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Foto: Bernd Prusowski, HU Berlin
Wahljahr: | 2012 |
Sektion: | Biochemie und Biophysik |
Stadt: | Berlin |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Kanalrhodopsine, Optogenetik, neuronale Netzwerke, Photobiologie der Grünalge (Chlamydomonas reinhardtii), Photorezeptoren
Peter Hegemann ist Biophysiker. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Algenforschung. Er analysiert sensorische Photorezeptoren aus Mikroalgen und gilt als einer der Entdecker der Kanalrhodopsine. Diese lichtempfindlichen Proteine sind die Grundlage für das Wissenschaftsgebiet der Optogenetik, das Peter Hegemann mitbegründet hat. Die Optogenetik ermöglicht neuartige Untersuchungen von neuronalen Netzwerken.
Kanalrhodopsine sind Proteine aus einzelligen Mikroalgen (Chlamydomonas reinhardtii), die in der Zellmembran lichtempfindliche Ionenkanäle bauen. Diese Kanäle werden unter Einfall von blauem Licht vorübergehend durchlässig für Protonen und Kationen (Na+, K+ und Ca2+). Mit seiner Arbeitsgruppe hat Peter Hegemann die Funktion der Kanalrhodopsine charakterisiert und verschiedene Subtypen analysiert. In Zusammenarbeit mit Würzburger Biophysiker Georg Nagel konnte er das Konzept der lichtaktivierten Ionenkanäle beweisen. Auf diesen Erkenntnissen baut das Wissenschaftsgebiet der Optogenetik auf, eine Mischung aus optischer Technologie und Genetik. Werden Kanalrhodopsin-2-Proteine in die Zellmembran eingebracht, ist die Zelle durch Licht gezielt steuerbar. Die eingeschleusten Proteine reagieren wie Lichtschalter. Die Forschung verfügten damit erstmals über die Möglichkeit, Nervenzellen von außen gezielt an- und auszuschalten. Hegemann konnte nachweisen, dass dieses Prinzip bei ganz unterschiedlichen Zelltypen funktioniert.
In weiteren Arbeiten konnte Peter Hegemann zusammen mit Kolleginnen und Kollegen komplexe neuronale Netzwerke durch Licht anregen. Im Gehirn von Mäusen gelang es, Neuronen an- und abzuschalten, die Dopamin benutzen. Dadurch wurden Symptome von Parkinson gelindert. Hegemann führte bei Mäusen gezielte Verhaltensänderungen durch Licht herbei. Seine Forschungsgruppe hat auch den Selektivitätsfilter der Kanalrhodopsine identifiziert und diesen so modifiziert, dass negativ geladene Chloridionen durch die Ionenkanäle geleitet werden. Dadurch haben die Wissenschaftler ein neues optogenetisches Werkzeug (Neurooptical Technologies) entwickelt, mit dem die Verschaltung neuronaler Netzwerke analysiert werden kann. Die Technik eignet sich zur Untersuchung von Krankheiten wie Epilepsie, Parkinson und Altersblindheit. In weiteren Schritten könnten daraus neue, zielgenaue Konzepte für Therapien entstehen.
Zudem beschäftigt sich die Arbeitsgruppe von Peter Hegemann mit Flavin-basierten Blaulichtrezeptoren wie Phototropin. Dieser Rezeptor kontrolliert die Krümmungs-Bewegungen von Sprossen und Blättern. Das Team konnte auch die gezielte Genmodifizierung in der Grünalge Chlamydomonas (Gene Targeting) zum Erfolg führen und damit der Algenforschung ein wichtiges neues Werkzeug an die Hand geben.
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