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Pressemitteilung | Mittwoch, 20. Juli 2022

Von Fruchtfliegen und Zebrafischen: Leopoldina verleiht Mendel-Sondermedaille an die Genetikerin Christiane Nüsslein-Volhard

Die Entwicklungsgenetikerin und Nobelpreisträgerin Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard ist heute von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina mit der Mendel-Sondermedaille geehrt worden. Sie erhält die Auszeichnung für ihre innovativen Arbeiten zur Embryonalentwicklung von Fruchtfliegen sowie zur Entwicklung und Genetik von Zebrafischen. Die Mendel-Sondermedaille wurde in Halle (Saale) im Rahmen eines Festsymposiums anlässlich des 200. Geburtstages von Gregor Mendel überreicht.

„Christiane Nüsslein-Volhard ist eine herausragende und weltweit anerkannte Entwicklungsgenetikerin, die mit ihren Forschungen über die genetische Steuerung der Embryonalentwicklung bei Fruchtfliegen bahnbrechende Erkenntnisse lieferte“, sagt die Vizepräsidentin der Leopoldina und Pflanzengenetikerin Prof. Dr. Ulla Bonas. „Mit ihren innovativen Arbeiten zur Entwicklung und Genetik bei Zebrafischen und insbesondere zur Musterbildung hat sie zum zweiten Mal genetisches Neuland betreten, wofür die Leopoldina sie mit einer Mendel-Sondermedaille ehrt.“  

Christiane Nüsslein-Volhard hat die sogenannten „maternalen“ Gene bei Fruchtfliegen entdeckt. Damit lieferte sie entscheidende Erkenntnisse zur frühen Embryonalentwicklung. Sie zeigte, dass bestimmte Gene bereits während der Eientwicklung auf der mRNA-Ebene ausgeprägt sind, aber erst nach der Befruchtung in Proteine übersetzt werden. Ihre systematischen Studien zur Entwicklung und Genetik des Zebrafisches haben wesentlich dazu beigetragen, diesen als wichtigen Modellorganismus für die Erforschung der Farbmusterbildung bei Wirbeltieren zu etablieren. Dank ihrer grundlegenden Arbeiten wird der Zebrafisch inzwischen in zahlreichen Forschungsbereichen eingesetzt, etwa bei der Untersuchung von Embryogenese, neuronalen Netzwerken, Regeneration oder Krankheiten.  

Christiane Nüsslein-Volhard ist Entwicklungsbiologin und Genetikerin. Sie forschte u. a. am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg und am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen. Für ihre außergewöhnlichen wissenschaftlichen Leistungen erhielt Christiane Nüsslein-Volhard zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Ehrendoktorate, darunter den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1986) und den Albert Lasker Award for Basic Medical Research (1991). Im Jahr 1995 wurde sie, gemeinsam mit Edward B. Lewis und Eric F. Wieschaus, für ihre grundlegenden Erkenntnisse zur genetischen Kontrolle der frühen Embryonalentwicklung der Fruchtfliege mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geehrt. Sie ist u. a. Mitglied der Royal Society, der US National Academy of Sciences sowie seit 2020 Ehrensenatorin der Max-Planck-Gesellschaft. Seit 1991 ist Christiane Nüsslein-Volhard Mitglied der Leopoldina.

Die Mendel-Sondermedaille wird in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen. Mit der Mendel-Medaille würdigt die Leopoldina alle zwei Jahre Pionierleistungen auf dem Gebiet der allgemeinen und molekularen Biologie oder Genetik. Sie wurde 1965 zu Ehren Gregor Mendels (1822–1884) gestiftet. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern zählen der deutsch-amerikanische Genetiker Prof. Dr. Max Delbrück (1967), die britische Primatenforscherin Dr. Dame Jane Goodall (1987) sowie der britische Evolutionsbiologe und Genetiker Prof. Dr. Nicholas Barton (2013). Zuletzt wurde die Mendel-Medaille im Jahr 2021 an den Humangenetiker Prof. Dr. Stefan Mundlos verliehen.  

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