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Pressemitteilung | Mittwoch, 11. Dezember 2019

Gerald Haug zum neuen Präsidenten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina gewählt

Gerald Haug wird neuer Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Der Senat der Akademie wählte ihn heute in geheimer und schriftlicher Abstimmung. Der Klimaforscher übernimmt das Amt am 1. März 2020 von Jörg Hacker. Der Mikrobiologe Hacker führt die Akademie seit 2010 und scheidet nach zwei Amtszeiten turnusgemäß aus. Haug (Jahrgang 1968) wird der XXVII. Präsident der Leopoldina sein. Haug ist Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz sowie Professor an der Eidgenössisch-Technischen Hochschule (ETH) Zürich/Schweiz. Die Feier zur Amtsübergabe findet am Donnerstag, 20. Februar 2020 statt.

„Gerald Haug besitzt ein hervorragendes Gespür für die Vermittlung von Forschungsthemen an Politik und Gesellschaft. Zudem pflegt er sehr gute Netzwerke in der nationalen und internationalen Wissenschaft. Damit ist er bestens vorbereitet auf die Leitung der Leopoldina als Nationalakademie mit ihren Aufgaben der wissenschaftsbasierten Politik- und Gesellschaftsberatung und der Pflege der weltweiten Beziehungen zu Wissenschaftsakademien“, sagte Leopoldina-Präsident Jörg Hacker über seinen Nachfolger. „Mit Gerald Haug hat der Senat einen Wissenschaftler an die Spitze der Akademie gewählt, der bereits früh durch seine exzellente Forschung auffiel“, ergänzte Hacker.

Nach seiner Wahl äußerte Gerald Haug: „Ich möchte an die erfolgreiche Arbeit Jörg Hackers in seiner zehnjährigen Amtszeit als Akademiepräsident anknüpfen. Als Nationale Akademie der Wissenschaften hat die Leopoldina großes Potenzial, die Meinungsbildung in Politik und Gesellschaft tatkräftig und wirksam zu unterstützen.“ Haug setzt auf eine „faktenbasierte, ausgewogene und transparente wissenschaftliche Beratung, die Belange unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen einbezieht. Damit kann die Leopoldina zum Konsens über aktuelle Fragen und auch Zukunftsthemen beitragen. Diese Aufgabe wird in unserer sich schnell wandelnden und zunehmend komplexen Welt immer wichtiger – national, europäisch und weltweit.“

Gerald Haug wurde 2012 als Mitglied in die Leopoldina in der Sektion Geowissenschaften aufgenommen. Als gewählter Vertreter dieser Sektion ist er seit 2015 Mitglied des Senats der Akademie. 2016 wählten ihn die Senatorinnen und Senatoren aller Sektionen der Klasse I: Mathematik, Natur- und Technikwissenschaften zum Sprecher der Klasse I. Haug arbeitete an mehreren Veröffentlichungen zur wissenschaftsbasierten Politikberatung mit, jüngst als einer der beiden Sprecher der Arbeitsgruppe „Klimaziele 2030: Wege zu einer nachhaltigen Reduktion der CO₂-Emissionen“ (2019). 2015 war Haug Mitautor der Stellungnahme zur Zukunft der Ozeane, die von den Wissenschaftsakademien der G7-Staaten in Vorbereitung auf den Gipfel in Elmau erarbeitet und an die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten übergeben wurde.

Gerald Haug ist Klimaforscher, Geologe und Paläo-Ozeanograph. Er erforscht die Entwicklung des Klimas der letzten Jahrtausende bis Jahrmillionen. Dafür untersucht er Sedimentkerne, die aus dem Grund von Ozeanen und Seen herausgebohrt werden. Die verschiedenen Sedimentschichten geben in ihrer chemischen Zusammensetzung Hinweise auf Klimabedingungen zu der Zeit, in der sich die jeweilige Schicht ablagerte. So rekonstruiert Haug historische Klimabedingungen und deren Veränderung. Zudem erforscht er die Wechselwirkungen zwischen Klima und Kulturen. Aus Untersuchungen von Sedimentkernen vor der Küste Venezuelas gelang ihm der Nachweis historischer Dürreperioden. Diese korrelierten zeitlich mit dem Untergang der Hochkultur der Maya. Auch für andere Regionen und Zeitalter fand Haug Hinweise auf Auswirkungen von Klimaveränderungen auf die Geschichte, zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen abgeschwächten Monsunzeiten und dem Untergang mehrerer chinesischer Dynastien.

Für seine Forschung wurde Gerald Haug mehrfach ausgezeichnet. 2007 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die DFG hatte ihn bereits 2001 mit dem Albert Maucher-Preis für Geowissenschaften ausgezeichnet. Die Eidgenössisch-Technische Hochschule (ETH) Zürich ehrte Haug 2010 mit dem Max-Rössler-Preis. Seit 2008 ist Haug Mitglied der Academia Europaea. Die Mainzer Akademie für Wissenschaften und Literatur ernannte ihn 2018 zu ihrem Mitglied.

Gerald Haug studierte Geologie in Karlsruhe. Für seine Promotion wechselte er an die Universität Kiel, wo ihm 1995 der Doktortitel verliehen wurde. Danach arbeitete er als Postdoktorand an der University of British Columbia in Vancouver (Kanada) und an der Woods Hole Oceanographic Institution (USA). 1998 forschte er zwei Jahre lang als Research Assistant Professor an der University of Southern California in Los Angeles (USA). Anfang 2000 kam er als Oberassistent an die ETH Zürich (Schweiz), wo er sich im Jahr 2002 habilitierte. Im Jahr 2003 übernahm er die Stelle eines Sektionsleiters am Geoforschungszentrum in Potsdam und wurde zum Professor an der Universität Potsdam ernannt. 2007 wurde er als ordentlicher Professor an die ETH Zürich berufen. Seit 2015 ist er Direktor der Abteilung Klimageochemie am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz und Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft. Seine Abteilung am Max-Planck-Institut wird Gerald Haug im Nebenamt weiterführen.

Jörg Hacker etablierte die Leopoldina in den zehn Jahren seiner Amtszeit als anerkannte Beraterin zu gesellschaftlichen Herausforderungen und als angesehene Partnerin im weltweiten Akademiendialog. Während seiner Amtszeit wurden viel beachtete Stellungnahmen zu Zukunftsthemen wie Bioenergie, Klimaschutz, Präimplantationsdiagnostik und Genomchirurgie veröffentlicht. In aktuellen öffentlichen Debatten äußerte sich die Leopoldina beispielsweise zur Energiewende nach dem Reaktorunglück von Fukushima 2011, zum Ebola-Ausbruch 2014 und zur Belastung der Atemluft durch Stickoxide und Feinstaub 2019. Während Jörg Hackers Amtszeit wurde die Beratung der G7-Gipfel durch die Wissenschaftsakademien der beteiligten Länder intensiviert und die Beratung der G20-Treffen aufgebaut. Die Leopoldina erweiterte ihre globalen Kontakte und vereinbarte Partnerschaftsabkommen mit nationalen Wissenschaftsakademien unter anderem mit Israel, Südafrika und China.

Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dafür erarbeitet sie Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die Leopoldina arbeitet dabei eng mit der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech zusammen. Die Leopoldina ist Mitglied der Allianz der Wissenschaftsorganisationen. Als Nationale Akademie der Wissenschaften vertritt sie zudem die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der G7- und G20-Gipfel. Mit ihren rund 1.600 Mitgliedern aus mehr als 30 Ländern vereinigt sie Expertise aus nahezu allen Wissenschaftsbereichen. Die Leopoldina wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Seit der Ernennung zur Nationalakademie wird die Präsidentschaft hauptamtlich wahrgenommen.

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Leopoldina

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Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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