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Pressemitteilung | Mittwoch, 16. März 2005

Öffentliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Zu den Themen "Leben am Existenzminimum: Energetik syntropher mikrobieller Lebensgemeinschaften" (B. Schink, Konstanz) und "Neue Therapieprinzipien bei entzündlich/rheumatischen Erkrankungen" (J.R. Kalden, Erlangen)

Termin: Dienstag, 22. März 2005, 16.30 Uhr
Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale) 

  • Prof. Dr. Bernhard Schink, Konstanz, Mitglied der Akademie: "Leben am Existenzminimum: Energetik syntropher mikrobieller Lebensgemeinschaften"

    Die in der Natur vor allem durch die grünen Pflanzen aufgebaute organische Substanz wird teilweise durch tierische Organismen genutzt, und die verbleibenden Überreste werden mikrobiell abgebaut. An Standorten, zu denen Sauerstoff nur begrenzt Zutritt hat, z.B. in Gewässersedimenten oder in technischen Biogas-Reaktoren, wird organische Substanz zu Methan und CO2 vergoren. In diesem komplexen Ablauf kooperieren viele verschiedene Mikroorganismen miteinander, die sich die aus den jeweils katalysierten Reaktionen verfügbare Energie teilen müssen. Den letzten Gliedern in dieser Fütterungskette stehen nur noch minimale Energiebeträge zur Verfügung, die gerade noch in Bruchteilen die Synthese von ATP erlauben. Zum Verständnis des Energie-Stoffwechsels solcher syntroph gekoppelter Gärungen wurden Modelle entwickelt, aus denen sich ein Minimalbetrag für die Aufrechterhaltung eines Energie-Stoffwechsels definieren lässt. Die begrenzte Verfügbarkeit von Stoffwechselenergie in den letzten Schritten der Methanbildung erklärt, warum diese Systeme nur mit begrenzter Flexibilität z. B. auf Störungen der Substratversorgung reagieren können.

    Bernhard Schink
    : Biologie-Studium in Marburg und Göttingen, Promotion mit einem mikrobiologischen Thema (1977). Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Mikrobiologie in Göttingen (1977-1979), DFG-Ausbildungsstipendiat am Department of Bacteriology der University of Wisconsin, Madison, USA (1979-1980), Wissenschaftlicher Assistent am Limnologischen Institut der Universität Konstanz (1981-1986), C3-Professor für Mikrobiologie an der Universität Marburg (1986-1987), o. Professor für Mikrobiologie und Biotechnologie an der Universität Tübingen (1987-1991), seit 1991 o. Professor für Limnologie und Mikrobielle Ökologie an der Universität Konstanz und Direktor des Limnologischen Instituts. Herausgeber und Mitherausgeber zahlreicher internationaler Zeitschriften, Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (1985), Maier-Leibnitz-Preis für Ökophysiologie (1985), Mitglied der Leopoldina, Sektion Ökowissenschaften (seit 2000). Sein Forschungsschwerpunkt ist der
  • Prof. Dr. Dr. h. c. Joachim R. Kalden, Erlangen, Mitglied der Akademie: "Neue Therapieprinzipien bei entzündlich/rheumatischen Erkrankungen"

    Die Behandlung der rheumatoiden Arthritis war bis vor kurzem unzureichend. Dies wird durch die Beobachtung verdeutlicht, dass nach einem 10jährigen Krankheitsverlauf etwa 60 % der Patienten krankheitsbedingt nicht mehr arbeitsfähig sind. Die Entwicklung neuer Therapieprinzipien ist daher dringend erforderlich. Basierend auf einer intensivierten Forschungsaktivität konnte Herr Kalden mit seiner Arbeitsgruppe mehrere Zielmoleküle, Komponenten des Immunsystems, für die Entwicklung von biologisch wirksamen Substanzen identifizieren. Als sehr effektiv in der Therapie der rheumatoiden Arthritis, aber auch anderer rheumatologischer Krankheitsbilder, hat sich die Verwendung von Tumornekrosefaktor-a -blockierenden Medikamenten gezeigt. So lässt sich in etwa 60 % der Patienten mit rheumatoider Arthritis die Progression der für diese Erkrankung typischen Knochen- und Knorpeldestruktion durch die neuen Medikamente aufhalten. Da jedoch nur 60 % der Patienten auf die neuen Therapieprinzipien mit einer deutlichen klinischen Besserung reagieren, sind weitere wissenschaftliche Bemühungen notwendig, um zusätzliche Therapieformen für rheumatische Krankheitsbilder zu entwickeln.

    Joachim R. Kalden
    (Jahrgang 1937): Studium Humanmedizin an der Universität Tübingen (Abschluss 1966), Research Fellow am Department of Therapeutics, University of Edinburgh, Scotland (1967-1970), Assistent in der Klinik für Innere Medizin, Med. Hochschule Hannover (1970-1973), Habilitation für Klinische Immunologie und Facharzt für Innere Medizin (1973), Consultant Physician in der Abteilung Innere Medizin, Klinische Immunologie und Rheumatologie der Med. Hochschule Hannover (1974-1976), Professor für Innere Medizin und Direktor der Abteilung Innere Medizin III der Universität Erlangen (seit 1977). Ehrungen: Georg Zimmermann Award for Cancer Research der Med. Hochschule Hannover (1976), Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1995), Dr. Franziscus-Bondel-Medaille, Aachen (1997), Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät Charité, Berlin (1998), Bayerischer Verdienstorden (2000). Ehrenmitglied bzw. Mitglied in einer Reihe nationaler und internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften, Komitees und in Editorial Boards. Im Jahr 2002 wählte die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Joachim R. Kalden zum Mitglied (Sektion Innere Medizin und Dermatologie). Seine Forschungsschwerpunkte sind: Immunregulation bei rheumatischer Arthritis und immunologische Systemerkrankungen.

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