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Vizepräsident der Leopoldina 2009-2019
Wahljahr: | 2000 |
Sektion: | Physiologie und Pharmakologie/Toxikologie |
Stadt: | Berlin |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Rezeptorphysiologie, Rezeptorpharmakologie, Rolle der β1-Adrenorezeptoren bei Herzinsuffizienz, Echtzeit-Visualisierung der Rezeptor-Aktivierung, Signalübertragung in lebenden Zellen
Martin J. Lohse ist ein deutscher Humanmediziner, Pharmakologe und Toxikologe, der grundlegende Mechanismen der zellulären Signalverarbeitung erforscht. Seine intensive Beschäftigung mit den β1-Adrenozeptoren auf der Oberfläche von Herzzellen eröffnete neue Behandlungsmöglichkeiten bei chronischer Herzinsuf¬fizienz.
Martin J. Lohse erforscht grundlegende Mechanismen der zellulären Signalverarbeitung. Sein Hauptinteresse gilt den so genannten G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPCR), die als Andockstelle für körpereigene Hormone und andere Signalstoffe eine Vielzahl von physiologischen Funktionen vermitteln und zugleich zu den häufigsten Zielstrukturen bei der Entwicklung von Medikamenten gehören. Lohse beschäftigte sich vor allem mit den β1-Adrenozeptoren auf der Oberfläche von Herzzellen, die von den Hormonen Adrenalin und Noradrenalin aktiviert werden, was zu einer Steigerung der Herzfrequenz führt.
Als besonders fruchtbar erwies sich die Zusammenarbeit mit dem späteren Chemie-Nobelpreisträger Robert Lefkowitz, einem Wegbereiter der Forschung an G-Protein-gekoppelten Rezeptoren. Am Howard Hughes Medical Institute der Duke University in Durham entdeckte Lohse das Protein β-Arrestin, das an β1-Adrenozeptoren bindet und sie in einem zweistufigen Prozess desensibilisiert, was die Rezeptoren im gesunden Herzen vor einer Überstimulation schützt. Der Nachweis einer erhöhten Aktivität von β1-Adrenozeptoren bei Herzinsuffizienz half bei der Erklärung der Wirkungsweise von Betablockern und eröffnete neue Behandlungsmöglichkeiten. Durch die Entwicklung neuartiger Methoden der Fluoreszenzmikroskopie ist es Lohse gelungen, die Aktivierung von Rezeptoren und die intrazelluläre Signalübertragung in lebenden Zellen in Echtzeit zu verfolgen.
Als Inhaber von zahlreichen Patenten und Gründer von drei Biotechfirmen treibt er mit Kollegen aus verschiedenen Disziplinen die Entwicklung neuer Arzneimittel und Behandlungsstrategien bei Patienten mit Herzinsuffizienz aktiv voran. Lohse ist sich der Schattenseiten einer Ökonomisierung der Wissenschaft bewusst, handelt aber auch aus der Überzeugung, dass sich die Forschung im Wettbewerb behaupten muss, um zukunftsfähig zu sein.
Durch die Gründung des Rudolf-Virchow-Zentrums für Experimentelle Biomedizin an der Universität Würzburg, eines der ersten Großforschungszentren der DFG, ist es ihm gelungen, die Expertise auf dem Gebiet der Schlüsselproteine zu bündeln. Mit den universitären Graduiertenschulen hat er die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses institutionell gefestigt. Durch sein Engagement in zahlreichen Gremien, oft in leitender Funktion, hat Lohse die Förderung der Wissenschaften in Deutschland maßgeblich vorangetrieben. Als studierter Philosoph und langjähriges Mitglied im Nationalen Ethikrat nahm er im Dialog mit der Öffentlichkeit auch zu strittigen und ethisch relevanten Fragen Stellung – etwa zu Tierversuchen, zur Gentechnik oder zum Verhältnis von Wissenschaft und Religion.
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