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Nachricht | Freitag, 28. Februar 2020

Historiker Caspar Hirschi spricht über Populismus und Wissenschaft

Historiker Caspar Hirschi spricht über Populismus und Wissenschaft

Politikerinnen und Politiker holen sich häufig wissenschaftlichen Rat. Allerdings werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler immer wieder auch angefeindet. Populisten werfen ihnen vor, als erweiterter Arm eines politischen Establishments aufzutreten und den „Willen des Volkes“ zu übergehen. In einem Vortrag am Dienstag, 3. März, in Halle (Saale) geht der Schweizer Historiker Prof. Dr. Caspar Hirschi diesem Problem nach.

Caspar Hirschi argumentiert, dass Regierungen westlicher Staaten sich seit den 1990er Jahren zunehmend auf Expertinnen und Experten beriefen, um politische Entscheidungen zu legitimieren. Entscheidungen, die durch fachliche Expertise gesichert sind, können als alternativlos dargestellt werden. Hirschi vertritt die These, dass eine technokratische Politik die Wissenschaft für ihre Zwecke eingespannt hat. So ließen sich die polemischen Angriffe von Populisten gegen Experten erklären. Das Thema sei umso dringlicher, da wirkungsvolle Gegenstrategien aus der Wissenschaft bisher fehlten.

Caspar Hirschi lehrt Allgemeine Geschichte an der Universität St. Gallen. In seiner Forschung befasst sich der Historiker mit der Geschichte des Nationalismus und Populismus sowie mit Experten und Intellektuellen in Geschichte und Gegenwart. Zum Thema seines Vortrags hat er 2018 das vielbeachtete Buch „Skandalexperten, Expertenskandale. Zur Geschichte eines Gegenwartsproblems“ veröffentlicht. Als Wissenschaftsforscher wurde Caspar Hirschi unter anderem für die deutsche Exzellenzinitiative beratend hinzugezogen und ist Mitglied der Expertengruppe „Communicating Sciences and Arts in Times of Digital Media“ der Akademien der Wissenschaften Schweiz.