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Wahljahr: | 2008 |
Sektion: | Chemie |
Stadt: | Urbana, IL |
Land: | USA |
Forschungsschwerpunkte: Protein- und RNA-Faltung, molekularer Energiefluss, Laser-Rastertunnelmikroskopie von Glasen und Nanostrukturen, Schwimmdynamik von einzel- und mehrzelligen Organismen
Martin Gruebele erforscht Proteine, ihre Wechselwirkungen und ihre Faltung im Reagenzglas, in Zellen und in Organismen. Er entdeckte ‚bergab’ faltende Proteine. Seine Forschungsergebnisse tragen zu einem tieferen Verständnis bei, wie sich Proteine in dreidimensionale Moleküle falten. Seine Messungen in Zellen zeigen, wie Ribonukleinsäuren und Proteinmoleküle kurzlebige, aber funktionell wichtige Komplexe bilden.
Proteine (Eiweißmoleküle) sind die wichtigsten Funktionsträger in der Zelle und für fast alle biologischen Prozesse verantwortlich. Damit sie ihre vielfältigen Funktionen im Körper wahrnehmen können, müssen sie sich zu einer definierten dreidimensionalen Struktur falten. Fehlfunktionen im Faltungsprozess spielen eine entscheidende Rolle bei Krankheiten wie Diabetes, Mukoviszidose, Parkinson und Alzheimer. Mit Experimenten, Berechnungsmodellen und Spektroskopie-Studien erforscht Martin Gruebele, wie Proteine ihre Faltung auf ultraschnellen Zeitskalen initiieren und wie sie sich wieder entfalten.
Während lange Zeit die Zwischenstationen, die Geschwindigkeit und der Weg der Faltung als wichtige Faktoren angesehen wurden, sprechen Wissenschaftler heute bei der Faltung von einer mehrdimensionalen Energielandschaft und von Trichtern. Martin Gruebele hat bergab faltende Proteine entdeckt, die das Modell der biologischen Energielandschaft experimentell stützen.
Martin Gruebele konnte mit seinem Team zeigen, dass sich ein entfaltetes Protein langsamer durch die Zelle bewegt und auf dem Weg auch stecken bleiben kann. Sie konnten zeigen, dass entfaltete Proteine häufiger an bestimmten Molekülen (Chaperonen) in der Zelle haften als gefaltete Proteine. Bei vielen entfalteten Proteinen werden die Systeme der Zelle überlastet. Die Forschung zu Proteinen, Faltung und Transport kann einen tiefen Einblick in den Zusammenhang zwischen Fehlfaltungen und Krankheiten geben.
Jetzt erforscht Gruebele auch die Dynamik von Glasen und elektronisch angeregten Nanoteilchen, wobei ein Laser die Teilchen anregt und ein Tunnelrastermikroskop die Anregung einzelner Teilchen misst. Und schließlich arbeitet seine Forschungsgruppe auch an der quantitativen Analyse des Schwimmverhaltens, von Bakterien bis hin zu Fischen.
In früheren Arbeiten beschäftigte sich Martin Gruebele mit der hoch aufgelösten Molekularspektroskopie und der Femtochemie. Er hat mit seiner Kollegin Martina Havenith herausgefunden, warum Fische im Eismeer nicht einfrieren. Die Wissenschaftler haben die Wirkungsweise eines Gefrierschutz-Proteins im Blut der Fische beschrieben. Der biologische Gefrierschutz kann auch bei medizinischen Anwendungen, z. B. Organtransplantaten, vorteilhaft sein.
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