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Nobelpreis für Chemie 1995
Wahljahr: | 1992 |
Sektion: | Geowissenschaften |
Stadt: | Mainz |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Ozonloch, Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), Polare Stratosphärenwolken (PSC), Biomasseverbrennung, Nuklearer Winter, Stratosphäre, Anthropozän
Paul Josef Crutzen war ein niederländischer Meteorologe, er gilt als einer der Pioniere der Erforschung des Ozonlochs. Crutzen beschäftigte sich in seinen Arbeiten mit der natürlichen und durch menschlichen Einfluss gestörten Photochemie des Ozons. 1995 erhielt er gemeinsam mit Mario Molina und Sherwood Rowland den Nobelpreis für Chemie. Das Nobelkomitee urteilte: „Ihr allerwichtigster Beitrag besteht darin, dass sie nachgewiesen haben, wie empfindlich die Ozonschicht auf die Emission gewisser durch die Menschheit verursachter Luftverunreinigungen reagiert.“ Weiter würdigte das Komitee die Warnung vor einem globalen Umweltproblem mit katastrophalen Konsequenzen.
Paul Crutzen hat zur Erklärung beigetragen, wie künstlich hergestellte Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und die Polaren Stratosphärenwolken (PSC) für den Ozonabbau verantwortlich sind. Er untersuchte Eispartikel in den PSC und entdeckte, dass an ihrer Oberfläche Chlor und Brom zu hochreaktiven katalytisch wirksamen Formen werden, die dann die Ozonmoleküle zerstören. Die Erkenntnisse von Crutzen und seinen Kollegen trugen wesentlich dazu bei, dass Gegenstrategien zur Ausweitung des Ozonlochs entwickelt wurden, so wurde zum Beispiel 1987 das Montreal-Protokoll zum Schutz der Ozonschicht verabschiedet. Crutzen fand zudem heraus, dass die Biomasseverbrennung – vor allem in den Tropen – eine wesentliche Ursache der weit verbreiteten Luftverschmutzung ist.
1982 wurde seine Publikation zum Thema „nuklearer Winter“ diskutiert. Darin beschrieb Crutzen die möglichen Auswirkungen eines nuklearen Krieges auf die Atmosphäre. Im Jahr 2000 schlug er vor, eine neue geochronologische Epoche einzuführen – das „Anthropozän“ (griechisch: „Das vom Mensch gemachte Neue“). Crutzen vertrat die These, dass der Mensch seit dem späten 18. Jahrhundert die Erde und die natürliche Umwelt so verändere, dass dies einem neuen Zeitalter entspricht. In diesem hat der Mensch den größten Einfluss auf biologische, geologische und atmosphärische Prozesse. Laut Crutzen verändern vor allem Ausbeutung der Meere, Besiedelung und Nutzung der Natur, Ausstoß von Treibhausgasen und der verursachte Klimawandel die geologischen Verhältnisse. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Londoner Geologischen Gesellschaft haben im Jahr 2008 Crutzens Vorschlag aufgegriffen und weiter ausgearbeitet.
Im Jahr 2000 wurde ein Asteroid nach Crutzen benannt: (9679) Crutzen. 2002 wurde er vom Institute for Scientific Information als weltweit meistzitierter Autor in den Geowissenschaften geehrt.
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