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Nachricht | Dienstag, 29. Januar 2013

Akademien empfehlen neue Maßnahmen in der Antibiotika-Forschung

Akademien empfehlen neue Maßnahmen in der Antibiotika-Forschung

Jörg Hacker, Ansgar Lohse, Vera Cordes, Stefan Schwarz, Werner Solbach. Foto: Akademie der Wissenschaften in Hamburg.

Während die Zahl Antibiotika-resistenter Erreger stetig zunimmt, werden immer weniger neue Antibiotika entwickelt. Dadurch wird die Behandlung bakterieller Infektionen bei Menschen und Tieren immer schwieriger. Die Arbeitsgruppe der Leopoldina und der Akademie der Wissenschaften in Hamburg „Antibiotika-Forschung: Probleme und Perspektiven“ hat gestern Empfehlungen vorgestellt, wie dieser Entwicklung begegnet werden kann.

Das weltweite Auftreten von Antibiotika-Resistenzen gehört nach Einschätzung der WHO zu den größten Gefahren für die menschliche Gesundheit. Schätzungen gehen jährlich von rund 25.000 Patienten allein innerhalb der EU aus, die an den Folgen einer Infektion mit Antibiotika-resistenten Bakterien sterben.

„Die Entwicklung gibt großen Anlass zur Sorge. Wir haben den Fokus in der Stellungnahme auf den Beitrag der Forschung und die erforderlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gelegt“, sagt Prof. Dr. Ansgar W. Lohse, Sprecher der Arbeitsgruppe „Infektionsforschung und Gesellschaft“ der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. „Es bedarf“, so Lohse weiter, „wirklicher Anreize für eine  neue und intensivere Antibiotika-Forschung und damit eine schnellere Entwicklung von Medikamenten.“

„Das Thema stellt eine Aufgabe an die gesamte Gesellschaft“, sagt Prof. Dr. Jörg Hacker, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Es erfordere nicht nur stärkere Forschungsanstrengungen und eine schnellere Umsetzung  der Ergebnisse in die Anwendung, sondern auch einen Dialog darüber, wie verantwortungsbewusst Antibiotika eingesetzt werden und Resistenzen vermieden werden können. „Hierfür richten wir einen Runden Tisch ein, zu dem wir alle relevanten Partner einladen werden.“

Am 28. Januar 2013 wurde die Stellungnahme durch Mitglieder der Arbeitsgruppe in Hamburg der Öffentlichkeit vorgestellt. Prof. Dr. Jörg Hacker, Präsident der Leopoldina, Prof. Dr. Ansgar W. Lohse, Sprecher der Arbeitsgruppe „Infektionsforschung und Gesellschaft“ der Akademie der Wissenschaften in Hamburg,  Prof. Dr. Stefan Schwarz, Friedrich-Loeffler-Institut Neustadt-Mariensee und Prof. Dr. Werner Solbach, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein referierten u.a. zur aktuellen Situation der Antibiotika-Resistenzen und den klinischen Konsequenzen daraus. Anschließend wurde das Thema in einer Fragerunde zur Diskussion gestellt, die Moderation übernahm Vera Cordes (NDR).

Die Arbeitsgruppe „Antibiotika-Forschung: Probleme und Perspektiven” wurde 2011 von der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina eingerichtet. Die Stellungnahme ist als E-Book und in einer PDF-Kurzfassung kostenfrei erhältlich.