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Wahljahr: | 2018 |
Sektion: | Mikrobiologie und Immunologie |
Stadt: | Wuppertal |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Infektionskrankheiten, antivirale Medikamente und Antibiotika. Entwicklung von neuen Arzneimitteln u.a. gegen Herpes, Cytomegalievirus, HIV, Hepatitis B und multiresistente Bakterien, frühere Arbeiten über Onkogene (Kinasen) und Krebsentstehung
Helga Rübsamen-Schaeff ist Chemikerin und Biochemikerin, Expertin für Infektionskrankheiten, Gründerin und bis 2015 Leiterin eines Biopharma-Unternehmens, dessen Beirat sie aktuell vorsitzt. Ihr Interesse gilt der Erforschung und Entwicklung antiviraler Medikamente gegen Herpes, Cytomegalievirus, HIV und Hepatitis B, sowie neuer Antibiotika gegen multiresistente Krankenhauskeime.
Helga Rübsamen-Schaeff hat am Georg-Speyer-Haus in Frankfurt die ersten HIV-Stämme aus Patienten in Deutschland isoliert und dabei die Variationsfähigkeit des Virus erkannt. In einer weltweiten Kooperation mit der WHO arbeitete sie an der systematischen Klassifizierung von HIV-Varianten. Sie hat HIV-Tests entwickelt und Strategien erforscht, um das Virus zu hemmen. Auf der Grundlage gemeinsamer Forschung mit ihr haben zwei Pharma-Unternehmen Medikamenten-Kandidaten gegen HIV in die klinische Entwicklung gebracht.
In den folgenden Arbeiten, nun als Forschungsleiterin bei Bayer, arbeitete Helga Rübsamen-Schaeff an weiteren Therapeutika gegen HIV, an Medikamenten gegen den Hepatitis-B-Erreger, gegen Herpes Simplex und das Cytomegalievirus. 2006 gründete sie auf der Basis der bei Bayer erarbeiteten Pipeline von antiviralen und antibakteriellen Substanzen das Biopharma-Unternehmen AiCuris. Schwerpunkt der Firma sind neue antivirale und antibakterielle Wirkstoffe gegen lebensbedrohliche Infektionskrankheiten. Ihre Entdeckung und klinische Entwicklung wurde unter der Leitung von Helga Rübsamen-Schaeff in der neuen Firma fortgeführt. Fast alle Wirkstoffe besitzen neuartige Wirkmechanismen und hemmen diese mit neuen chemischen Molekülen. So greift ein Stoff gegen Herpes direkt ein Enzym des Erregers an, das er zu seiner Vermehrung braucht (die Primase-Helicase), und zeigt in klinischen Tests eine Wirkung, die bisherigen Medikamenten überlegen ist.
Auch für Hepatitis B beschrieb Helga Rübsamen-Schaeff einen neuen Wirk-Mechanismus (die Hemmung von Core), der nun Gegenstand intensiver Forschung in vielen Pharma-Firmen und akademischen Institutionen ist. Eines der Medikamente aus ihrer Forschung, Letermovir gegen das humane Cytomegalievirus (HCMV), wurde bereits zugelassen und konnte in den Markt eingeführt werden. Es handelt sich um einen Hemmstoff des viralen Terminase-Komplexes von HCMV. HCMV ist ein in der Bevölkerung weit verbreitetes Virus und kann in allen Situationen, in denen kein oder ein sehr schwaches Immunsystem vorliegt, äußert gefährlich werden. So kann es bei Menschen, die auf eine Organtransplantation angewiesen sind, schwere und lebensbedrohliche Krankheiten auslösen. Bei infizierten Neugeborenen verursacht HCMV u.a. schwere neurologische Schäden, aber auch lebensbedrohliche Schäden an den Organen, ebenso wie bei AIDS-Patienten. Das nun im Markt erhältliche Medikament erlaubt, Patienten direkt nach einer Transplantation prophylaktisch zu behandeln und sie so vor dem für sie gefährlichen Virus zu schützen. In der entscheidenden klinischen Studie konnte für Empfänger von Knochenmark, die mit dem Medikament behandelt wurden, ein Überlebensvorteil nachgewiesen werden. Die klinische Prüfung und Zulassung für weitere Indikationen wird erwartet. 2018 wurde dieser Durchbruch mit dem Zukunftspreis des Bundespräsidenten ausgezeichnet.
Eine große Herausforderung ist die Entdeckung neuer Antibiotika. Immer mehr Infektionen treten durch multiresistente Bakterien auf, gegen die es immer weniger wirksame Antibiotika gibt. So gehört auch die Forschung nach Antibiotika gegen multiresistente Krankenhauskeime zu den großen wissenschaftlichen Interessen von Helga Rübsamen-Schaeff.
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