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Wahljahr: | 2016 |
Sektion: | Wissenschaftsphilosophie |
Stadt: | München |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Wissenschaftsphilosophie, Philosophie der Physik, Philosophie der Sozialwissenschaften, Erkenntnistheorie, mathematische Philosophie
Stephan Hartmann ist ein deutscher Philosoph. Er beschäftigt sich mit Problemen der allgemeinen Wissenschaftsphilosophie, der Philosophie der Physik, der Philosophie der Sozialwissenschaften und der formalen Erkenntnistheorie. Eines seiner zentralen Anliegen ist die Lösung philosophischer Probleme mithilfe mathematischer Methoden.
Dieser transdisziplinäre Ansatz zeigt sich zum Beispiel, wenn er sogenannte Bayes’sche Netze aus der Wahrscheinlichkeitstheorie auf komplexe Fragestellungen in verschiedenen Bereichen der Philosophie anwendet. Mithilfe solcher statistischen Modelle lassen sich reale Situationen durchspielen und Wahrscheinlichkeiten für die verschiedenen beteiligten Faktoren berechnen. Auf diese Weise kann untersucht werden, warum Menschen bestimmte Entscheidungen treffen oder zu falschen Vermutungen kommen. Oder es kann analysiert werden, ob eine Gruppe der richtigen Lösung für ein Problem besser durch eine Diskussion oder durch eine Abstimmung auf die Spur kommt. Durch diese Kombination von Mathematik und Philosophie will Stephan Hartmann ganz praktische Fragen beantworten, wie sie in der Politik, der Wirtschaft und im Alltag an der Tagesordnung sind. So hat er beispielsweise durchgerechnet, wie die Stimmen im Ministerrat der Europäischen Union (EU) verteilt werden sollten, damit es trotz der unterschiedlichen Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft der einzelnen Länder zu möglichst gerechten Abstimmungen kommt.
Hartmanns Forschungsarbeit zielt zudem darauf, die Blockade in der Debatte zwischen verschiedenen philosophischen Erklärungstheorien aufzubrechen und einen neuen Ansatz erklärenden Denkens zu entwickeln. Dazu bringt er Ansätze der Sprachphilosophie (Inferentialismus) und der formalen Erkenntnistheorie (Bayesianismus) zusammen. Der Bayesianismus wird dazu genutzt, die Dynamik erklärenden Denkens in wahrscheinlichkeitstheoretischen Begriffen quantitativ zu rekonstruieren. Dabei nutzt Stephan Hartmann die Möglichkeit, beide Ansätze systematisch zu integrieren, um die Rationalität eines für die Naturwissenschaften typischen Erklärungsmusters zu verteidigen – des Schlusses auf die beste Erklärung. Die Verbindung von Inferentialismus und Bayesianismus sowie die Einbeziehung von Fallstudien erlaubt eine innovative Sicht auf das Problem, wissenschaftliche Erklärungen zu verstehen, sowohl normativ als auch deskriptiv.
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