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Pressemitteilung | Dienstag, 19. Oktober 2004

Öffentliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu den Themen

"Wie Pflanzen entstehen: Musterbildung in der Embryogenese von Arabidopsis" (G. Jürgens, Tübingen) und "Schrittmacherkanäle: Wächter an Hirn und Herz" (F. Hofmann, München)

Termin: Dienstag, 26. Oktober 2004, 16.30 Uhr
Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale) 

  • Prof. Dr. Gerd Jürgens, Tübingen, Mitglied der Akademie: "Wie Pflanzen entstehen: Musterbildung in der Embryogenese von Arabidopsis"

    Wie bei Tieren entwickelt sich auch bei Pflanzen aus der befruchteten Eizelle ein vielzelliger Embryo. Während der Embryogenese wird die Körperorganisation der Pflanze in ihren Grundzügen etabliert; dieser Vorgang wird als Musterbildung bezeichnet. Entlang der Hauptachse der Polarität entstehen embryonale Regionen sowie an den Enden der Achse zwei Stammzellsysteme (Meristeme), aus denen postembryonal die erwachsene Pflanze mit Blättern und Blüten hervorgeht. Quer zur Hauptachse werden Gewebe in konzentrischen Schichten angelegt. Im Vortrag werden neue Erkenntnisse über molekulare Mechanismen vorgestellt, die der Entstehung der Polaritätsachse und des Wurzelmeristems im jungen Embryo zugrunde liegen.

    Gerd Jürgens
    : Studium der Biologie an den Universitäten Göttingen, FU Berlin, Freiburg; Diplom FU Berlin (1972); Promotion Universität Freiburg (1977); Wiss. Angestellter am Institut für Biologie III in Freiburg (1977-1979); EMBO-Fellow am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg (1980-1981); Wiss. Assistent am Friedrich-Miescher-Laboratorium der Max-Planck-Gesellschaft in Tübingen (1982-1985) und am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen (1985-1986); DFG- Forschungsstipendiat am Institut für Biologie (Lehrbereich Genetik) der Universität Tübingen (1986-1988); Habilitation in Genetik an der Universität Tübingen (1988); C3-Professor für Genetik, Universität München (1989-1994); C4-Professor für Genetik, Lehrstuhl für Entwicklungsgenetik, Universität Tübingen (seit 1994); Forschungsgruppenleiter am Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP) der Universität Tübingen (seit 1999); Leibniz-Preisträger der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1995); Sprecher des Sonderforschungsbereichs 446 "Mechanismen des Zellverhaltens bei Eukaryonten"; Chair (1998-2000) des Multinational Arabidopsis Steering Committee; EMBO Member; Mitglied der Leopoldina, Sektion Organismische und Evolutionäre Biologie (seit 2001).

    Forschungsgebiet: Entwicklungsgenetik vielzelliger Organismen zur Zeit an der Modellpflanze Arabidopsis thaliana
  • Prof. Dr. Franz Hofmann, München, Mitglied der Akademie: "Schrittmacherkanäle: Wächter an Hirn und Herz"

    Viele Nerven- und Herzzellen werden rhythmisch entladen. Diese Entladungen sind z.B. notwendig, um eine regelmäßige Herzkontraktion aufrechtzuerhalten. Die rhythmische Entladung der Zellen wird durch mehrere Ionenkanäle gesteuert. Ein besonders wichtiger Ionenstrom ist der IF (F steht für funny), der bei Hyperpolarisation (d.h. negativem Membranpotential) der Membran anspringt. Molekulare Grundlage des IF ist die Familie der Schrittmacherkanäle (HCN), von denen vier Mitglieder (HCN1-4) bekannt sind. Genetische Veränderungen des HCN2 Kanals führt bei der Maus zu Absence-Epilepsie und Sinusknotenarrhythmie. Absence-Epilepsie ist eine meist im Kindesalter auftretende Form der Epilepsie, die auf einer Störung der Erregung von Neuronen im Thalamus (ein wichtiger Hirnkern) beruht. Im Sinusknoten des Herzens, dem Schrittmacher des Herzrhythmus, kommt der Schrittmacherkanal HCN4 besonders stark vor. Inaktivierung des HCN4-Gens in der Maus führt zu embryonaler Letalität, wahrscheinlich, weil sich ohne HCN4 kein normales Schrittmacherpotential entwickelt. Franz Hofmann wird in seinem Beitrag auch auf Arbeiten eingehen, die zeigen, dass der Grundrhythmus des Sinusknotens durch andere Ionenkanäle gebildet wird, die Anpassung an den Bedarf (Frequenzsteigerung der Herzkontraktion) aber durch HCN- Kanäle vermittelt wird.

    Franz Hofmann
    : Studium Humanmedizin und Medizinalassistent an den Universitäten Heidelberg, München und Berlin (1962-1970); Promotion "Über die Wirkung einiger Colchizinderivate auf den Mäuse-Ascites-Tumor" (1968); Approbation zum Arzt (1970); Facharzt für Pharmakologie und Habilitation für Pharmakologie und Toxikologie (1977); Assistent am Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg (1970- 1972 und 1975-1980), am Department of Biological Chemistry, Medical School University of California (1973-1975). Berufungen: C2-Professor Pharmakologie (1981), C4-Professor Physiologische Chemie, Med. Fakultät, Universität des Saarlandes, Homburg-Saar (1985), C4-Professor Pharmakologie und Toxikologie, Med. Fakultät, Technische Universität München (1990). Ehrungen: Professor Honoris causa, Tongji Medical University Wuhan, China (1998); Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (2001); Max-Planck- Forschungspreis (2002); Mitglied im Editorial Board namhafter internationaler Zeitschriften; Mitglied der Leopoldina, Sektion Physiologie und Pharmakologie/Toxikologie (seit 2001). Forschungsschwerpunkte: Regulation und Pharmakologie des Herz-Kreislaufs, Kalziumkanäle, Proteinkinasen

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Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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