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Pressemitteilung | Montag, 7. September 2015

Leopoldina zeichnet den Pflanzengenetiker Detlef Weigel mit der Mendel-Medaille aus

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeichnet ihr Mitglied Detlef Weigel, Tübingen, mit der Mendel-Medaille aus. Damit würdigt die Akademie die herausragende wissenschaftliche Arbeit des Forschers auf dem Gebiet der Entwicklungs- und Evolutionsbiologie. Die Mendel-Medaille wird im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung am Freitag, 18. September 2015, in Halle (Saale) überreicht.

Prof. Dr. Detlef Weigel (Jahrgang 1961) hat wesentliche Entdeckungen zur Blütenentwicklung und zur Kontrolle des Blühbeginns bei Pflanzen gemacht. So gelang es Detlef Weigels Arbeitsgruppe, das Blüten-Identitätsgen LEAFY von der Ackerschmalwand auf Zitterpappeln zu übertragen. Bei den Pappeln verkürzte sich dadurch der Zeitraum bis zur Blüte von über zehn Jahren auf wenige Monate. Damit war bewiesen, dass Gene aus der Modellpflanze Ackerschmalwand verwendet werden können, um das Verhalten anderer Arten zu verändern. Dies ist für Züchtungsprogramme von Bedeutung, da sich durch die Vorverlegung des Blühzeitpunkts ein erheblicher Zeitgewinn erzielen lässt.

In jüngerer Zeit liegt der Fokus von Detlef Weigels Forschung auf der genetischen Vielfalt zwischen Individuen einer Art und dem Verhalten von Hybriden. So deckte er mit seinem Team den Mechanismus der Hybrid-Nekrose bei Pflanzen auf. Hierbei sterben Nachkommen gesunder Elternpflanzen vor der Blüte ab. Bei der Züchtung neuer Sorten, etwa bei Getreide, kommt es dadurch immer wieder zu Fehlschlägen. Weigel fand heraus, dass einzelne Gene, die den Elternpflanzen Widerstandskraft gegen Schädlinge verleihen, in der Tochterpflanze eine Autoimmunreaktion auslösen. Ein weiteres Arbeitsfeld sind Untersuchungen der genomischen Vielfalt. So war Weigel federführend bei der Erstellung der ersten vollständigen Varianten-Karte eines nicht-menschlichen Organismus – der Ackerschmalwand, der Modellpflanze der Pflanzenbiologen.

Detlef Weigel studierte Biologie und Chemie in Bielefeld und Köln. 1988 wurde er in Tübingen promoviert. Von 1993 bis 2002 war er als Assistant und Associate Professor am Salk Institute for Biological Studies in La Jolla (USA) tätig. 2002 nahm er einen Ruf an das Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen an, wo er die Abteilung für Molekularbiologie gründete. Detlef Weigel ist seit 2008 Mitglied der Leopoldina.

Die Mendel-Medaille wurde 1965 zu Ehren Gregor Mendels (1822-1884), dem Begründer der Vererbungslehre, gestiftet. Mit der Auszeichnung würdigt die Leopoldina Pionierleistungen auf dem Gebiet der allgemeinen und molekularen Biologie oder Genetik. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der Biophysiker und Nobelpreisträger Max Delbrück (1967), der Biologie Sydney Brenner (1970), der 2002 den Medizin-Nobelpreis erhielt, und die Mikrobiologin Regine Kahmann (2011).

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