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Nachricht │ Freitag, 23. Dezember 2011

Publikation von Forschungsergebnissen über H5N1

Der Präsident der Nationalakademie Leopoldina Prof. Jörg Hacker zur Publikation von Forschungsergebnissen über den Vogelgrippe-Erreger H5N1

Auf einer Tagung auf Malta wurde im September 2011 über neue Ergebnisse zum Vogelgrippe-Virus H5N1 berichtet. Es war gelungen, Virus-Varianten zu isolieren, die im Gegensatz zu den Ausgangsstämmen im Säugetiermodell gut übertragbar sind. Dabei wurden Veränderungen in der Erbsubstanz der Viren beschrieben, die einen Einfluss auf die Übertragung im Säugermodell haben könnten. Auf der Basis dieser Ergebnisse wurden kürzlich zwei Publikationen in den Zeitschriften „Science“ sowie „Nature“ eingereicht. Das „US National Science Advisory Board for Biosecurity“ (NSABB) hat Bedenken geäußert, die zur Publikation eingereichten Daten zu veröffentlichen.

Nach Meinung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina handelt es sich um einen typischen Fall der sogenannten „dual use-Problematik“, die besagt, dass Forschungsergebnisse „doppelt verwendet“ werden können – einerseits als wichtige Beiträge zur Grundlagenforschung und zur Seuchenbekämpfung, andererseits im Hinblick auf einen möglichen Missbrauch als Biowaffe. Auf den aktuellen Fall bezogen, führt Professor Jörg Hacker, Präsident der Leopoldina, aus, „dass es sich um wertvolle Erkenntnisse handelt, die sowohl für die Grundlagenforschung, als auch für die Entwicklung neuer Medikamente und neuer Impfstoffe gegen die Vogelgrippe Bedeutung haben könnten.“ Insofern solle eine Restriktion der Veröffentlichung sorgfältig erwogen werden. „Ereignisse aus den letzten Jahren im Hinblick auf andere Krankheitserreger zeigen, dass auf Dauer Ergebnisse der Grundlagenforschung nicht unterdrückt werden können. Bei der Forschungsfreiheit handelt es sich um ein hohes Gut, das nicht ohne gravierende Gründe eingeschränkt werden darf“, so Professor Hacker. Als Orientierung dient auch der Leopoldina der „Verhaltenscodex zur Arbeit mit hochpathogenen Mikroorganismen und Toxinen“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).