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Wahljahr: | 2003 |
Sektion: | Wissenschafts- und Medizingeschichte |
Stadt: | Berlin |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Wissenschaftlicher Erkenntnisprozess in der Physik, Geschichte der Mechanik, Globalisierung von Wissen
Jürgen Renn ist ein deutscher Wissenschaftshistoriker. Zu den Aspekten seiner Arbeit zählt die Aufklärung des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses in der Physik sowie die Globalisierung von Wissen und des freien Zugangs zum Wissen.
Renn plädiert dafür, historische Quellen und andere kulturelle Zeugnisse im Internet frei verfügbar zu machen. Aus dieser Forderung leitet er neue Möglichkeiten und Perspektiven für die Geistes- und Kulturwissenschaften ab, da sich auf diese Weise große Wissenskorpora einzelner Disziplinen miteinander verbinden ließen und so zwischen den Fächern neue Querverbindungen entstehen könnten. Als Projektleiter des European Cultural Heritage Online-Projekts (kurz ECHO) gehörte er zu den Initiatoren der Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen. Zudem entwarf Renn die Idee der Edition Open Access mit.
Darüber hinaus hat sich Renn mehrfach wissenschaftshistorisch mit Albert Einstein beschäftigt. Er erforschte unter anderem die Entwicklung von Einsteins Arbeiten zur Allgemeinen Relativitätstheorie und war an der Herausgabe seiner Gesammelten Werke beteiligt. Außerdem organisierte er anlässlich des Einstein-Jahres 2005 eine multimediale Albert-Einstein-Ausstellung im Berliner Kronprinzenpalais. Sie bildete das Herzstück der Ehrung und hatte als Ziel, die wissenschaftliche Dimension von Einsteins Entdeckungen sinnlich erfahrbar zu machen.
In einem weiteren Projekt hat Renn die Langzeitentwicklung mechanischen Wissens erforscht. In diesem Zusammenhang untersuchte er die Kontroverse zwischen Guidobaldo del Monte und Giovanni Bastista Benedetti, zwei Wissenschaftlern und Philosophen der Renaissance, die auch als „Gleichgewichtskontroverse“ bekannt geworden ist. Sie beschäftigte sich mit der Frage, ob eine einmal ausgelenkte Waage wieder in ihren Gleichgewichtszustand zurückkehrt. Diese zunächst trivial anmutende Fragestellung hat Wissenschaftler und Philosophen bereits seit der Antike zum Nachdenken angeregt und nahm in den Werken von del Monte und Benedetti schließlich breiten Raum ein. Die Arbeit von Jürgen Renn zu diesem Thema hat eine neue Perspektive auf die Frage eröffnet, wie die historische Entwicklung der Physik mit einem Begriffswandel einherging. Damit hat er auch deutlich gemacht, wie sich physikalische Grundbegriffe zu Beginn der Frühen Neuzeit gewandelt haben. Moderne Begriffe wie „Drehmoment“ oder „potentielle Energie“ haben ihren Ursprung in dieser Entwicklung.
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