Profile exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei AcademiaNet.
Suchen Sie unter den Mitgliedern der Leopoldina nach Expertinnen und Experten zu Fachgebieten oder Forschungsthemen.
Nobelpreis für Chemie 2016
Wahljahr: | 1999 |
Sektion: | Chemie |
Stadt: | Evanston |
Land: | USA |
Forschungsschwerpunkte: Supramolekulare Chemie, physikalische organische Chemie, Stereochemie, molekulare Maschinen
Sir J. Fraser Stoddart ist ein britisch-amerikanischer Chemiker. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Synthese molekularer Maschinen, die aus Molekülen bestehen, die mechanische Funktionen ausführen können. So kann ein molekularer Schalter durch externe Stimuli wie Licht, elektrische oder magnetische Felder ein- und ausgeschaltet werden. Fraser Stoddarts Forschung im Nanobereich hat enormes Potenzial für die Entwicklung neuer Materialien und Geräte. 2016 erhielt er den Nobelpreis für Chemie gemeinsam mit dem niederländischen Physiker Bernard L. Feringa und dem französischen Chemiker Jean-Pierre Sauvage.
In der Natur sind molekulare Maschinen nichts Neues, in der Chemie schon. Biologische Systeme wie Enzyme und Proteine wandeln chemische Energie in mechanische Energie um. Das bekannteste Beispiel für eine natürliche molekulare Maschine ist die Adenosintriphosphat (ATP) -Synthase. Sie stellt ATP her, das Molekül, das die Energie für den Stoffwechsel lebender Zellen liefert. Im Unterschied zu ihrem Vorbild in der Natur werden die im Labor zusammengebauten winzigen Molekülverbände gezielt programmiert und gesteuert, um spezifische Aufgaben zu erfüllen.
Aufbauend auf den Arbeiten von Jean-Pierre Sauvage, hat Fraser Stoddart an der Entwicklung von molekularen Motoren gearbeitet, die rotatorische Bewegungen auszuführen, ähnlich wie ein Motor in einem Auto. Diese als Rotaxane bezeichneten Motoren bestehen aus mehreren miteinander verbundenen Molekülen, die in einem kovalenten Netzwerk angeordnet sind. Durch die Anwendung von äußeren Kräften können diese Moleküle sich in eine bestimmte Richtung drehen und so bewegen.
Stoddart und sein Team haben sich darauf konzentriert, diese Art von Maschinen durch komplexe und mehrstufige Syntheseprozesse herzustellen. Dabei haben sie unter anderem auch molekulare Borromäische Ringe entwickelt, die aus drei miteinander verflochtenen ringförmigen Molekülen bestehen. Wird einer der Ringe entfernt, fallen auch die anderen beiden Ringe auseinander. Die Herstellung von Borromäischen Ringen ist eine Herausforderung, da es schwierig ist, drei Ringe so zu verflechten, dass sie auch stabil sind. Im Jahr 1994 entwickelte Fraser Stoddart den ersten Borromäischen Ring aus molekularen Bausteinen und nannte ihn „Molecular Borromean Linkage“.
Borromäische Ringe haben großes Potenzial für die Entwicklung molekularer Maschinen, da sie durch ihre komplexe und nicht-lineare Struktur eine präzise Funktion ausüben können. Fraser Stoddart und sein Team haben beispielsweise einen künstlichen molekularen Muskel entwickelt, der aus Borromäischen Ringen aufgebaut ist. Diese besondere molekulare Maschine kann sich durch das Aktivieren und Deaktivieren spezifischer chemischer Reaktionen bewegen.
Fraser Stoddart hat mehrere Auszeichnungen für seine Arbeit erhalten, darunter den Nobelpreis für Chemie im Jahr 2016. Seine Arbeit verfügt über das Potenzial, neue Materialien und Geräte zu schaffen, die auf molekularer Ebene gesteuert werden können. Mögliche Anwendungsfelder liegen in der Medizin, der Elektronik und der Energiegewinnung. Der Chemiker hat mit über 800 Publikationen wesentlich zur theoretischen Weiterentwicklung der supramolekularen Chemie beigetragen.
Emil-Abderhalden-Str. 35
06108 Halle (Saale)
Tel. | 0345 - 47 239 - 120 |
Fax | 0345 - 47 239 - 149 |
archiv (at)leopoldina.org |