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Wahljahr: | 2015 |
Sektion: | Psychologie und Kognitionswissenschaften |
Stadt: | London |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Soziale Kognition, Urteils- und Entscheidungsprozesse, Vergleichsprozesse, Selbsteinschätzung, Ankereffekte
Thomas Mussweiler ist ein deutscher Sozialpsychologe. Schwerpunkt seiner Forschung sind die psychologischen Grundlagen menschlicher Urteils- und Entscheidungsprozesse. Sein Fokus liegt dabei auf der Dynamik von Vergleichsprozessen. Der Wissenschaftler hat das Modell „selective accessibility model – SAM“ entwickelt, mit dem Urteils-, Entscheidungs- und Vergleichsprozesse erklärt werden können. Sein Modell und seine Arbeiten werden in verschiedenen Anwendungsgebieten genutzt.
Sobald Menschen andere Menschen, sich selbst oder Objekte beurteilen, geschieht dies über Vergleiche. Die Prozesse, die solchen Vergleichen zugrunde liegen, waren lange Zeit unzureichend erklärt. Die Forschung von Mussweiler hat wesentlich dazu beigetragen, diese Lücke theoretisch und empirisch zu schließen. Der Sozialpsychologe hat ein integratives Modell zur Erklärung von Vergleichsprozessen entwickelt und empirisch überprüft. Dabei erforscht Thomas Mussweiler die psychologische Dynamik von Vergleichsprozessen, vor allem in zwei wesentlichen Bereichen: In der Selbsteinschätzung und beim Treffen von Entscheidungen.
Im Bereich der Selbsteinschätzung ist die Antwort auf Fragen wie beispielsweise „Wie sportlich bin ich?“ abhängig davon, ob als Standard ein Spitzensportler oder ein unsportlicher Verwandter herangezogen wird. Die Forschung von Thomas Mussweiler zeigt, dass sich Menschen bei solchen sozialen Vergleichen meist auf eine Ähnlichkeit zum Vergleichsstandard konzentrieren. Inwieweit ein Vergleich mit anderen für die eigene Entscheidung herangezogen wird, hängt auch von der kulturellen Prägung ab und differiert deutlich zwischen eher individualistisch geprägten und eher kollektivistischen Kulturen.
Auch im Bereich des Entscheidungsverhaltens spielen Vergleiche eine zentrale Rolle. Am Beispiel des „Ankereffektes“ zeigt Mussweilers Forschung, dass menschliche Entscheidungen häufig von numerischen Vergleichsstandards („Ankern“) beeinflusst werden, selbst wenn diese irrelevant sind. Dieser Einfluss erfolgt in der Regel unbewusst und kann zu Denkfehlern führen.
Die Forschung zum „Ankereffekt“ hat wichtige Implikationen für verschiedene Anwendungsgebiete: In der Rechtspsychologie beispielsweise werden damit ungewollte Einflüsse auf richterliche Strafzumessungen erklärt, und in der Verhandlungsforschung wird der große Einfluss des ersten Gebotes bei Preisverhandlungen verständlich, an dem sich die folgenden Gebote orientieren.
In seiner weiteren Forschung hat sich der Wissenschaftler dem Thema „Vertrauen und Misstrauen in Alltagssituationen“ zugewandt, über das trotz seiner Relevanz noch wenig bekannt war. Als Basismarker für die individuelle Haltung auf der Ebene von Vertrauen wurden unter anderem Offenheit, Kooperationsbereitschaft und soziale Wertorientierung identifiziert.
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