Die Nationalakademien der Wissenschaften und der Medizin aus Südafrika, Brasilien, Deutschland und den USA haben sich im Kampf gegen gesundheitsschädliche Luftverschmutzung für einen dringenden Handlungsaufruf zusammengeschlossen. Sie fordern einen neuen weltweiten Pakt, um angesichts des wachsenden Problems der Luftverschmutzung die Zusammenarbeit zu verbessern. Regierungen, Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger auf der ganzen Welt müssen tätig werden, so die Akademien. Die Akademien starteten ihre Initiative mit der Veröffentlichung einer wissenschaftspolitischen Stellungnahme, die heute im UN-Hauptquartier an führende Vertreterinnen und Vertreter der UN sowie hochrangige Diplomatinnen und Diplomaten aus Südafrika, Brasilien, Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika überreicht wurde.
In ihrer Stellungnahme empfehlen die fünf Nationalakademien sofortiges Handeln auf allen Ebenen der Gesellschaft. Darunter fallen die weltweite Emissionsminderung und die angemessene Überwachung der wichtigsten Schadstoffe – insbesondere PM2,5. Diese Feinstaub-Partikel gehören zu den kleinsten in unserer Atemluft. Sie können in alle Organe des Körpers gelangen und sie auf diese Weise schädigen. Die Wissenschaftsakademien betonen, dass die Suche nach Lösungen des Problems finanziell besser gefördert und dass in Maßnahmen zur Minderung der Luftverschmutzung umfangreich investiert werden muss. So könne zudem globale Erwärmung vermindert und das 1,5-Grad-Ziel erreicht werden.
Mit der Stellungnahme möchten die Akademien einen weiteren wissenschaftlichen Beitrag zu dem vom UN-Generalsekretär ausgerichteten Global Climate Action Summit im September dieses Jahres leisten, bei dem Luftverschmutzung und Gesundheit ein zentrales Thema sein wird. Die fünf Nationalakademien fordern Wissenschaftsakademien und Forschungsinstitute sowie einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt auf, die Initiative zu unterstützen und die Forschung und wissenschaftspolitischen Maßnahmen im Bereich „Luftverschmutzung und Gesundheit“ zu verstärken.
Die negativen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die menschliche Gesundheit über die gesamte Lebensdauer hinweg sind wissenschaftlich belegt. Obwohl Luftverschmutzung jeden beeinträchtigt – sogar ungeborene Kinder –, sind sehr junge, alte und geschwächte Menschen am meisten gefährdet. Unter die gesundheitlichen Auswirkungen fallen jährlich mindestens fünf Millionen vorzeitige Todesfälle und chronische Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Asthma, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD), Diabetes, Allergien, Ekzeme und Hautalterung. Luftverschmutzung fördert Krebs und Schlaganfälle und verlangsamt das Lungenwachstum bei Kindern und Jugendlichen. Es gibt außerdem zunehmend Belege dafür, dass Luftverschmutzung Demenzerkrankungen bei Erwachsenen begünstigt und die Gehirnentwicklung bei Kindern beeinträchtigt.
Die Hauptursache für Luftverschmutzung ist die Verbrennung von fossilen Brennstoffen und Biomasse für Wärme, Strom, Transport und Nahrungsmittelerzeugung. Im Jahr 2015 wurden die durch Luftverschmutzung verursachten wirtschaftlichen Einbußen in 176 Ländern auf insgesamt 3,8 Billionen US-Dollar geschätzt. Dennoch sind Investitionen in Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung leider vergleichsweise niedrig.
Den Akademien zufolge sind sowohl staatliche als auch private Investitionen unzureichend und werden dem Ausmaß des Problems nicht gerecht. Dabei kann Luftverschmutzung vermindert werden. Mit den richtigen Maßnahmen lassen sich Todesfälle und Leid aufgrund von schmutziger Luft verhindern. Da saubere Luft für das Leben auf der Erde genauso unerlässlich ist wie Wasser, muss die Bekämpfung und Minderung der Luftverschmutzung nun für alle Priorität haben.
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