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Nachricht | Montag, 29. November 2021, aktualisiert am 6. April 2023

Leopoldina berät Politik und Gesellschaft in der Coronavirus-Pandemie

Leopoldina berät Politik und Gesellschaft in der Coronavirus-Pandemie

Bild: snedorez / Adobe Stock

Die Leopoldina hat in 2020 und 2021 zehn Ad-hoc-Stellungnahmen sowie weitere Publikationen zur Coronavirus-Pandemie veröffentlicht. Diese befassen sich mit den medizinischen, psychologischen, sozialen, ethischen, rechtlichen, pädagogischen, wirtschaftlichen und gesundheits- sowie bildungspolitischen Aspekten der Pandemie. Insgesamt waren mehr als 90 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den entsprechenden Fachrichtungen an den Veröffentlichungen beteiligt. Auf dieser Seite finden sich alle Ad-hoc-Stellungnahmen und weitere Publikationen in chronologischer Reihenfolge.

27. November 2021 – „Coronavirus-Pandemie: Klare und konsequente Maßnahmen - sofort!“ (Ad-hoc-Stellungnahme Nr. 10)

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina veröffentlicht heute die Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Klare und konsequente Maßnahmen – sofort!“ Das Papier konzentriert sich auf dringend notwendige Maßnahmen mit dem Ziel, die vierte Infektionswelle schnell und effizient einzudämmen.

Die 10. Ad-hoc-Stellungnahme zur Coronavirus-Pandemie erscheint in der Reihe von Ad-hoc-Stellungnahmen, mit denen die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in den vergangenen zwei Jahren Empfehlungen zu medizinischen, psychologischen, sozialen, ethischen, rechtlichen, pädagogischen, wirtschaftlichen und gesundheits- sowie bildungspolitischen Aspekten gegeben.

Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Hierfür erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. Daher bildet auch die vorliegende Stellungnahme die Perspektiven der beteiligten Wissenschaftsdisziplinen ab. Entscheidungen zu treffen und dabei die Interessen der zahlreichen anderen Stakeholder zu berücksichtigen, ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik.

Die ausführliche zehnte Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Klare und konsequente Maßnahmen - sofort!“ gibt es hier im Download.

10. November 2021 – „Antivirale Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2: Aktueller Stand und Ansätze zur verbesserten Vorbereitung auf zukünftige Pandemien“ (Ad-hoc-Stellungnahme Nr. 9)

Die Verfügbarkeit hochwirksamer Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 stellt einen großen Fortschritt in der Bewältigung der Coronavirus-Pandemie dar. Dennoch besteht weiterhin Handlungsbedarf bei der Entwicklung von antiviralen Medikamenten. Zum einen sind wirksame und kostengünstige antivirale Medikamente speziell gegen COVID-19 erforderlich. Zum anderen sollten mit Blick auf künftige Pandemien breit wirksame Medikamente entwickelt werden, die gegen verschiedene Arten einer Virusfamilie wirken. Darauf weist die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in ihrer heute veröffentlichen Ad-hoc-Stellungnahme "Antivirale Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2: Aktueller Stand und Ansätze zur verbesserten Vorbereitung auf zukünftige Pandemien" hin. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erläutern in der Publikation, warum es derartiger Wirkstoffe bedarf, wie diese identifiziert und entwickelt werden und welche Organisationsstrukturen dafür notwendig sind.

Spezifische Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2 werden auch dann noch wichtig sein, wenn das Virus nach Abklingen der Pandemie endemisch wird und dauerhaft in Teilen der Bevölkerung zirkuliert. Schwere Krankheitsverläufe könnten sich etwa bei ungeimpften Personen entwickeln, bei Personen, die auch nach mehrmaliger Impfung keinen ausreichenden Immunschutz aufbauen, oder bei Personen, deren Impfschutz nach einiger Zeit nachlässt. Die Arzneien sollten idealerweise leicht zu verabreichen, gut wirksam und vergleichsweise kostengünstig sein. "Die wenigen vorhandenen Medikamente gegen SARS-CoV-2 reichen nicht. Wichtig sind hochwirksame Wirkstoffe, die möglichst früh nach Infektion eingesetzt werden können, um die Virusvermehrung und die Weitergabe der Erreger zu stoppen", sagt die Chemikerin und Virologin Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff, Sprecherin der Arbeitsgruppe und Mitglied der Leopoldina. Auch global betrachtet sind Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2 erforderlich. Leicht verfügbare Medikamente zum Schlucken oder zur Inhalation sind auch in solchen Regionen der Welt von großer Bedeutung, in denen die Bevölkerung keinen ausreichenden Zugang zu Impfstoffen und einer medizinischen Infrastruktur hat.

Aus den Erfahrungen der Coronavirus-Pandemie leiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Notwendigkeit einer besseren Vorbereitung auf neu auftretende Erreger ab. "Die Entwicklung von Wirkstoffen darf nicht erst dann beginnen, wenn ein neues pandemisches Virus aufgetreten ist. Sie sollte schon im Vorfeld mit Nachdruck vorangetrieben werden", sagt der Virologe Prof. Dr. Ralf Bartenschlager, ebenfalls Sprecher der Arbeitsgruppe und Leopoldina-Mitglied. Wichtiges Konzept dabei sind Breitbandwirkstoffe - Medikamente, die gegen möglichst zahlreiche Arten einer Virusfamilie wirksam sind. Dafür werden solche Strukturen und Funktionen der Viren als Angriffsziel ausgewählt, die sich kaum verändern. Andere Ansatzpunkte sind zelluläre Faktoren wie Virus-Bindungsstellen auf den menschlichen Zellen sowie Wirkstoffe, die das Immunsystem stimulieren und damit die Widerstandskraft gegen die Infektion erhöhen.

Für eine bessere Pandemievorsorge gilt es, sowohl die Grundlagenforschung als auch die translationale Forschung zu stärken, die den Übergang in die klinische Praxis begleitet, und Breitband-Medikamente mit Wirkung gegen Viren mit pandemischem Potenzial bis zu einer gewissen Reife zu entwickeln. Die Arbeitsgruppe empfiehlt, eine Organisationsstruktur zu schaffen, die die notwendigen Infrastrukturen vernetzt. Sinnvoll sei auch die Kooperation akademischer Institutionen mit Biotechnologie- und Pharmafirmen. Um insbesondere im Krisenfall deutlich schneller wirksame Therapien bereitstellen zu können, sollten neben Forschungseinrichtungen auch Vertreterinnen und Vertreter regulatorischer Behörden und der Politik Teil eines solchen Netzwerks sein.  

Im akademischen Kontext ist eine koordinierte Studieninfrastruktur erforderlich, die der Übertragung in die medizinische Praxis dient. In Deutschland fehlen weitgehend Strukturen für frühe Pilotstudien, aber auch für große klinische Studien, konstatiert die Arbeitsgruppe. Die Expertinnen und Experten sprechen sich dafür aus, Testzentren, ambulante Versorgung, öffentlichen Gesundheitsdienst, Pflegeeinrichtungen und Hochschulambulanzen zu vernetzen. 

Eine weitere Empfehlung der Arbeitsgruppe ist, zirkulierende Virusstämme und ihr pandemisches Potenzial besser epidemiologisch zu überwachen, indem unter anderem das öffentliche Gesundheitswesen einen besseren Zugang zu Sequenzierkapazitäten und Sequenzdatenbanken erhält, um neue auftretende Virusvarianten schnell zu erkennen und ihre Ausbreitung verfolgen zu können.

Die ausführliche neunte Ad-hoc-Stellungnahme „Antivirale Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2: Aktueller Stand und Ansätze zur verbesserten Vorbereitung auf zukünftige Pandemien“ gibt es hier im Download.

21. Juli 2021 – „Ökonomische Konsequenzen der Coronavirus-Pandemie – Diagnosen und Handlungsoptionen“ (Stellungnahme)

Die Coronavirus-Pandemie stellt die Wirtschafts- und Sozialpolitik in Deutschland mittel- und langfristig vor neuartige Herausforderungen und hat bereits zuvor bestehenden Handlungsbedarf verstärkt. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina analysiert in der heute veröffentlichten Stellungnahme „Ökonomische Konsequenzen der Coronavirus-Pandemie – Diagnosen und Handlungsoptionen“ die derzeitige wirtschafts- und sozialpolitische Situation und leitet daraus mögliche Vorgehensweisen ab, um den bevorstehenden Strukturwandel zu bewältigen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen Handlungsoptionen in vier Themenbereichen auf: Strukturwandel und Voraussetzungen für nachhaltiges Wirtschaftswachstum; Ungleichheit und Verteilung; Leistungsfähigkeit staatlicher Organisationen auf nationaler wie internationaler Ebene sowie Tragfähigkeit der Staatsfinanzen.

Die Stellungnahme diskutiert neue Herausforderungen, aber auch solche, die bereits vor der Coronavirus-Pandemie bekannt waren und durch diese weiter verschärft wurden. Auf Basis einer Diagnose der Sachlage werden in vier Themenbereichen Handlungsoptionen für die Politik aufgezeigt. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es nicht zu allen Themen präzise empirische Grundlagen für die Entwicklung wirtschaftspolitischer Handlungsoptionen. Dennoch lassen sich bereits heute Verbesserungspotenziale im Bereich staatlichen Handelns und mögliche Beiträge zu einem wirtschaftlichen Erholungsprozess herausarbeiten, der den Bedingungen sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit genügt. „Die Pandemie kann zur Chance für eine gesellschaftlich breit getragene Modernisierungsinitiative werden, gerade im Bereich staatlichen Handelns“, sagt Prof. Regina T. Riphahn Ph.D., Sprecherin der Arbeitsgruppe und Leopoldina-Vizepräsidentin.

Das erste in der Stellungnahme analysierte Handlungsfeld für die Wirtschaftspolitik ist die Überwindung der mittel- und langfristigen Wirkungen der Pandemie auf die Wirtschaftsleistung. Dies kann durch Rahmenbedingungen und gezielte Maßnahmen gelingen, die den wirtschaftlichen Strukturwandel beflügeln und die künftigen Wachstumspotenziale stärken. „Digitalisierung und ein beschleunigter Strukturwandel sollten nicht als Bedrohung gefürchtet, sondern als Voraussetzung für eine höhere gesamtwirtschaftliche Produktivität angestrebt werden“, sagt Prof. Dr. Christoph M. Schmidt, Sprecher der Arbeitsgruppe, Präsident des RWI ‒ Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen und Mitglied der Leopoldina.

Als zweites Handlungsfeld diskutiert die Arbeitsgruppe Maßnahmen, um den vielschichtigen mittel- und langfristigen Folgen der Pandemie für die Verteilung von Wohlstand und der Fortdauer sozialer Ungleichheit entgegenzuwirken. Diese betreffen Bildung und Weiterbildung, die Förderung der Geschlechtergerechtigkeit und die Ausgestaltung des Netzes der sozialen Sicherung. Vor allem während der Krise erlittene Bildungsverluste drohen lange nachzuwirken. Die Arbeitsgruppe regt hier unter anderem an, bei möglichen künftigen Schulschließungen täglich verpflichtenden Online-Unterricht vorzusehen und für Kinder und Jugendliche aus benachteiligten sozialen Verhältnissen umfangreiche Fördermaßnahmen anzubieten.

Als drittes Handlungsfeld arbeitet die Stellungnahme Verbesserungspotenziale im Bereich der staatlichen Leistungsfähigkeit heraus. Die Arbeitsgruppe schlägt vor, nach dem Abklingen der Krise eine unabhängige regierungsferne Kommission einzusetzen. Diese hätte die Aufgabe, auf allen föderalen Ebenen bis hin zur internationalen Koordination des Krisenmanagements die Ursachen für etwaige Defizite staatlichen Handelns zu identifizieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. So wäre etwa zu prüfen, inwiefern eine schnellere Datenbeschaffung, Verwaltungsmodernisierungen insbesondere im öffentlichen Gesundheitsdienst und verbindliche Lernstandserhebungen im Bildungsbereich die Krisenbewältigung verbessern können.

Ein viertes wirtschaftspolitisches Handlungsfeld nach der Pandemie wird der Arbeitsgruppe zufolge darin bestehen, die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen auf nationaler und europäischer Ebene zu erhalten und zu stärken, um im Falle einer erneuten großen Krise wiederum in der Lage zu sein, stützend einzugreifen und die größten Auswirkungen abzufedern. Die Arbeitsgruppe empfiehlt, Reformoptionen im Zusammenhang nationaler und europäischer Schuldenregeln einerseits und staatlicher Investitionsaktivität andererseits abzuwägen. Auf beiden Ebenen sollte wirtschaftspolitisches Handeln striktem Monitoring und kritischer Evaluierung unterzogen werden. Darüber hinaus ist die Handlungsfähigkeit der Kommunen durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen.

Die ausführliche Stellungnahme „Ökonomische Konsequenzen der Coronavirus-Pandemie – Diagnosen und Handlungsoptionen“ gibt es hier im Download.

21. Juni 2021 – „Kinder und Jugendliche in der Coronavirus‐Pandemie: psychosoziale und edukative Herausforderungen und Chancen“ (Ad-hoc-Stellungnahme Nr. 8)

Die Coronavirus-Pandemie hat für Kinder und Jugendliche vielfältige Auswirkungen auf deren Bildung, soziale Interaktion, sozioemotionale Entwicklung, körperliche Aktivität sowie auf das psychische Wohlbefinden. Viele Betroffene werden in der Lage sein, die Auswirkungen zu überwinden. Manche dagegen werden mittel- und wahrscheinlich auch langfristig von den erlittenen Defiziten begleitet. Um diesen zu begegnen, empfiehlt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in der heute veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahme „Kinder und Jugendliche in der Coronavirus-Pandemie: psychosoziale und edukative Herausforderungen und Chancen“ den Auf- und Ausbau von Unterstützungs- und Bildungsstrukturen. Diese sollten die derzeit bestehenden Ungleichheiten in Bildungs- und Entwicklungschancen nachhaltig adressieren und nicht nur pandemiebedingte Nachteile ausgleichen, sondern die Situation im Vergleich zum Status Quo vor der Pandemie verbessern.

Ungleichheiten und Entwicklungsrisiken gab es bereits vor der Pandemie, vor allem in den Bereichen Bildung, soziale Interaktion, sozioemotionale Entwicklung und körperliche Aktivität. Psychische Störungen verursachten die größte Krankheitslast im Kinder- und Jugendalter. In der heute veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahme werden Ergebnisse aus Studien beschrieben, die auch die Situation vor der Pandemie erfassen und so Informationen über pandemiebedingte Belastungen geben. Auch wenn aufgrund der Dynamik der Situation wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche nur Momentaufnahmen sein können und aufgrund der noch kurzen Beobachtungszeit in ihrer Aussagekraft begrenzt sind, geben sie doch Hinweise darauf, wo kurz-, mittel- und langfristiger Handlungsbedarf besteht.

Auf Grundlage der wissenschaftlichen Erkenntnisse vor und während der Pandemie empfehlen die Expertinnen und Experten, den Präsenzbetrieb in Bildungseinrichtungen unter Einhaltung geeigneter Schutzmaßnahmen (wie Masken, Hygiene, regelmäßige Tests) wieder durchgängig zu ermöglichen, weil dieser für nahezu alle Kita- und Schulkinder die effektivste Art des Lernens ist. „Vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Delta-Variante ist es unbedingt notwendig, als Schutzmaßnahmen die AHA+L-Regeln und Tests an Schulen aufrechtzuerhalten. In Innenräumen, wo der notwendige Abstand nicht eingehalten werden kann, sollte eine medizinische Maske weiterhin durchgehend getragen werden“, sagt Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Gleichzeitig soll die digitale Infrastruktur der Bildungseinrichtungen schneller ausgebaut werden.

In Bezug auf Förder- und Lernangebote empfiehlt die Stellungnahme nachhaltige Sprachförderung zum Erlernen der deutschen Sprache durch standardisierte frühe Sprachdiagnostik und den Ausbau von alltagsintegrierter sprachlicher Bildung als festen Bestandteil der Kindertagesbetreuung. In Grundschulen soll die Stundentafel angepasst werden, um vorrangig die Rückstände in den Kernfächern Deutsch und Mathematik aufzuholen. Wichtig sind zusätzliche Förderinstrumente für Schülerinnen und Schüler mit schwächeren Schulleistungen in der Primar- und Sekundarstufe. Zudem sollen Informationsangebote zu Fördermaßnahmen erweitert werden.

Um Gesundheit und motorische Entwicklung besser als bisher zu fördern, empfehlen die Expertinnen und Experten den Ausbau einer bewegungsfördernden Infrastruktur für Kinder und Jugendliche, idealerweise tägliche Bewegungsangebote in Kitas und Schulen und Programme zur Förderung eines gesunden Lebensstils hinsichtlich Ernährung, Schlaf und körperlicher Aktivität. Um Fachkräfte in Kitas und Lehrkräfte in Schulen für psychische Probleme von Kindern und Jugendlichen zu sensibilisieren, sollen sie fortgebildet und die bestehende Infrastruktur der Schulsozialarbeit ausgebaut werden. Außerschulisch gilt es, evidenzbasierte Maßnahmen in der Kinder- und Jugendhilfe sowie in der Therapie psychischer Störungen des Kindes- und Jugendalters auszuweiten. Die Wartefrist auf einen Therapieplatz soll verkürzt werden, empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Die ausführliche achte Ad-hoc-Stellungnahme „Kinder und Jugendliche in der Coronavirus‐Pandemie: psychosoziale und edukative Herausforderungen und Chancen“ gibt es hier im Download.

8. Dezember 2020 – „Feiertage und Jahreswechsel bieten Chance zur Eindämmung der Pandemie“ (Ad-hoc-Stellungnahme Nr. 7)

Die gegenwärtige Situation ist nach wie vor ernst und droht sich weiter zu verschärfen. Trotz des seit Anfang November in Deutschland geltenden Teil-Lockdowns sind die Infektionszahlen auf einem sehr hohen Niveau. Jeden Tag sterben mehrere Hundert Menschen. Die Krankenhäuser und insbesondere das medizinische Personal sind bereits jetzt an ihren Grenzen und die Gesundheitsämter überlastet.

Um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zurückzuerlangen, empfiehlt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in der heute veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown nutzen“ ein zweistufiges Vorgehen. Die Rahmenbedingungen ‒ Weihnachtsferien in Bildungseinrichtungen und eingeschränkter Betrieb in vielen Unternehmen und Behörden – bieten die Chance, in der Eindämmung der Pandemie ein großes Stück voranzukommen.

Erfahrungen in anderen Ländern (z.B. Irland) im Umgang mit der Pandemie zeigen, dass schnell eingesetzte, strenge Maßnahmen über einen kurzen Zeitraum erheblich dazu beitragen, die Infektionszahlen deutlich zu senken und niedrig zu halten, um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zurückzuerlangen. Die Expertinnen und Experten machen darauf aufmerksam, dass auch aus wirtschaftlicher Perspektive verschärfte Maßnahmen sinnvoll sind: Zwar erhöhen sich durch einen harten Lockdown kurzfristig die Wertschöpfungsverluste, aber zugleich verkürzt sich der Zeitraum, bis die Neuinfektionen so weit gesunken sind, dass Lockerungen möglich sind.

Bereits ab dem 14. Dezember 2020 müssten Kontakte im beruflichen wie im privaten Bereich auf das absolute Mindestmaß reduziert werden. Das Homeoffice müsse, wo immer möglich, die Regel sein. Die Schulpflicht sollte bis zum Beginn der Weihnachtsferien in allen Bundesländern aufgehoben werden. Gruppenaktivitäten in Sport und Kultur müssten eingestellt werden und, wo immer möglich, sollten digitale Möglichkeiten anstelle von Präsenzangeboten genutzt werden.

Ab dem 24. Dezember 2020 bis mindestens zum 10. Januar 2021 sollte in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen und ein harter Lockdown gelten. Hierfür sollten zusätzlich zu den ab dem 14. Dezember vorgeschlagenen Maßnahmen alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs geschlossen und die Weihnachtsferien in den Bildungseinrichtungen verlängert werden. In dem Papier geben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch Empfehlungen für das Verhalten während der Feiertage. Unter anderem sollten Urlaubsreisen während dieses Zeitraums unterbleiben und Zusammenkünfte nur im engsten stabilen Personenkreis stattfinden.

Für den Wiederbeginn des Unterrichts ab dem 10. Januar 2021 sollte in allen Bundesländern das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Unterricht für alle Jahrgangsstufen verpflichtend sein. Zudem sollten ländereinheitliche Regeln für den Wechselunterricht ab der Sekundarstufe erarbeitet werden, die ab einer bestimmten Inzidenz greifen.

Erforderlich ist zudem eine langfristige politische Einigung auf ein klares, mehrstufiges und bundesweit einheitliches System von Regeln, die ab einer bestimmten Anzahl von Fällen pro 100.000 Einwohner greifen. Durch ein einheitliches und nachvollziehbares Vorgehen werden die Maßnahmen für Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen transparent, verständlich und planbar.

Die ausführliche siebte Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown nutzen“ gibt es hier im Download. Ein PDF-Dokument mit den sieben veröffentlichten Stellungnahmen in 2020 steht hier zum Download bereit.

9. November 2020 − Empfehlungen für einen gerechten und geregelten Zugang zu einem COVID-19-Impfstoff (Gemeinsames Positionspapier der Ständigen Impfkommission, des Deutschen Ethikrates und der Nationalen Akademie der Wissenschaften)

Erste Impfstoffe zum Schutz gegen COVID-19 könnten bereits Anfang 2021 zugelassen werden. Zumindest am Anfang stehen aller Voraussicht nach nicht für alle impfbereiten Menschen Impfstoffdosen zur Verfügung. Deswegen ist eine Priorisierung notwendig. Im heute veröffentlichten Positionspapier werden medizinisch-epidemiologische Aspekte der Infektionsprävention mit ethischen, rechtlichen und praktischen Überlegungen zusammengeführt. Daraus entwickeln die Autorinnen und Autoren einen Handlungsrahmen für die anfängliche Priorisierung der Impfmaßnahmen gegen COVID-19.

Eine Priorisierung unterstützt die Entscheidung, wer vorrangig welche Impfstoffe erhalten soll. Diese darf nicht nur auf Grundlage medizinisch-epidemiologischer Erkenntnisse festgelegt werden. Vielmehr müssen auch ethische und rechtliche Erwägungen maßgeblich sein.

Derzeit fehlen laut den Expertinnen und Experten noch entscheidende Ergebnisse aus den laufenden klinischen Studien (Phase 3) zu den Eigenschaften der Impfstoffe. Dies hat zur Folge, dass eine detaillierte Empfehlung der STIKO zu den vorrangig zu impfenden Personengruppen jetzt noch nicht möglich ist. Bereits jetzt aber stehen die ethischen und rechtlichen Prinzipien fest, nach denen eine Priorisierung zu erfolgen hat: Neben der Selbstbestimmung sind dies die Nichtschädigung beziehungsweise der Integritätsschutz, die Gerechtigkeit, die grundsätzliche Rechtsgleichheit, die Solidarität sowie die Dringlichkeit.

Diese ethischen und rechtlichen Prinzipien schlagen sich in konkreten Impfzielen nieder: Verhinderung schwerer COVID-19-Verläufe (Hospitalisation) und Todesfälle; Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingten SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indikation); Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchspotential; Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des öffentlichen Lebens.

Im Papier wird darauf hingewiesen, dass die Verteilung der anfangs knappen Impfstoffe ethisch wie grundrechtlich relevante Werte berührt und daher eine klare gesetzliche Regelung erfordert. Die Verteilung der Impfstoffe ist zudem so zu organisieren, dass ein Erreichen der Impfziele sichergestellt ist. Hierzu bedarf es geeigneter neuer Strukturen. Eine einheitliche, transparente und damit vertrauenserweckende sowie akzeptanzsichernde Verteilung ist geboten. Das spricht für eine Impfstrategie, die nicht auf einzelnen Hausärztinnen und Hausärzten beruht, sondern auf staatlich mandatierten Impfzentren.

Impfungen setzen prinzipiell eine aufgeklärte, freiwillige Zustimmung voraus. Deshalb sind Priorisierungskriterien der Bevölkerung verständlich darzulegen. Die Autorinnen und Autoren des Positionspapiers schließen zudem eine undifferenzierte, allgemeine Impfpflicht aus.

Eine selbstbestimmte Impfentscheidung erfordert eine kontinuierliche, transparente Information und Aufklärung der Bevölkerung zur Wirksamkeit der Impfung und zu ihren Risiken, so die Expertinnen und Experten. Um mögliche Impfrisiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren, muss eine zeitnahe bundesweite Erfassung aller Impfungen und eine Bewertung von unerwünschten Ereignissen in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung etabliert werden. Dazu fordern die Autorinnen und Autoren eine produktspezifische Erfassung der COVID-19-Impfungen in einer zentralen Datenbank, auch zur genauen Ermittlung der Impfquoten.

Die komplette Positionspapier steht hier zum Download als PDF bereit.

27. Oktober 2020 − „Wissenschaftsorganisationen zur Coronavirus-Pandemie: Die Situation ist ernst“ (Gemeinsame Erklärung der Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina)

Seit einigen Wochen ist ein dramatischer Anstieg der Coronavirus-Infektionen in Europa zu verzeichnen, der inzwischen auch Deutschland erreicht hat. Dieser ist wegen der hohen Fallzahlen an vielen Orten nicht mehr kontrollierbar und kann eine beträchtliche Zahl von Behandlungsbedürftigen in den Krankenhäusern und einen deutlichen Anstieg der Sterbezahlen in Deutschland zur Folge haben. Um dies noch zu verhindern, fordern die Präsidentin und die Präsidenten von sechs Wissenschaftsorganisationen klare Entscheidungen, die schnell umgesetzt werden. Aktuell könne die Ausbreitung des Virus in vielen Regionen von den Gesundheitsämtern aus Kapazitätsgründen nicht mehr adäquat nachverfolgt werden. Um diese Nachverfolgung wieder zu ermöglichen, müssten Kontakte, die potentiell zu einer Infektion führen, systematisch reduziert werden. Je früher und konsequenter alle Kontakte, die ohne die aktuell geltenden Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen stattfinden, eingeschränkt würden, desto kürzer könnten diese Beschränkungen sein.

Wichtig sei, deutlich, schnell und nachhaltig zu reagieren. Es sei notwendig, Kontakte ohne Vorsichtsmaßnahmen auf ein Viertel zu reduzieren und dies in allen Bundesländern sowie in allen Landkreisen und Städten nach bundesweit einheitlichen Regeln durchzuführen. Je früher diese konsequente Reduktion von Kontakten ohne Vorsichtsmaßnahmen erfolge, desto kürzer könne diese andauern und desto weniger psychische, soziale und wirtschaftliche Kollateralschäden würden verursacht. Mit einer drastischen Reduktion der Kontakte ohne Vorsichtsmaßnahmen eines jeden Einzelnen auf ein Viertel könne die Pandemie eingedämmt werden.

Ziel sei es, die Fallzahlen so weit zu senken, dass die Gesundheitsämter die Kontaktnachverfolgung wieder vollständig durchführen können. Sobald dies möglich ist, könnten die Beschränkungen vorsichtig gelockert werden, ohne dass unmittelbar eine erneute Pandemiewelle drohe. Das müsse aber bereits jetzt vorbereitet werden. Nach etwa drei Wochen deutlicher Reduktion von Kontakten ohne Vorsichtsmaßnahmen werde es entscheidend sein, die bekannten Infektionsschutzmaßnahmen (AHA+L+A) bundesweit einheitlich und konsequent durchzusetzen, um die dann erreichte niedrige Fallzahl zu halten. Dabei sollten Risikogruppen durch gezielte Maßnahmen konsequent geschützt, die Kommunikation der Vorsichtsmaßnahmen verbessert und die Hygienekonzepte geschärft und kontrolliert werden.

Die komplette gemeinsame Erklärung steht hier zum Download als PDF bereit.

23. September 2020 − „Leopoldina fordert klare und einheitliche Corona-Regeln für Herbst und Winter“ (Ad-hoc-Stellungnahme Nr. 6)

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus steigt seit Ende Juli in Deutschland wieder an. In Anbetracht sinkender Temperaturen und der Verlagerung von Gruppenaktivitäten in Innenräume bestehe die Gefahr, dass es abermals zu einer schwer kontrollierbaren Entwicklung der Pandemie komme. Das schreibt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in der Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Wirksame Regeln für Herbst und Winter aufstellen“.

Um dieser Gefahr rechtzeitig zu begegnen und das öffentliche Leben auch in den kommenden Monaten aufrecht zu erhalten, müssten jetzt Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Die Leopoldina appelliert an die Verantwortlichen in Bund und Ländern, sich rasch auf bundesweit verbindliche, wirksame und einheitliche Regeln für das Inkrafttreten von Vorsorgemaßnahmen zu einigen und letztere konsequenter als bisher um- und durchzusetzen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weisen darauf hin, dass sich der Anstieg der Infektionen mit SARS-CoV-2 in anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Spanien, Niederlande und Österreich oder in Israel bereits deutlicher zeigt als in Deutschland. Ein Impfstoff gegen das Coronavirus werde auch nach optimistischer Einschätzung nicht vor dem Frühjahr 2021 in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen. Auch die Wirksamkeit medikamentöser Therapien sei bisher begrenzt. Mit der beginnenden Erkältungs- und Influenzasaison steige zudem die Herausforderung, Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik von COVID-19 zu unterscheiden.

Um vor diesem Hintergrund die Zahl der Infizierten in den kommenden Monaten auf niedrigem Niveau zu halten, empfiehlt die Leopoldina in ihrer sechsten Ad-hoc-Stellungnahme zur Coronavirus-Pandemie:

1. Schutzmaßnahmen konsequent einhalten: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen, dass die AHA-Regeln (Abstandhalten, Hygiene, Alltagsmaske/Mund-Nasen-Schutz) und ein regelmäßiger Luftaustausch in Räumen nach wie vor die wichtigsten und wirksamsten Mittel sind, um die Pandemie unter Kontrolle zu halten. Mit Blick auf eine mögliche angespannte Situation im Herbst und Winter sollten bundesweit einheitliche Regeln und Eskalationsstufen für Schutzmaßnahmen definiert werden, die je nach regionalem Infektionsgeschehen greifen. Sie müssten regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

2. Schnell und gezielt testen, Quarantäne- und Isolationszeiten verkürzen: Zur Kontrolle des Infektionsgeschehens empfiehlt die Stellungnahme unter anderem den gezielten Einsatz von Testungen in Abhängigkeit vom jeweiligen Infektionsrisiko sowie die Bereitstellung von laborunabhängigen Testverfahren, um schneller zwischen einer SARS-CoV-2-Infektion und symptomähnlichen Erkrankungen wie Influenza zu unterscheiden. Um negative Auswirkungen für Einzelne, Familienangehörige sowie Wirtschaft und Gesellschaft zu reduzieren, könnte die Isolationszeit nach Symptombeginn bei nachgewiesener Erkrankung auf etwa eine Woche verkürzt werden. Labortests können zur Einschätzung der momentanen Infektiosität genutzt werden. Auch die Quarantänezeit von Personen, die einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt waren (Kategorie-I-Kontakte, beispielsweise Kontakt mit einer nachweislich infizierten Person oder Aufenthalt in einem Risikogebiet), ließe sich nach neueren Schätzungen von 14 auf 10 Tage reduzieren.

3. Verantwortungsvolles Verhalten erleichtern: In den kommenden Monaten werde die erfolgreiche Eindämmung der Pandemie davon abhängen, ob es gelinge, die bekannten Schutzmaßnahmen noch konsequenter als bislang umzusetzen, so die Expertinnen und Experten. Um dies zu erleichtern, benötigten die Bürgerinnen und Bürger adressatenspezifisch aufbereitetes und barrierefrei zugängliches Wissen, Motivation und die Möglichkeit, sich entsprechend zu verhalten sowie klare Regeln. Ebenso wichtig und motivationsfördernd sei die transparente Kommunikation von Grundlagen, Verfahren und Zielen politischer Entscheidungen.

4. Soziale und psychische Folgen abmildern: Die Stellungnahme weist darauf hin, dass psychische Belastungen in der Pandemie zugenommen haben, mit potentiell langfristigen Folgen für die Gesundheit vieler. Daher seien Hilfsstrukturen notwendiger denn je, insbesondere ein deutlich vergrößertes psychotherapeutisches und psychiatrisches Angebot sowie Beratungsangebote hinsichtlich Prävention und Therapie.

Mit dieser Stellungnahme legt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina die sechste Ad-hoc-Stellungnahme zur Coronavirus-Pandemie in Deutschland vor. Sie beruht auf dem Forschungsstand der beteiligten Wissenschaftsdisziplinen. Entscheidungen zu treffen, ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik und der zuständigen Institutionen. Die ersten fünf veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahmen haben sich mit gesundheitspolitischen, psychologischen, sozialen, rechtlichen, pädagogischen, bildungspolitischen und wirtschaftlichen Maßnahmen im Umgang mit der Pandemie beschäftigt.

Die ausführliche sechste Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Wirksame Regeln für Herbst und Winter aufstellen“ gibt es hier im Download. Ein PDF-Dokument mit den fünf zuvor veröffentlichten Stellungnahmen steht hier zum Download bereit.

5. August 2020 − „Coronavirus-Pandemie: Für ein krisenresistentes Bildungssystem“ (Ad-hoc-Stellungnahme Nr. 5)

Die Coronavirus-Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens haben dazu geführt, dass viele Kitas und Schulen ihrem Bildungsauftrag zeitweilig gar nicht oder nur sehr eingeschränkt nachkommen konnten. Eine verlässliche technische und organisatorische Infrastruktur, die eine vollständige Schließung von Bildungseinrichtungen auffangen könnte, ist in Deutschland noch nicht vorhanden. Kinder und Jugendliche, deren Familien und pädagogische Fachkräfte sind deswegen in besonderem Maße von der aktuellen Krise betroffen.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeigt in ihrer heute veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Für ein krisenresistentes Bildungssystem“ Maßnahmen auf, die geeignet sind, das bestehende Bildungssystem unter Krisenbedingungen widerstandsfähiger und flexibler zu machen. Die Stellungnahme richtet sich an die verantwortlichen Akteurinnen und Akteure des Bildungswesens, also Ministerien, Landesinstitute, Bildungsträger sowie Kitas und Schulen.

Vorrangiges Ziel sei es, den Zugang zu Bildungseinrichtungen so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, so die Stellungnahme. Solange es jedoch weder einen Impfstoff noch breit zur Verfügung stehende Therapien gibt, müsse in den Bildungseinrichtungen das Infektionsrisiko reduziert werden. Abhängig vom lokalen Infektionsgeschehen seien in den kommenden Monaten erneut partielle Schließungen möglich. Deswegen empfehlen die Expertinnen und Experten auch Investitionen in ein zukunftsfähiges digitales System von Fernunterricht als Ergänzung der Präsenzlehre.

Die Autorinnen und Autoren der Ad-hoc-Stellungnahme aus den Fachgebieten Erziehungswissenschaften, Bildungsforschung, Fachdidaktik, Psychologie, Ökonomie, Soziologie, Theologie, Virologie und Medizin benennen Maßnahmen in sieben Handlungsfeldern:

1. Aufrechterhaltung des Zugangs zu Bildungseinrichtungen: Empfohlen werden Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen, systematische Tests auf das Coronavirus und die Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse von Risikogruppen unter den Kindern und dem pädagogischen Personal sowie unter den Angehörigen beider Gruppen. Um die vollständige Schließung einzelner Bildungseinrichtungen zu vermeiden, sollten überall, wo dies sinnvoll ist, feste Kontaktgruppen (zum Beispiel Klassen) eingerichtet werden, die zueinander möglichst wenige Berührungspunkte haben. Ziel ist es, den persönlichen Kontakt der Kinder und Jugendlichen einer Kontaktgruppe untereinander und zu den Pädagoginnen und Pädagogen so lange wie möglich zu gewährleisten.

2. Entwicklung von Konzepten zur Verzahnung von Präsenz- und Distanzlernen: Lernen und Bildung zu ermöglichen, ist die zentrale Kompetenz pädagogischer Fachkräfte, auch in Zeiten des Distanzlernens. Eltern können hier lediglich unterstützen. Bund und Länder sollten nach Möglichkeit eine länderübergreifende Lösung für digitale und datenschutzrechtlich geprüfte Lernplattformen erarbeiten. Zudem empfiehlt die Stellungnahme länderübergreifende Rahmenregelungen, zum Beispiel für Prüfungen in Phasen des Distanzlernens. Die pädagogischen Fachkräfte sollen über die Plattformen qualitätsgesicherte Materialien und Inhalte teilen und mit den Kindern, Jugendlichen und deren Eltern in Phasen des Distanzlernens in Interaktion treten können.

3. Bereitstellung einer geeigneten, sicheren und datenschutzkonformen digitalen Infrastruktur: Erste finanzielle Voraussetzungen wurden durch den „DigitalPakt Schule“ geschaffen. Die technische Ausstattung, Unterstützung, Wartung, Instandsetzung und Entwicklung von Bildungsmedien sollten durch einen länderübergreifenden Beirat unterstützt werden, in dem Fachleute aus der Bildungsadministration, der Bildungspraxis, der Bildungsforschung und dem Informations- und Wissensmanagement vertreten sind.

4. Unterstützung pädagogischer Fach- und Lehrkräfte beim professionellen Einsatz digitaler Medien: Notwendig sind Unterstützung im Hinblick auf die digitale Infrastruktur und technische Ausstattung, die Bereitstellung geeigneter digitaler Lehrmittel und Materialien sowie Fortbildungsangebote.

5. Stärkung der Kooperation und Kommunikation mit Eltern und Familien: Die Expertinnen und Experten empfehlen unter anderem regelmäßige (Video-)Sprechstunden, Coachingangebote für Eltern sowie Materialien für altersgemäße Förderangebote.

6. Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Lern- und Leistungsrückständen: Als Schwerpunkt wird die Förderung von mathematischen und sprachlichen Vorläufer- bzw. Basiskompetenzen empfohlen, die für das weitere Lernen grundlegend sind.

7. Stärkung der Wissens- und Informationsbasis: Forschung und Evaluation tragen dazu bei, Auswirkungen der Kita- und Schulschließungen und die Wirksamkeit der neu eingeführten Lehr- und Lernmethoden wissenschaftlich zu bewerten und aktuell dem Bedarf anzupassen.
Für die empfohlenen Schritte werden zusätzliche Ressourcen benötigt, so die Expertinnen und Experten. In den umfangreichen Maßnahmen zur Bewältigung der Folgen der Coronavirus-Pandemie waren bislang vergleichsweise geringe Investitionen in Bildung und die zukünftigen Chancen der jetzt betroffenen Generation enthalten.

Mit dieser Stellungnahme legt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina die fünfte Ad-hoc-Stellungnahme zur Coronavirus-Pandemie in Deutschland vor. Sie beruht auf dem Forschungsstand der beteiligten Wissenschaftsdisziplinen. Entscheidungen im Bereich Erziehung und Bildung zu treffen und dabei die Perspektiven der Stakeholder zu berücksichtigen, ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik und der zuständigen Institutionen.

Die ersten vier veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahmen haben sich mit akuten gesundheitspolitischen Maßnahmen im Umgang mit der Pandemie, mit den psychologischen, sozialen, rechtlichen, pädagogischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, die zu einer schrittweisen Rückkehr in die gesellschaftliche Normalität beitragen können sowie mit Maßnahmen für ein resilientes und anpassungsfähiges Gesundheitssystem beschäftigt.

Die ausführliche fünfte Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Für ein krisenresistentes Bildungssystem“ gibt es hier im Download. Ein PDF-Dokument mit den vier zuvor veröffentlichten Stellungnahmen steht hier zum Download bereit.

27. Mai 2020 – „Coronavirus-Pandemie: Medizinische Versorgung und patientennahe Forschung in einem adaptiven Gesundheitssystem“ (Ad-hoc-Stellungnahme Nr. 4)

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat ihre vierte Ad-hoc-Stellungnahme zur Coronavirus-Pandemie veröffentlicht. Sie widmet sich dem Thema: „Medizinische Versorgung und patientennahe Forschung in einem adaptiven Gesundheitssystem“. Das Papier konzentriert sich auf kurz- und mittelfristige Aspekte der medizinischen und pflegerischen Versorgung unter den Bedingungen einer anhaltenden Pandemie und zeigt langfristige Maßnahmen für ein resilientes und anpassungsfähiges Gesundheitssystem auf.

Die Autorinnen und Autoren empfehlen ein bedarfs- und nicht primär gewinnorientiertes System, das sich am Patientenwohl orientiert und qualitätsgesichert arbeitet. Es müsse alle Mitarbeitenden wertschätzen sowie Innovationen und digitale Lösungen integrieren. Ziel sei ein adaptives Gesundheitssystem, in dem Öffentlicher Gesundheitsdienst, ambulanter sowie stationärer Sektor gut zusammenarbeiten und eine schnelle Translation von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis erfolgt.

Die Coronavirus-Pandemie hat das deutsche Gesundheitssystem in den vergangenen Wochen vor außergewöhnliche Herausforderungen gestellt. Die Konfrontation mit einer neuen Viruserkrankung hat gezeigt, so die Stellungnahme, wie wichtig eine am Patientenwohl orientierte und zugleich forschungsnahe Krankenversorgung ist. Schutzvorkehrungen gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 sowie die Umstellung der medizinischen Versorgung auf die potenziell hohe Zahl von schwerstkranken COVID-19-Patientinnen und -Patienten hätten gleichzeitig dazu geführt, dass die ambulante und stationäre Versorgung von Menschen mit anderen Erkrankungen in den Hintergrund gerückt sei. Auch wichtige Präventionsmaßnahmen und Forschungsaktivitäten seien unterbrochen worden. Ziel sei es, die bedarfsgerechte Prävention, Diagnostik und Behandlung aller Patientinnen und Patienten zeitnah und vollumfänglich wiederaufzunehmen.

Damit die Versorgung aller Patientinnen und Patienten während der anhaltenden Pandemie erfolgen kann, halten die Autorinnen und Autoren kurz- und mittelfristig folgende Rahmenbedingungen für notwendig:

  • Vorhaltung ambulanter, stationärer und poststationärer Kapazitäten sowie personeller, räumlicher und technischer Reserven zur Versorgung von COVID-19-Erkrankten
  • Aufbau eines regionalen und krankenhausinternen Frühwarnsystems für SARS-CoV-2-Infektionen
  • Umsetzung wissenschaftlich unterlegter, zielgerichteter Teststrategien
  • Stärkung des Vertrauens der Öffentlichkeit in eine am Patientenwohl orientierte und sichere Behandlung
  • qualitativ hochwertige Versorgung aller Patientinnen und Patienten durch schnelle Integration von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis

Die Krankenversorgung in Krisensituationen und eine qualitätsgesicherte sowie wissenschaftsorientierte medizinische Versorgung der Bevölkerung liegen in der Verantwortung des Staates. Für die langfristige Weiterentwicklung und Sicherung des Gesundheitssystems seien generell die folgenden Punkte zu berücksichtigen:

  • Gewährleistung der qualitativ hochwertigen, wissenschaftsorientierten und ethisch verantwortlichen Versorgung aller Patientinnen und Patienten
  • Aufbau und Verstetigung regionaler Versorgungs- und Forschungsnetzwerke mit festgelegten Aufgabenbereichen für die Einrichtungen des Gesundheitswesens und einer besonderen Funktion für die Universitätsmedizin
  • bedarfsgerechte Ausstattung mit qualifiziertem medizinischen und pflegerischen Personal
  • Digitalisierung und Vernetzung aller Krankhäuser und ambulanten Versorger
  • langfristige Sicherstellung der Versorgungsaufgaben, beispielsweise durch die Ergänzung der bisherigen Fallpauschalen um strukturelle Komponenten und unter Vermeidung von Fehlanreizen
  • gesellschaftliche Wertschätzung, eine angemessene Entlohnung, attraktive und bedarfsgerechte Ausbildungsstrukturen und gute Arbeitsbedingungen für medizinisches und pflegerisches Fachpersonal

Mit dieser Stellungnahme legt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina die vierte Ad-hoc-Stellungnahme zur Coronavirus-Pandemie in Deutschland vor. Die ersten drei veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahmen haben sich mit akuten gesundheitspolitischen Maßnahmen im Umgang mit der Pandemie sowie mit den psychologischen, sozialen, rechtlichen, pädagogischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, die zu einer schrittweisen Rückkehr in die gesellschaftliche Normalität beitragen können, beschäftigt.

Die ausführliche vierte Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Medizinische Versorgung und patientennahe Forschung in einem adaptiven Gesundheitssystem“ inklusive Autorinnen und Autoren gibt es hier im Download. Ein PDF-Dokument mit allen veröffentlichten Stellungnahmen steht hier zum Download bereit.

13. April 2020 – „Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden“ (Ad-hoc-Stellungnahme Nr. 3)

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat eine dritte Ad-hoc-Stellungnahme zur COVID-19-Pandemie veröffentlicht. Das Papier mit dem Titel „Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden“ behandelt die psychologischen, sozialen, rechtlichen, pädagogischen und wirtschaftlichen Aspekte der Pandemie und beschreibt Strategien, die zu einer schrittweisen Rückkehr in die gesellschaftliche Normalität beitragen können.

Die Autorinnen und Autoren der Stellungnahme betonen, dass vor dem Hintergrund der durch die Coronavirus-Pandemie verursachten psychischen, sozialen, wirtschaftlichen, zivilgesellschaftlichen und politischen Probleme die rasche Eindämmung der Ausbreitung der Pandemie weiterhin höchste Priorität haben müsse. Wenngleich die Pandemie das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben noch auf Monate bestimmen wird, gelte es nun, über die akuten Einschränkungen zentraler Grundrechte (wie der Bewegungsfreiheit) hinaus zu gehen und Kriterien und Strategien für die allmähliche Rückkehr in die Normalität zu entwickeln. Voraussetzung für eine solche allmähliche Lockerung sei, so die Stellungnahme, dass sich die Neuinfektionen auf einem niedrigen Niveau stabilisieren, das Gesundheitssystem nicht überlastet wird, Infizierte zunehmend identifiziert werden und die Schutzmaßnahmen (Hygienemaßnahmen, Mund-Nasen-Schutz, Distanzregeln) eingehalten werden.

Das Papier thematisiert Fragen der daten- und modellgeleiteten Entscheidungsunterstützung und Perspektiven, die in die Abwägung von Rechtsgütern einzubeziehen sind. Vorgeschlagen werden weiterhin Empfehlungen zur Abfederung von psychologischen und sozialen Auswirkungen. Zudem werden Maßnahmen für den Wirtschafts- und Finanzsektor sowie den Bildungsbereich erläutert. Als Rahmen dafür benennt die Stellungnahme folgende Prinzipien: der Schutz jedes einzelnen Menschen und die Ermöglichung eines menschenwürdigen Lebens sowie die stufenweise zu realisierende Wiederherstellung der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Handlungsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger. Alle Maßnahmen sollen sich an den Leitkonzepten von Nachhaltigkeit und Resilienz orientieren.

Die dritte Stellungnahme ergänzt die beiden Stellungnahmen zu gesundheitspolitischen Fragen im Umgang mit der Pandemie vom 3. April und vom 21. März. Diese Empfehlungen gelten weiterhin. Darüber hinaus, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dürfe die aktuell stark auf COVID-19-Patienten konzentrierte Versorgung nicht zu einer Unterversorgung anderer Erkrankter führen. Dabei seien ausreichende Intensiv- und Schutzkapazitäten für neue Ausbrüche der Pandemie als Reserve vorzuhalten. Das Gesundheitswesen solle analysiert und entsprechend angepasst werden. Außerdem müsse die Forschung zu wirksamen Medikamenten und die Entwicklung von schnell und in großen Mengen verfügbaren Impfstoffen massiv vorangetrieben werden. Die Nationale Akademie der Wissenschaften wird den Verlauf der Pandemie weiter aufmerksam und aktiv begleiten.

Die ausführliche dritte Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden“ inklusive Autorinnen und Autoren gibt es hier im Download.

3. April 2020 – „Coronavirus-Pandemie – Gesundheitsrelevante Maßnahmen“ (Ad-hoc-Stellungnahme Nr. 2)

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat eine zweite Ad-hoc-Stellungnahme mit dem Titel „Coronavirus-Pandemie – Gesundheitsrelevante Maßnahmen“ veröffentlicht. Das Papier konzentriert sich auf gesundheitsrelevante Maßnahmen, die zu einer schrittweisen Normalisierung des öffentlichen Lebens beitragen können. Drei werden als besonders wichtig erachtet: 1. flächendeckende Nutzung von Mund-Nasen-Schutz, 2. kurzfristige Verwendung mobiler Daten und 3. Ausbau der Testkapazitäten.

Das Papier ergänzt die Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Herausforderungen und Interventionsmöglichkeiten“ der interdisziplinären Arbeitsgruppe vom 21. März 2020. Darin beschrieben die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie, zum Schutz vulnerabler Bevölkerungsgruppen sowie für eine gezielte Kapazitätserhöhung im öffentlichen Gesundheitswesen und im Versorgungssystem. Die gesundheitspolitischen Empfehlungen haben nach wie vor Gültigkeit. Sie werden in dem neuen Papier unter Berücksichtigung der zwischenzeitlichen Entwicklungen ergänzt.

Aktuell sind gesundheitsrelevante Maßnahmen besonders wichtig. Darüber hinaus müssen unmittelbare und langfristige gesellschaftliche sowie ökonomische Folgen berücksichtigt und in die Entscheidungen einbezogen werden. Die Leopoldina erarbeitet derzeit weitere Stellungnahmen mit Empfehlungen für ein nachhaltiges „Wiederhochfahren“ des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft.

Die ausführliche zweite Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie – Gesundheitsrelevante Maßnahmen“ inklusive Autorinnen und Autoren gibt es hier im Download.

21. März 2020 – „Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Herausforderungen und Interventionsmöglichkeiten“ (Ad-hoc-Stellungnahme Nr. 1)

Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe der Leopoldina hat sich mit medizinischen Perspektiven der Pandemie befasst. Die daraus resultierende Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Herausforderungen und Interventionsmöglichkeiten“ diskutiert mögliche gesundheitspolitische Handlungsoptionen gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland.

Die von der Bundesregierung und den Bundesländern ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der aktuellen Coronavirus-Pandemie sind derzeit dringend erforderlich und entsprechen der durch die Pandemie ausgelösten Bedrohung. Sie bestehen aus dem Dreiklang: Eindämmung der Epidemie, Schutz der vulnerablen Bevölkerung sowie einer gezielten Kapazitätserhöhung im öffentlichen Gesundheitswesen und im Versorgungssystem. Für die Wirksamkeit und Notwendigkeit einiger dieser Maßnahmen gibt es wissenschaftliche Hinweise, andere werden aufgrund von Hochrechnungen und politischen Überlegungen vorgeschlagen. Die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen muss mit höchster Priorität verfolgt werden. Hierbei müssen medizinethische Aspekte berücksichtigt werden.

Es deutet sich an, dass zum jetzigen Zeitpunkt ein deutschlandweiter temporärer „Shutdown“ (ca. 3 Wochen) mit konsequenter räumlicher Distanzierung aus wissenschaftlicher Sicht empfehlenswert ist. Dabei müssen notwendige und gesundheitserhaltende Aktivitäten weiterhin möglich bleiben. Alle Anstrengungen der nächsten Wochen und Monate sollten darauf gerichtet werden, dass pharmazeutische Interventionen und Schutzmaßnahmen im öffentlichen Raum verfügbar werden und Kapazitäten zur Testung von Verdachtsfällen und Einreisenden vorhanden sind. In der Zeit des „Shutdowns“ müssen Vorbereitungen für das kontrollierte und selektive Hochfahren des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft getroffen werden.

Mit einem temporären „Shutdown“ hat die Arbeitsgruppe eine bundeseinheitliche stringente Ausgangsbeschränkung bis mindestens nach Ostern diskutiert. Dann wäre die Situation neu zu evaluieren. Dies würde kein Arbeitsverbot, kein Einkaufsverbot von Lebensmitteln und auch keine Unterbindung von Spaziergängen im Familienkreis bedeuten. Ziel ist die konsequente Nutzung von Homeoffice, wenn irgend möglich. Entscheidend ist auch eine disziplinierte räumliche Distanzierung von Personen von 2 Metern, insbesondere, wenn sie nicht in einem Haushalt wohnen.

Die ausführliche Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Herausforderungen und Interventionsmöglichkeiten“ inklusive Autorinnen und Autoren gibt es hier im Download.

Stellungnahmen der Leopoldina zur Coronavirus-Pandemie

10. Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Klare und konsequente Maßnahmen - sofort!“ (27. November 2021)

9. Ad-hoc-Stellungnahme „Antivirale Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2: Aktueller Stand und Ansätze zur verbesserten Vorbereitung auf zukünftige Pandemien“ (10. November 2021)

Stellungnahme „Ökonomische Konsequenzen der Coronavirus-Pandemie – Diagnosen und Handlungsoptionen“ (21. Juli 2021)

8. Ad-hoc-Stellungnahme „Kinder und Jugendliche in der Coronavirus-Pandemie: psychosoziale und edukative Herausforderungen und Chancen“ (21. Juni 2021)

7. Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown nutzen“ (8. Dezember 2020)

6. Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Wirksame Regeln für Herbst und Winter aufstellen“ (23. September 2020)

5. Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Für ein krisenresistentes Bildungssystem“ (5. August 2020)

4. Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie: Medizinische Versorgung und patientennahe Forschung in einem adaptiven Gesundheitssystem“ (27. Mai 2020)

3. Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden“ (13. April 2020)

2. Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie – Gesundheitsrelevante Maßnahmen“ (3. April 2020)

1. Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Herausforderungen und Interventionsmöglichkeiten“ (21. März 2020)

1. bis 7. Ad-hoc-Stellungnahme der Leopoldina zur Coronavirus-Pandemie in einem Dokument (2020)

Liste mit Expertinnen und Experten

Hier finden Sie Listen mit Expertinnen und Experten, die für Recherchen und Interviews zur Verfügung stehen.

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