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Nachricht | Freitag, 10. Juni 2016

Datenschatz für fundierte Entscheidungen

Akademien empfehlen zuverlässigere Förderung bevölkerungsweiter Längsschnittstudien

Datenschatz für fundierte Entscheidungen

Grafik: Sisters of Design – Anja Krämer & Claudia Dölling GbR

Rentensicherung, Gesundheitsvorsorge, Bildungspolitik, Familienförderung ‒ politische Entscheidungen werden aufgrund vergangener, aktueller und prognostizierter gesellschaftlicher Entwicklungen getroffen. Eine wichtige Datengrundlage dafür sind bevölkerungsweite Längsschnittstudien. In einer gemeinsamen Stellungnahme zeigen Leopoldina, acatech und Akademienunion Wege in eine nachhaltige Konzeption, Förderung und Durchführung solcher bevölkerungsweiten Längsschnittstudien.

Die Sozial-, Wirtschafts- und Verhaltensforschung sowie die Gesundheitsforschung und Epidemiologie wären ohne bevölkerungsweite Längsschnittstudien kaum denkbar. Sie liefern die Datenbasis, um Theorien zu testen, neue Beobachtungen in Stichproben der Gesamtbevölkerung zu machen und evidenzbasierte Politikberatung zu leisten. Mehr als 30 solcher Studien gibt es derzeit in Deutschland. Allen gemeinsam ist, dass sie repräsentative Stichproben nicht nur einmal ziehen, sondern über längere Zeiträume hinweg mehrere Befragungen einer möglichst gleichbleibenden Gruppe von Menschen durchführen.

Je länger die regelmäßigen Erhebungen bereits durchgeführt werden, desto wertvoller ist ihr Datenschatz für die wissenschaftliche Auswertung. Die Fortführung dieser großen Studien über lange Zeiträume ist jedoch aufwändig. Derzeit weist die Infrastruktur der Längsschnittstudien, insbesondere hinsichtlich der Förderinstrumente und der Aus- und Weiterbildung der Studien-Mitarbeiter, Mängel auf. Darauf weisen die Akademien in der Stellungnahme „Wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Bedeutung bevölkerungsweiter Längsschnittstudien“ hin.

Die Akademien empfehlen unter anderem, die Finanzierung der Studien zeitlich nicht zu begrenzen, sondern solange zu ermöglichen, wie das wissenschaftliche Interesse und die Qualität der Erhebungen nachgewiesen werden können. Die Akademien befürworten ferner eine bessere Koordinierung der Erhebungen auf europäischer Ebene. Hierfür müssen unter anderem Finanzierungsmechanismen geschaffen und der Datentransfer über Landesgrenzen hinweg erleichtert werden. Hinsichtlich des wissenschaftlichen Personals der Studien empfehlen die Akademien verlässlichere Karrierepfade und Weiterbildungen im Projektmanagement für leitende Studienmitarbeiter.