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Pressemitteilung | Mittwoch, 18. Januar 2006

Öffentliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Zu den Themen "Proteinfaltung in der Zelle: Die Rolle molekularer Chaperone" (F. U. Hartl, Martinsried) und "Zur Korrektur der Brechkraft des menschlichen Auges – ein Plädoyer für prospektive Studien" (G. I. W. Duncker, Halle)

Termin: Dienstag, 24. Januar 2006, 16.30 Uhr
Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale) 

  • Prof. Dr. F. Ulrich Hartl, Martinsried, Mitglied der Akademie: "Proteinfaltung in der Zelle: Die Rolle molekularer Chaperone"

    Um ihre biologische Funktion zu erhalten, müssen neu synthetisierte Proteinketten in der Regel in eine genau definierte dreidimensionale Struktur falten, die weitgehend durch die Aminosäuresequenz bestimmt ist. Erst seit einigen Jahren weiß man, dass dieser Prozess bei vielen Proteinen nur mit Hilfe sogenannter molekularer Chaperone effizient ablaufen kann. Chaperone bilden Komplexe mit noch unvollständig gefalteten Proteinketten und verhindern so deren Aggregation im konzentrierten zellulären Milieu. Die Dissoziation der Chaperon-Substrat-Komplexe ist oft ATP-abhängig und führt zu produktiver Faltung. Im Vortrag diskutiert Hartl die verschiedenen Funktionsprinzipien der Chaperone und ihr Zusammenwirken in zellulären Faltungswegen und beschreibt die Bedeutung der Chaperone bei neurodegenerativen Krankheiten, die durch aberrante Faltung verursacht werden.

    F. Ulrich Hartl
    : Studium der Humanmedizin an der Universität Heidelberg, Promotion (1985), Habilitation (1990), Forschungstätigkeiten am Institut für Physiologische Chemie München (1987-1989, 1990-1991), an der University of California in Los Angeles (1989-1990), am Sloan-Kettering Institute und an der Cornell University in New York (1993-1997), seit 1997 Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, Ehrungen: Vinci Award (1996), Lipmann Award of the American Society of Biochemistry and Molecular Biology (1997), Honorarprofessur an der Universität München (1997), korrespondierendes Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften (1997), EMBO Mitglied (1998), Akademie-Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (1999), Wilhelm Vaillant Prize (2000), Foreign Honorary Member of the American Academy of Arts and Sciences (2000), Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2002), Feldberg Prize (2003), Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (2004), International-Gairdner-Award der Gairdner Foundation Kanada (2004), Ernst-Jung-Preis für Medizin (2005).

    Forschungsschwerpunkte: Faltung von Proteinen, molekulare Chaperone, degenerative neurologische Erkrankungen, Biogenese von Zellorganellen

    Seit 2002 ist F. Ulrich Hartl Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Teilsektion Zellbiologie).
  • Prof. Dr. Gernot I.W. Duncker, Halle, Mitglied der Akademie: "Zur Korrektur der Brechkraft des menschlichen Auges – ein Plädoyer für prospektive Studien"

    Erste Verfahren zur operativen Korrektur der Brechkraft des menschlichen Auges wurden bereits in den 60er Jahren publiziert und sind eng mit dem Namen Barraquer verbunden. Mit der Gefrierbearbeitung von Hornhautlamellen konnte schon damals die Brechkraft der Hornhaut variiert werden. Die unkritische Verbreitung einer Hornhautschwächung durch radiäre Inzisionen, vorwiegend in der UdSSR durch Fjodorov, aber etwas später auch in den USA, hat wegen des Komplikationspotentials der Methode die refraktive Hornhautchirurgie in Europa in Misskredit gebracht. Die multizentrische, prospektive PERK-study hat beispielhaft gezeigt, dass wegen später Hyperopisierungen und täglicher Fluktuationen der Refraktion radiäre inzisionale Techniken zur Korrektur einer Kurzsichtigkeit nicht empfohlen werden können. Erst die Etablierung sog. Excimer-Laser zur Ablation von kornealem Gewebe hat eine präzise und deutlich stabilere Korrektur myoper Brechungsfehler möglich gemacht. Aber auch hier zeigte sich rasch, dass erst prospektive, sauber durchgeführte klinische Studien die Limitationen der einzelnen Verfahren erkennen lassen. Im Vortrag wird anhand von Schlüsselstudien und eigener Untersuchungsergebnisse die Wertigkeit unterschiedlicher refraktiv-chirurgischer Verfahren beleuchtet.

    Gernot I.W. Duncker
    : Studium der Humanmedizin an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Promotion (1981), Habilitation (1989), Oberarzt an der Klinik für Ophthalmologie der Universität zu Kiel (1985), leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor der Klinik für Ophthalmologie der Universität zu Kiel (1994-1997), seit 1997 Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, seit September 1999 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Hornhautbanken, vielfältige Mitwirkung in der akademischen Selbstverwaltung in der medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, z.B. als Prodekan für Studium und Lehre. Vizepräsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft.

    Forschungsschwerpunkte: Keratoplastik, Refraktive Chirurgie

    Seit 2001 ist Gernot Duncker Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Teilsektion Ophthalmologie).

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Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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