eines der Medikamente aus ihrer Forschung wurde bereits zugelassen (s.o.) und konnte in den Markt eingeführt werden. Für diese Innovation erhielten Helga Rübsamen-Schaeff und ihr Team im Jahr 2018 vom Bundespräsidenten den Deutschen Zukunftspreis. Bei dem Medikament handelt es sich um einen Hemmstoff gegen das Cytomegalievirus. Das humane Cytomegalievirus (HCMV) ist in der Bevölkerung weit verbreitet und kann in allen Situationen, in denen das Immunsystem geschwächt ist, äußerst gefährlich werden. Bei Menschen, die auf eine Organtransplantation angewiesen sind, kann es schwere und lebensbedrohliche Krankheiten auslösen. Das nun im Markt erhältliche Medikament erlaubt, Patientinnen und Patienten direkt nach der Transplantation von Stammzellen prophylaktisch zu behandeln und sie so vor dem für sie gefährlichen Virus zu schützen. In der entscheidenden klinischen Studie konnte für die Behandelten ein Überlebensvorteil nachgewiesen werden. Eine weitere Studie, in der das Medikament bei Nieren-Transplantierten getestet wurde, war ebenfalls erfolgreich. Auch bei anderen Situationen, bei denen eine Immunschwäche vorliegt (zum Beispiel HIV) laufen derzeit internationale klinische Studien, um zu prüfen, ob das Medikament auch bei weiteren Patientengruppen eingesetzt werden kann.

Eine große Herausforderung ist die Entdeckung neuer Antibiotika. Immer mehr Infektionen treten durch multiresistente Bakterien auf, gegen die es immer weniger wirksame Antibiotika gibt. Die Erforschung neuer Resistenz-brechender Antibiotika ist daher nach wie vor ebenfalls ein Schwerpunkt, bei dem wiederum Substanzen mit neuen Wirkmechanismen und neuen chemischen Strukturen gesucht werden.

Werdegang

  • seit 2021 Mitglied, Aufsichtsrat, AiCuris Anti-infective Cures AG, Wuppertal
  • 2015-2021 Vorsitzende, Wissenschaftlicher Beirat, AiCuris Anti-infective Cures
  • 2006-2015 Gründerin und Geschäftsführerin (CEO), AiCuris Anti-infective Cures, Wuppertal
  • 2001-2006 Senior-Vizepräsidentin, Antiinfektiva-Forschung, Bayer AG, Leverkusen
  • 1994-2001 Leiterin, Anti-virale Forschung, Bayer AG, Leverkusen, Germany
  • seit 1988 Professorin für Biochemie und Virologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • 1987-1993 Wissenschaftliche und Geschäftsführende Direktorin, Chemotherapeutisches Forschungsinstitut Georg-Speyer-Haus, Frankfurt am Main
  • 1985 Gastwissenschaftlerin, Harvard University, Cambridge, USA
  • 1983 Gastwissenschaftlerin, Harvard University, Cambridge, USA
  • 1983 Habilitation, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • 1982-1986 Leiterin, Abteilung „Immuntherapie“, Chemotherapeutisches Forschungsinstitut Georg-Speyer Haus, Frankfurt am Main
  • 1973-1979 Postdoktorandin, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Cornell University, Ithaca, USA sowie Justus-Liebig-Universität Gießen
  • 1973 Promotion in Chemie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
  • 1967-1971 Studium der Chemie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Funktionen

  • 2015-2017 Mitglied, Aufsichtsrat, Universitätsklinikum Bonn (UKB)
  • seit 2015 Mitglied, Aufsichtsrat, 4SC AG, Planegg-Martinsried
  • seit 2014 Mitglied, Gesellschafterrat sowie Vorsitzende des Forschungsrats, E. Merck KG, Darmstadt
  • seit 2014 Mitglied, Aufsichtsrat, Merck KGaA, Darmstadt
  • 2004-2008 Senatorin, Fraunhofer-Gesellschaft, München
  • bis 2004 Mitglied, Beirat, Deutsches Museum, München
  • 2003-2012 Mitglied, Universitätsrat, Universität Wien, Wien, Österreich
  • 2002-2012 Mitglied, Jury „Deutscher Zukunftspreis, Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation“
  • 2002-2003 Mitglied, Vorstand, Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
  • 2001-2007 Mitglied, European Research Advisory Board (EURAB)
  • 2000-2001 Vizepräsidentin, GDCh
  • 1998-2000 Mitglied, Vorstand, Deutsche AIDS-Gesellschaft
  • Mitglied, Wissenschaftliches Gremium für Gesundheit (Scientific Panel on Health), Programm Horizon 2020, Europäische Union (EU)

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

  • seit 2022 Mitglied, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
  • 2020 Loeffler-Frosch-Medaille, Gesellschaft für Virologie (GfV)
  • 2019 Innovationspreis, Land Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
  • 2018 Deutscher Zukunftspreis, Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation
  • seit 2018 Mitglied, Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
  • seit 2017 Ehrenmitglied, GDCh, Frankfurt am Main
  • 2015 Distinguished Woman in Chemistry and Chemical Engineering, International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC)
  • 2004 Managerin des Jahres (Mestemacher-Preis), Mestemacher Management GmbH, Gütersloh
  • 1995 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, Bundesrepublik Deutschland
  • 1983 Karl-Winnacker-Stipendium, Hoechst Foundation, Frankfurt am Main
  • 1979-1982 Habilitationsstipendium, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • Mitglied, American Association for the Advancement of Science (AAAS), USA
  • Mitglied, GfV

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