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Pressemitteilung | Mittwoch, 22. September 2004

Öffentliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Zu den Themen "Himmelsmechanik und globale periodische Bahnen Hamiltonscher dynamischer Systeme (E. Zehnder, Zürich) und "Humus – Neuigkeiten bei einem alten Stoff" (I. Kögel-Knabner, Freising-Weihenstephan)

Termin: Dienstag, 28. September 2004, 16.30 Uhr
Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale) 


  • Prof. Dr. Eduard Zehnder, Zürich, Mitglied der Akademie: "Himmelsmechanik und globale periodische Bahnen Hamiltonscher dynamischer Systeme"

    Probleme der Himmelsmechanik haben auch im Laufe des letzten Jahrhunderts zu fundamentalen Entwicklungen der Mathematik Anlass gegeben. Viele Mathematiker, angefangen von Laplace und Lagrange über Poincare' bis zu G. Birkhoff und Siegel, fühlten sich insbesondere vom schwierigen Stabilitätsproblem des Planetensystems herausgefordert. Es handelt sich hier um ein gewöhnliches Differentialgleichungssystem vom Hamiltonschen Typ, welches eine reibungsfreie Bewegung beschreibt, in dem naturgemäß die Oszillationen nie abklingen können, was zu komplizierten Resonanzphänomenen führt. Den Durchbruch brachte aber erst die sogenannte KAM-Theorie von N. Kolmogorov, V. Arnold, J. Moser in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Sie hat nicht nur die Grundlage der Stabilitätstheorie Hamiltonscher Systeme geschaffen, sondern auch ein schlagkräftiges Instrumentarium an Methoden zur Behandlung sehr subtiler nichtlinearer Probleme der Mathematik. In neuerer Zeit wurde das Augenmerk weniger auf Störungsprobleme der Hamiltonschen Systeme gelegt als vielmehr auf globale Existenzphänomene periodischer Bahnen und deren Zusammenhang mit überraschenden neuen Invarianten der symplektischen Geometrie, ein sehr aktueller Forschungszweig der heutigen Mathematik, in dem viele Teilgebiete zusammenspielen.

    Eduard Zehnder
    : Studium Mathematik und Physik an der ETH Zürich (Abschluss 1965); Dissertation an der ETH Zürich "Über das restringierte Drei-Körper-Problem"(1970); Forschungsaufenthalte am Courant Institute of Mathematical Sciences, New York University, New York (1971-1972), am Institute for Advanced Study, Princeton, N.J. (1972-1974 und 1979-1980); Assistenzprofessur am Mathematischen Institut der Universität Erlangen (1974-1976); Ordentlicher Professor für Mathematik, Ruhr-Universität Bochum (1976-1986); Gastprofessor am IHES, Bures-sur-Yvette, Paris (1978); Direktor des Institutes für Reine und Angewandte Mathematik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (1987); Ordentlicher Professor für Mathematik an der Abteilung Mathematik und Physik der ETH Zürich (seit 1988). Mitglied der Leopoldina, Sektion Mathematik (seit 1999).

    Forschungsschwerpunkte: Theorie der dynamischen Systeme, die die Zeitentwicklung von Systemen in der Natur mathematisch beschreiben.
  • Prof. Dr. Ingrid Kögel-Knabner, Freising-Weihenstephan, Mitglied der Akademie: "Humus – Neuigkeiten bei einem alten Stoff"

    Böden speichern etwa die doppelte Menge an Kohlenstoff (C) als die terrestrische Biomasse und stellen daher ein wesentliches Kompartiment des globalen C-Kreislaufs dar. Die mittlere Verweilzeit des C in Böden wird auf 26 bis 40 Jahre geschätzt. Ein großer Teil der Pflanzenreste wird in relativ kurzer Zeit von den heterotrophen Bodenorganismen wieder mineralisiert, ein kleiner Anteil aber wird in Böden über lange Zeiträume gegen Abbau stabilisiert und erreicht Radiokohlenstoffalter von mehreren Tausend Jahren. Bei der Aufklärung dieser bisher noch wenig geklärten Mechanismen helfen moderne Methoden der Festkörperstrukturaufklärung (13C NMR- Spektroskopie) in Kombination mit chemolytischen Analysen auf molekularer Basis. Interaktionen der Humusstoffe mit Boden bildenden (pedogenen) Mineralien und die räumliche Strukturierung von Böden, die zu einer Trennung von Zersetzern und Substrat führt, spielen eine wesentliche Rolle.

    Ingrid Kögel-Knabner
    hat in Bayreuth Geoökologie studiert und sich ebendort 1992 für das Fach Bodenkunde habilitiert. Im selben Jahr wurde sie Universitätsprofessorin (C3) für den Arbeitsbereich Bodenkunde und Bodenökologie an der Ruhr-Universität Bochum. Rufe auf eine C4-Professur für Bodenkunde und Bodenschutz an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (1994) und auf eine C4-Professur für Sedimentäre Systeme an der RWTH Aachen, verbunden mit der Stelle des Direktors am Institut für Sedimentäre Systeme des Forschungszentrums Jülich (1999), hat sie abgelehnt. Seit 1995 ist sie Universitätsprofessorin (C4) für Bodenkunde im Department für Ökologie des Wissenschaftszentrums Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt der Technischen Universität München. Der Schwerpunkt ihrer Arbeiten liegt in der Erforschung von Struktur, Entstehung und Wechselwirkungen von Huminstoffen in Böden. Sie ist Koordinatorin des 2000 eingerichteten DFG-Schwerpunktprogramms "Böden als Quelle und Senke für CO2 – Mechanismen und Regulation der Stabilisierung organischer Substanz in Böden".  Frau Kögel-Knabner ist Mitglied im Kuratorium der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Hannover, der DFG-Senatskommission für Landwirtschaft und der DFG-Kommission für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsforschung, im Editorial Board bzw. Editor internationaler Zeitschriften. Im Jahr 2001 wählte die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Ingrid Kögel-Knabner zum Mitglied (Sektion Agrar- und Ernährungswissenschaften). 

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