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Bild: Archiv | Leopoldina

Prof.

Johannes Walther

XIX. Präsident (1924-1931)

Wahljahr: 1892
Sektion: Geologie und Paläontologie
Stadt: Halle
Land: Deutschland
CV Johannes Walther – Deutsch (PDF)
CV Johannes Walther – Englisch (PDF)

Forschung

Johannes Walther war ein deutscher Geologe und Paläontologe. Er gilt als Wegbereiter der Sedimentologie und der Paläoökologie. Zahlreiche Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit haben bis heute ihren Platz in der geologischen Forschung. Herausragendes Beispiel hierfür ist die nach ihm benannte Walthersche Faziesregel. Johannes Walther war zwischen 1924 und 1931 der XIX. Präsident der Akademie der Naturforscher Leopoldina.

Werdegang

Johannes Walther studierte von 1879 bis 1882 zunächst Botanik, Zoologie und Philosophie an der Universität Jena. Zu seinen dortigen Lehrern zählte der Zoologe Ernst Haeckel, mit dem Walther auch später eng verbunden blieb. Nach seiner Promotion zum Dr. phil. im Jahr 1882 studierte Walther Geologie und Paläontologie in Leipzig und München.

1883 ging er nach Italien, wo er in der Zoologischen Station Neapel als Dozent tätig war. Dort begann er im Golf von Neapel auch mit marine-geologischen Untersuchungen. Im Anschluss ging er auf eine Studienreise nach Nordafrika.

1886 habilitierte er sich an der Universität Jena in den Fächern Geologie und Paläontologie. Weitere Forschungsreisen führten ihn unter anderem nach Ägypten, Griechenland, Schottland, Ostindien und Ceylon. Sein besonderes Interesse galt dabei den Korallenriffen der Halbinsel Sinai.

Im Jahr 1890 wurde er in Jena zum Außerordentlichen Professor ernannt und ging wiederum auf Forschungsreise, diesmal nach Nordamerika. Walthers Reisen trugen dazu bei, bislang ungelöste geologische Sachverhalte und Gesetzmäßigkeiten aufzuklären. Er bereiste alle Kontinente, mit Ausnahme Südamerikas und der Antarktis. Er erforschte viele große Korallenriffe, darunter jene im Roten Meer. Seine Erkenntnisse verhalfen der Meeresgeologie in Deutschland zum Aufschwung. Darüber hinaus lieferte er Beiträge zur Erforschung von Wüsten. Seine Arbeiten hielt er in mehreren Fachbüchern fest. Außerdem gab er eine „Allgemeine Meereskunde“ (1893) heraus.

1894 folgte er – auf Vermittlung von Ernst Haeckel – dem Ruf auf eine neu geschaffene Stiftungsprofessur, die sogenannte Haeckel-Professur an der Universität Jena. Im gleichen Jahr begründete er das Gesetz von der Korrelation der Faszies. Die Walthersche Faziesregel erklärt, dass Fazies, die bei ungestörter Schichtung nebeneinander liegen nach einer Störung – beispielsweise durch die Fazienwanderung – in einem geologischen Profil übereinander liegen können. Das heißt: In der Regel entspricht ein heute sichtbares Übereinander von Schichten deren fossilem Nebeneinander.

Am 18. Oktober 1906 wurde Walther auf das Ordinariat für Mineralogie an die Universität Halle berufen. Die gleichzeitige Berufung zum Direktor des dortigen Mineralogischen Instituts nutzte er umgehend für die Umwidmung der Einrichtung in ein Geologisch-Mineralogisches Institut. 1914 wechselte Walther in Halle auf ein erstmals eingerichtetes Ordinariat für Geologie und Paläontologie.

1913/14 war er Gastprofessor in London.

Auch die folgenden Jahre waren wieder von Forschungs- und Studienreisen geprägt, die Walther in den Ural, den Kaukasus und die turkmenische Wüste führten.

1927 war er Gastprofessor an der Johns Hopkins University in Baltimore.

1928 wurde Johannes Walther emeritiert.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Mehrere wissenschaftliche Vereinigungen und Akademien verliehen Johannes Walther ihre Mitgliedschaft, darunter die Akademie der Naturforscher Leopoldina (1892) sowie die Akademie der Wissenschaften der UdSSR und die Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (beide 1930). Ebenfalls 1930 verlieh ihm der Thüringische Geologische Verein die Ehrenmitgliedschaft. Darüber hinaus war Johannes Walther Mitglied im Halleschen Verband für die Erforschung der mitteldeutschen Bodenschätze und ihrer Verwertung (1917/18).

Präsident in der Leopoldina

Johannes Walther wurde am 6. Oktober 1924 als Nachfolger von August Gutzmer zum XIX. Präsident der Leopoldina gewählt. Seine Präsidentschaft war von einigen Problemen geprägt, ihr Beginn fiel mit der Weltwirtschaftskrise zusammen.

Dennoch machte sich Walther zunächst an die Realisierung bereits seit längerem angedachter Reformen. So setzte er regelmäßige Versammlungen für die am Standort der Akademie in Halle und im Umland lebenden Mitglieder durch, aus denen später monatliche Sitzungen hervorgingen. Sein Hauptaugenmerk galt der Arbeitsfähigkeit des Vorstands und der Erhaltung der Bibliothek, die sein Vorgänger August Gutzmer einer staatlichen Verwaltung gegen eine Zahlung angeboten hatte. Zudem bemühte sich Walther, die Akademie an zeitgemäße Entwicklungen anzupassen: Er gewann gezielt Förderer aus der Industrie und erreichte, dass wichtige Persönlichkeiten aus diesem Bereich Mitglied in der Akademie wurden. Dazu zählten unter anderem der Chemiker und Unternehmer Carl Bosch, der Luftschiffbauer Hugo Eckener, der Unternehmer Carl Friedrich von Siemens und der Stahlmagnat Albert Vögler. Darüber hinaus nahmen die Zuwahlen in Walthers Amtszeit generell eine positive Entwicklung. 1925 wurden 130 Wissenschaftler, und 1926 weitere 100 Wissenschaftler und eine Wissenschaftlerin neu in die Akademie aufgenommen.

Für Walther stand fest, dass die Leopoldina sich bereits im Vorfeld von Johann Wolfgang von Goethes 100. Todestag eines ihrer prominentesten Mitglieder erinnern sollte. So fand bereits am 2. März 1929 in der Aula der Universität Halle eine Festsitzung der Leopoldina statt, die den naturkundlichen Arbeiten des Dichters und Naturforschers gewidmet war. Auf dieser Veranstaltung wurde Walther darum gebeten, das von ihm lange gepflegte Projekt „Goethe als Seher und Erforscher der Natur“ mit der Herausgabe eines Leopoldina-Sonderbands zu würdigen. Dieser erschien 1930.

Nach der Rückkehr von einer Reise in den Mittelmeerraum im Jahr 1931 fand Johannes Walther die Leopoldina in einem schlechten Zustand vor: Die Finanzen der Akademie waren durch Bankzusammenbrüche und vermutlich auch begünstigt durch Fehlverhalten eines Mitarbeiters desaströs. Johannes Walther sah keinen Ausweg, trat im Oktober 1931 zurück und übergab die Amtsgeschäfte seinem Stellvertreter.

Zu seinem Nachfolger wurde 1932 der Physiologe Emil Abderhalden gewählt. Ein persönliches Zerwürfnis zwischen Walther und Abderhalden führte am 17. Januar 1935 zum Austritt des Altpräsidenten aus der Leopoldina – der Vorgang ist bislang einzigartig in der Geschichte Akademie.

Zur Person

Johannes Walther wurde am 20. Juli 1860 als Sohn des Pfarrers Kuno Walther und seiner Frau Luise Walther, geborene Schwabe, in Neustadt an der Orla (Ostthüringen) geboren. Der Vater war Superintendent in Weida (Sachsen-Weimar).

Johannes Walther besuchte das Gymnasium in Eisenach, musste den Schulbesuch aufgrund gesundheitlicher Probleme jedoch mehrfach unterbrechen. Das führte auch dazu, dass Walther kein Abitur ablegen konnte. Trotz fehlendem Abschluss wurde der bereits frühzeitig an Naturwissenschaften Interessierte in Jena zum Studium zugelassen.

1899 heiratete er Janna Hentschel. Das Paar bekam den Sohn Hellmut (1900) und die Tochter Sigrun (1908).

Während des Ersten Weltkriegs war er als freiwilliger Helfer im Schreibdienst eingesetzt.

Johannes Walther starb während eines Kuraufenthalts am 4. Mai 1937 in Bad Hofgastein. Er wurde in der Grabstätte seiner Eltern in Eisenach beigesetzt.

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