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Wahljahr: | 2020 |
Sektion: | Psychologie und Kognitionswissenschaften |
Stadt: | Cambridge |
Land: | Großbritannien |
Forschungsschwerpunkte: Dyslexie, Sprachentwicklungsstörung, Leseentwicklung
Usha Goswami ist eine weltweit führende Forscherin auf dem Gebiet der Alphabetisierung, der Neurowissenschaften und der Erziehungswissenschaften. Ziel ihrer Forschung ist das Verständnis, wie individuelle Unterschiede in der phonologischen Bewusstheit (der Lautstruktur) von Kindern die Leseentwicklung und Dyslexie in verschiedenen Sprachen beeinflussen. Usha Goswami entdeckte eine bislang unbekannte sensorische Ursache für die Beeinträchtigung der phonologischen Verarbeitung bei Dyslexie, die auf der Unterscheidung der Amplitudenmodulation (AM) beruht. Außerdem leistete sie Pionierarbeit bei der Untersuchung der Sprachkodierung von Amplitudenmodulationen bei Säuglingen und Kindern durch Neuroimaging. Dank dieser Forschungsarbeiten ist es möglich, Hörtechnologien zu entwickeln, die der Entstehung von Dyslexie und Sprachentwicklungsstörungen künftig vorbeugen könnten.
Sprachstörungen (wie zum Beispiel die Entwicklungsdyslexie und die Sprachentwicklungsstörung) sind in hohem Maße vererbbar und kommen sprachenübergreifend vor, was darauf hinweist, dass es eine gemeinsame neuronale Grundlage gibt, die unabhängig von der erlernten Sprache besteht. In ihrer Forschung untersucht Usha Goswami basierend auf der auditiven rhythmischen Verarbeitung die neuronale/sensorische Grundlage für diese Störungen. Die Sprachentwicklung ist ein stetiger Prozess und Rhythmusmuster sind für die Organisation von Phonologie (Lautstruktur), Wörtern und syntaktischen Sätzen unerlässlich. Akustisch gesehen besteht Sprache aus starken und schwachen Schlägen (Betonungsschläge), die in hierarchischen Strukturen periodisch wiederkehren und in erster Linie durch Amplituden-/Intensitätsänderungen übertragen werden (Änderungen der Amplitudenmodulation, kurz „AM“). Sprachübergreifend produzieren die Sprechenden eine betonte Silbe etwa zweimal pro Sekunde (2 Hz). Demnach könnte ein akustisch rhythmisches Gerüst der AM bei etwa 2 Hz dem Spracherwerb aller Sprachen zugrunde liegen.
Die Schwerpunkte ihrer Forschung liegen in der Untersuchung dieser Hypothese auf verhaltensbezogener, kognitiver, rechnerischer und neuronaler Ebene, indem die Entwicklung vom Säuglingsalter an in verschiedenen Sprachen analysiert wird. Nachdem Goswami bereits festgestellt hat, dass die Anstiegszeit der Amplitudenmodulation die Entwicklungsdyslexie und die Sprachentwicklungsstörung unterschiedlich beeinträchtigt, untersucht sie nun das neuronale oszillatorische Entrainment zu den Mustern der Amplitudenmodulation im Sprachsignal, ein Entrainment, das automatisch durch die Anstiegszeiten der Amplitudenmodulation im Signal ausgelöst wird. Goswami untersucht das neuronale Entrainment an die Struktur der Amplitudenmodulation der Sprache bei einer Entwicklungsdyslexie oder Sprachentwicklungsstörung und entwickelt eine Technologie zur Unterstützung des Hörens, um das neuronale Entrainment an die Sprache anzupassen. Des Weiteren untersucht sie die akustische und sprachliche Entwicklung bei Säuglingen mit genetischer Prädisposition für Dyslexie und entwickelt eine rechnergestützte Modellierung von kindgerichteter Sprache (in verschiedenen Sprachen), um die zugrundeliegende AM-Struktur aufzudecken, die der Erwartung Goswamis nach universell ist.
Ihre langfristige Forschungsvision besteht darin, mithilfe der Spezifizierung neuronaler Entwicklungsmechanismen des Spracherwerbs technologische Hilfsmittel zu entwickeln, die es Kindern ermöglichen, die Lautsprache effizient zu erlernen, und Entwicklungsdyslexie sowie Sprachentwicklungsstörungen somit zu verhindern.
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