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Pressemitteilung | Montag, 10. März 2003

Das Leopoldina-Symposium "Epithelial Transport of Ions in Health and Disease", 19.–22. März 2003, Halle

Wissenschaftler diskutieren auf einem internationalen Leopoldina-Symposium am 19. – 22. März 2003 in Halle (Saale) neueste Erkenntnisse über molekulare Ursachen von Erbkrankheiten, die auf Defekten von Transportproteinen beruhen

Die Krankheit Cystische Fibrose (CF), auch Mukoviszidose genannt, ist mit die häufigste Erbkrankheit überhaupt; etwa jedes 2500ste Neugeborene ist von der Erkrankung betroffen. Durch ein defektes Gen sind Wasser- und Salzhaushalt der Schleimhäute gestört. Zäher Schleim verklebt die Lunge und verstopft die Bauchspeicheldrüse. Durch den fortschreitenden Funktionsausfall der Lunge und der Bauchspeicheldrüse werden Atmung und Verdauung und in der Folge das ganze Organsystem beeinträchtigt. Lebensqualität und Lebenserwartung sind stark eingeschränkt. Noch in den 60er Jahren verstarb ein Großteil der Patienten bereits im Vorschulalter. Die Lebenserwartung der heutigen Mukoviszidosepatienten liegt dagegen bei knapp 30 Jahren. Ganz andere Beschwerden treten beim "Liddle Syndrom" auf, einer genetisch bedingten Erkrankung, die zu Bluthochdruck führt, weil die Salzausscheidung in der Niere gestört ist. 

Beide Erbkrankheiten haben gemeinsam, dass die Erkrankung durch einen gestörten Transport von Salzen (Ionen) durch die Zellmembranen verursacht wird. Diese Ionen-Transporte in Zellen des menschlichen Körpers sind sehr fein regulierte Prozesse, die bei Fehlfunktionen zu Krankheiten führen. Ermöglicht wird der Transport durch Eiweiße (Proteine), die diese Ionen durch die Zellmembran schleusen. Die beteiligten Eiweiße (Kanäle, Poren oder Transporter) sind über mehr als 700 Millionen Jahre hinweg von primitiven Organismen (z.B. der Hefe) bis zum Menschen in der Evolution erhalten geblieben. Zu Erkrankungen (Mukoviszidose, "Liddle Syndrom") kommt es, wenn Genveränderungen (Mutationen) in den Ionen-transportierenden Proteinen vorkommen. Eine ganz neue Familie von Ionenkanälen, die sogenannte TRP-Familie, die zum ersten Mal bei der Taufliege entdeckt wurde, scheint auch beim Menschen für den Transport des wichtigen Kalzium-Ions aber auch des Magnesium-Ions verantwortlich zu sein. So liegt die Ursache einer Erbkrankheit, die mit einem erniedrigten Magnesiumspiegel im Blut einhergeht und beim Kleinkind zu Krampfanfällen führt, in der Mutation des Magnesium-Ionen-transportierenden TRPM6. TRPM5 und TRPM8, eng damit verwandte Transportproteine, sind in ganz andere Prozesse involviert: TRPM5 ist in den Geschmacksknospen auf der Zunge lokalisiert und ermöglicht, dass bestimmte Geschmacksempfindungen überhaupt wahrgenommen werden können; TRPM8 registriert Kälte aber auch den kühlenden Effekt z.B. von Menthol. Andere TRP-Proteine, TRPV5 und TRPV6, sind wahrscheinlich wichtig für die Vitamin-D- Wirkungen: Sie ermöglichen die Aufnahme von Kalzium-Ionen z.B. aus der Nahrung über den Darm. Weiter gibt es Hinweise, dass TRPV6 wie auch andere TRP-Proteine, darunter TRPM1 und TRPM8, bei bestimmten Tumorerkrankungen vermehrt auftritt. 

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina hat in Zusammenarbeit mit der "International Union of Physiological Sciences" (IUPS) namhafte Wissenschaftler aus aller Welt – mehr als die Hälfte der Vortragenden kommt aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland – zu einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützten Symposium nach Halle an der Saale eingeladen, um über die neuesten Erkenntnisse der Funktion von Transportproteinen zu diskutieren. Das Symposium soll die Erforschung der molekularen Grundlagen von Transportvorgängen anregen und weiterführen, denn solange die Funktion eines Genes nicht verstanden ist, kann auch die Krankheits-verursachende Veränderung (Mutation) in Genen, die zu Fehlfunktionen des entsprechenden Proteins führt, nicht verstanden werden. Initiatorin des Symposiums ist die Physiologie-Professorin Dr. Irene Schulz von der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar und Vizepräsidentin von IUPS. Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina wählte Irene Schulz 1999 zum Mitglied.

Das Leopoldina-Symposium "Epithelial Transport of Ions in Health and Disease" findet vom 19. bis 22. März 2003 im Vortragsgebäude der Leopoldina, Emil- Abderhalden-Str. 36, 06108 Halle (Saale) statt. Die Veranstaltung ist öffentlich und für jedermann zugänglich. Eine vorherige Anmeldung ist erwünscht. Die Teilnahmegebühr von 50 Euro (Studenten 25 Euro) kann vor Ort entrichtet werden.

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