Profile exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei AcademiaNet.
Suchen Sie unter den Mitgliedern der Leopoldina nach Expertinnen und Experten zu Fachgebieten oder Forschungsthemen.
Foto: Markus Scholz für die Leopoldina
Wahljahr: | 2021 |
Sektion: | Organismische und Evolutionäre Biologie |
Stadt: | London |
Land: | Großbritannien |
Forschungsschwerpunkte: Entomologie, Evolutionsbiologie, Kognitionsforschung, Sensorische Ökologie, Verhaltensbiologie
Lars Chittka ist ein Biologe, der die evolutionäre Ökologie von Sinnessystemen und Kognition am Modell der Insekten-Pflanzen-Interaktion erforscht. Insbesondere seine Entdeckungen über die Intelligenz von Bienen und Hummeln haben ihn bekannt gemacht. Die lange vorherrschende Ansicht, dass Insekten nur zu den grundlegendsten Formen des assoziativen Lernens fähig wären, wurde durch die Arbeiten von Lars Chittka revidiert. Seine Erkenntnis über die Variation der kognitiven Fähigkeiten zwischen Individuen, Völkern und Bienenpopulationen eröffnet eine neue Perspektive auf den Naturschutz der Insekten.
Mit seiner Arbeitsgruppe leistete Lars Chittka grundlegende Beiträge zum Verständnis darüber, wie kognitiv-verhaltensbezogene Prozesse der Tiere im Ökosystem funktionieren. Sie fanden heraus, dass Insekten detaillierte Erinnerungen an die Umgebung ihrer Nester haben, zählen können und voneinander lernen, wie man Werkzeuge manipuliert. Diese Entdeckungen lösten einen neuen Trend aus, der untersucht, welche kognitiven Fähigkeiten in den Gehirnen von Insekten implementiert und wie sie auf neuronaler Ebene realisiert werden könnten.
Mithilfe von Radarverfolgung zeigt Chittkas Team, wie bestäubende Insekten eine einfache Version des Handelsreisenden-Problems, einem Rechenmodell in der Statistik der kombinatorischen Optimierung, lösen können. Aus Untersuchungen zu emotionsähnlichen Zuständen, sozialem Lernen sowie Geschwindigkeit und Genauigkeit gezielter Bewegungen bei der Entscheidungsfindung konnte Lars Chittka neuronale Modelle ableiten. Sie zeigen, dass ausgeklügelte Formen der Informationsverarbeitung aus denselben kleinen neuronalen Schaltkreisen hervorgehen können, die für die „einfache“ klassische Konditionierung verwendet werden. Dies eröffnet die Perspektive, dass viele Formen der Kognition rechnerisch „einfach“ und somit relativ leicht evolvierbar sind.
Neben neuronalen Grundlagen hat Lars Chittka die Variation der kognitiven Fähigkeiten zwischen Individuen, Völkern und Bienenpopulationen erforscht und die Fitnessvorteile der Lernfähigkeit in freier Wildbahn berechnet. Seine Entdeckungen haben weitreichende Auswirkungen auf das allgemeine Verständnis der Kognition bei Tieren, ihrer Evolution und neuronalen Grundlagen und ermöglichen eine neue Perspektive auf den Naturschutz.
Emil-Abderhalden-Str. 35
06108 Halle (Saale)
Tel. | 0345 - 47 239 - 120 |
Fax | 0345 - 47 239 - 149 |
archiv (at)leopoldina.org |