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Nachricht | Montag, 28. September 2020

Wissenschaftsakademien richten Empfehlungen an die G20-Staaten

Wissenschaftsakademien richten Empfehlungen an die G20-Staaten

Im Vorfeld des Gipfeltreffens der G20-Staaten im November 2020 in Riad (Saudi-Arabien) haben die Wissenschaftsakademien dieser Staaten die gemeinsame Stellungnahme „Foresight: Science for Navigating Critical Transitions“ vorgelegt. Das Papier wurde am Samstag an die saudi-arabische G20-Präsidentschaft übergeben. Die Wissenschaftsakademien betonen in dem Papier die Notwendigkeit, globale Herausforderungen in all ihrer Komplexität und Vernetzung zu betrachten und weisen auf die Rolle der Wissenschaft bei der Bewältigung von Umbrüchen hin.

Die Coronavirus-Pandemie habe mangelnde Voraussicht und Schwachstellen in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Wirtschaft, Sozialwesen und Bildung offengelegt. Das Papier wurde in virtuellen Treffen der Wissenschaftsakademien unter Beteiligung von Mitgliedern der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina erarbeitet.

„Die gemeinsame Erklärung der S20-Akademien zieht Lehren aus der aktuellen Coronavirus-Pandemie und gibt seitens der internationalen Wissenschaft wichtige Impulse für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des G20-Gipfels“, erläutert Gerald Haug, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. „Es ist ein Erfolg, dass beim Thema Nachhaltigkeit allgemein auf marktorientierte Ansätze verwiesen wird, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Das ist ein guter Ausgangspunkt für weitergehende internationale Beratungen, in denen wir uns für einen globalen CO₂-Mindestpreis einsetzen werden. Ohne dieses wichtige Instrument werden wir das Zwei-Grad-Ziel verfehlen“, kommentiert Haug die wissenschaftliche Beratung des G20-Gipfels weiter.

Der Stellungnahme zufolge kann Wissenschaft helfen, globale Herausforderungen zu meistern und Veränderungen und Umbrüche besser zu bewältigen. In den Kernfeldern Gesundheit, Nachhaltigkeit und Digitalisierung gelte es vorausschauend zu handeln, um drohende Risiken frühzeitig zu erkennen, gegenzusteuern und bestehende Potenziale der internationalen Zusammenarbeit zu nutzen. Die Wissenschaftsakademien empfehlen im Bereich Gesundheit unter anderem einen internationalen Rahmen für die Zusammenarbeit zur Überwachung neu auftretender Krankheiten und der Bewältigung von Pandemien; Forschungsförderung im Bereich der Präzisionsmedizin, um diese zu verbessern und breiter zugänglich zu machen sowie Strategien zum Umgang mit dem demografischen Wandel. 

Im Bereich Nachhaltigkeit empfehlen die Akademien die Förderung erneuerbarer Energien inklusive nachhaltiger Energiesysteme, Speichertechnologien und marktorientierter Ansätze, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Im Hinblick auf die Digitalisierung empfehlen die Akademien unter anderem Maßnahmen für den Zugang aller Menschen zu digitalen Technologien und dem Internet bei gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre und der Sicherheit digitaler Netzwerke und Geräte.

Das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefinnen und -chefs der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) im November in Riad ist das vierte, in das sich die Wissenschaft in dem eigens dafür geschaffenen Dialogforum „Science20“ einbringt. Premiere hatte die wissenschaftliche Beratung der G20-Gipfel im Jahr 2017 im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft. Unter Federführung der Leopoldina hatten die nationalen Wissenschaftsakademien der G20-Staaten damals Empfehlungen zu einer verbesserten globalen Gesundheitsversorgung erarbeitet. Auch die G7-Gipfeltreffen werden seit mehr als zehn Jahren von den Wissenschaftsakademien begleitet.