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Wahljahr: | 2011 |
Sektion: | Wissenschafts- und Medizingeschichte |
Stadt: | Gießen |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Psychiatrie im 19. und 20. Jahrhundert, Medizin im Nationalsozialismus, Struktur und Genese wissenschaftlicher Innovationen, Eugenik und Humangenetik im 20. Jahrhundert, Geschichte und Ethik der Forschung am Menschen, Geschichte und Theorie der Medizinischen Anthropologie und Medizinethnologie
Volker Roelcke ist ein deutscher Medizinhistoriker. Ein zentraler Aspekt seiner Forschungen ist die politische Dimension der Produktion von neuem Wissen in den biomedizinischen Wissenschaften. Außerdem widmet er sich der Frage nach der Genese und Dynamik der Autorität dieses Wissens in der „Wissensgesellschaft“. Durch Rekonstruktionen von Kasuistiken und Prozessen in Psychiatrie, Humangenetik und Mikrobiologie analysiert er implizite moralische Werte und anthropologische Prämissen in Systemen der Wissensproduktion.
Breiten Raum nehmen seine Arbeiten zur Medizin im Nationalsozialismus ein. Als Vorsitzender einer Kommission zur Aufarbeitung der Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) lieferte er zahlreiche Belege für die Verstrickungen deutscher Mediziner und Fachärzte in die Verbrechen des Dritten Reichs. Zudem zeigte seine Aufarbeitung der Rolle der Psychiatrie im Nationalsozialismus, dass Psychiater aktiv an Menschenversuchen beteiligt waren und dass sie ihre Rolle ohne äußeren Zwang wahrnahmen.
Volker Roelckes Forschung zur Euthanasie im Nationalsozialismus zielt auch auf die Perspektive der Täter und der sie umgebenden Gesellschaft. Er zeigt, dass sie Strömungen folgten, die sich bereits vor 1933 andeuteten. Damit wurde die Grundlage für später in der Gesellschaft weit verbreitete Denkmuster gelegt.
Auch der Frage nach Veränderungen in den epistemologischen und ethischen Bedingungen für den Schritt vom Tierexperiment zur medizinischen Forschung am Menschen ist Volker Roelcke nachgegangen. Ausgehend von der Formierung des „Tiermodells“ für menschliche Erkrankungen im 19. Jahrhundert, hat er die Praxis des Schritts vom Tierversuch zur Erprobung neuer Interventionen am Menschen für exemplarische Stationen medizinisch-therapeutischer Forschung untersucht
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