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Pressemitteilung | Dienstag, 13. November 2012

Leopoldina-Lecture: Gereon Wolters diskutiert die Frage, warum die Inquisition 73 Jahre brauchte, die Lehre von Kopernikus zu verdammen

In einer Leopoldina-Lecture spricht der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Professor Gereon Wolters, Universität Konstanz, am Dienstag, 20. November, in Halle über das Thema „Das Schweigen der Wölfe oder: Warum brauchte die Inquisition 73 Jahre, um den Kopernikanismus zu verdammen?“.

Leopoldina-Lecture von Professor Gereon Wolters
„Das Schweigen der Wölfe. Oder: Warum brauchte die Inquisition 73 Jahre, um den Kopernikanismus zu verdammen?“
Dienstag, 20. November 2012, 18.30 Uhr
Hauptgebäude der Leopoldina, Festsaal
Jägerberg 1 (vormals Moritzburgring 10), 06108 Halle (Saale)

Noch heute reagiert die Kirche schnell, wenn es gilt, Abweichler zu bestrafen. Warum aber brauchte es exakt 73 Jahre, den Kopernikanismus als eine Irrlehre zu verdammen? Kopernikus hatte in seinem Sterbejahr 1543 sein revolutionäres Werk „De revolutionibus orbium caelestium“ (Über die Umschwünge der himmlischen Sphären) publizieren lassen. Seine Freunde befürchteten von Anfang an, dass die Römische Inquisition mit der Hauptthese des Werks, dem Heliozentrismus, der die Sonne und nicht die Erde als Mittelpunkt des Planetensystems sieht, nicht einverstanden sein würde. Doch nichts passierte. Erst 1616 erfolgte die öffentliche Verurteilung. Gereon Wolters stellt in seinem Vortrag die schrittweise erfolgte doktrinäre Verhärtung der kirchlichen Position im Kontext des gegenrefomatorischen Abwehrkampfs der Römischen Kirche dar.

Professor Gereon Wolters studierte zunächst katholische Theologie in Innsbruck, wechselte dann nach Tübingen und nahm dort das Studium der Philosophie und Mathematik auf, das er mit dem Staatsexamen abschloss. Er wurde 1977 an der Universität Konstanz promoviert und habilitierte sich dort 1985 in den Fächern Philosophie und Wissenschaftsgeschichte. 1988 wurde er dort auch Professor für Philosophie. Im Jahr 2009 wurde er emeritiert. Er ist seit 2004 Leopoldina-Mitglied in der Sektion Wissenschaftstheorie. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Ernst Machs Wissenschaftstheorie, Fragen der Philosophie der Biologie sowie der Allgemeine Wissenschaftstheorie und ihre Geschichte. Des Weiteren beschäftigt sich Gereon Wolters mit der Geschichte von Wissenschaft und Philosophie im Nationalsozialismus und dem Verhältnis von Wissenschaft, insbesondere der Evolutionstheorie, und Religion.

Die Leopoldina-Lecture findet im Rahmen des Symposiums „Wissenschaft in der Gesellschaft – Gesellschaft in der Wissenschaft“ statt, zu dem Sie ebenso herzlich eingeladen sind. Das Symposium der Mitglieder der Klasse IV – Geistes-, Sozial- und Verhaltenswissenschaften – der Leopoldina versteht sich als Forum für den interdisziplinären Austausch. Fünf führende Wissenschaftler spannen einen großen thematischen Bogen und geben Einblicke in ihre Forschungsarbeiten aus der Wissenschaftsgeschichte, der Psychologie und den Sozialwissenschaften.

Das Symposium richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, an Studierende sowie an alle an Wissenschaft interessierten Bürger.

KONTAKT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel. 0345 47 239 - 800
Fax 0345 47 239 - 809
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