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Pressemitteilung | Mittwoch, 18. September 2002

Presseinformation 12/2002

Öffentliche naturwissenschaftliche Vorträge: "Maßgeschneiderte Medikamente für depressive Patienten – Möglichkeiten der Molekularen Medizin", "Landschaftsökologische Untersuchungen im Mittelsibirischen Bergland"

Termin:    Dienstag, 24. September 2002, 17.30 Uhr
Ort:          Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina
                 Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

  • Zu den Vorträgen: 

Prof. Dr. Dr. Florian Holsboer, München, Mitglied der Akademie: "Antidepressiva-Entwicklung durch Hypothesen oder Pharmakogenomik?"

Die Errungenschaften der Genomforschung haben große Erwartungen an die Entwicklung neuer Medikamente geweckt. Jeder Mensch hat in seiner Erbsubstanz etwa drei Millionen geringfügiger Veränderungen (sogenannte SNP’s), die ihn von anderen unterscheiden. Die hierdurch entstehende individuelle Spezifität kann therapeutisch durch "maßgeschneiderte Medikamente" genutzt werden. Florian Holsboer wird in seinem Vortrag die Möglichkeit aufzeigen, dass wir eines Tages mit Hilfe eines höchstpersönlichen Gen- und Proteinprofils in der Apotheke ein individuell für uns synthetisiertes Medikament abholen können. Der Weg bis dahin ist jedoch noch weit. Zunächst muss es gelingen, die mit Hilfe der Biotechnologie aufgetürmte Informationsfülle zu sichten und Wissensfundamente für neue prüfbare Hypothesen zu schaffen. Die am Max-Planck-Institut für Psychiatrie unter Leitung von Holsboer entwickelten Untersuchungen am Stresshormonsystem bis hin zur Entwicklung innovativer Medikamente sind ein Beispiel für den neuen Weg der Biomedizin.

 Prof. Dr. Adolfs Krauklis, Riga, Mitglied der Akademie
"Landschaftsökologische Erkundungen im Mittelsibirischen Bergland"

Das Mittelsibirische Bergland liegt auf der geographischen Breite Mitteleuropas zwischen dem Jenissej und dem Baikalsee. Es kann als eine zur kontinentalen Taigazone gehörende, oft tief zertalte und teilweise gebirgige Hochebene charakterisiert werden. Selbst in den Grenzen relativ einheitlich ausgestatteter Landschaftseinheiten finden sich hier auch zahlreiche hemiboreale Waldsteppen- und Steppeninseln verschiedener Größenordnung, die besondere Aufmerksamkeit verdienen. Adolfs Krauklis wird in seinem Vortrag die Landschaften in ihren tropischen, chorischen und regionischen Dimensionen vorstellen. Zwischen der Artenzusammensetzung der Pflanzenarten, dem Auftreten wirbelloser Bodentiere, dem Verlauf der Bodentemperaturen und der Art der Landnutzung ergeben sich enge Korrelationen. Schließlich sollen die Forschungsergebnisse im Mitteleuropäischen Kontext diskutiert werden.

  • Zu den Referenten:

Florian Holsboer
studierte an der LMU München nacheinander Chemie und Humanmedizin und schloss beide Studiengänge mit einer Promotion ab. Nach Assistentenjahren an der Psychiatrischen Universitätsklinik der LMU folgte 1981 der Ruf zum Leiter der Abteilung Neurochemie an der Psychiatrischen Universitätsklinik Mainz. Nach der Habilitation im Fach Psychiatrie erreichten ihn Rufe auf ordentliche Professuren aus den USA und der Schweiz, die er ablehnte. Von 1987 bis 1989 war Holsboer Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Freiburg, bevor er als Direktor des Klinischen Instituts des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie nach München berufen wurde. Er ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlichen Gesellschaften und Herausgeber internationaler Zeitschriften. 1999 wählte ihn die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu ihrem Mitglied (Sektion Neurowissenschaften).

Adolfs Krauklis
studierte Geographie und promovierte an der Universität Riga. Von 1962 bis 1991 wirkte er als Landschaftsökologe führend am Geographischen Institut der Sibirischen Abteilung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in Irkutsk. Gleichzeitig leitete er die Taiga- Forschungsstation des Instituts in der Angara-Region. Seit 1991 ist er als Professor für Physische Geographie wieder in Riga tätig. Zu seinen wesentlichsten Publikationen gehören Probleme der experimentellen Landschaftsforschung sowie Untersuchungen zu den Geosystemen an der Kontaktzone zwischen der Taiga und den Steppengebieten. Er ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften. 1999 wählte ihn die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu ihrem Mitglied (Sektion Geowissenschaften).

  • Zur Akademie Leopoldina:

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle/Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland. Sie trägt durch die Jahresversammlungen, fachspezifische Meetings und Symposien, monatliche Vortragssitzungen und die vielfältigen persönlichen Kontakte der Mitglieder "zum Wohle des Menschen und der Natur" bei. Ihr gehören 1 000 Mitglieder in aller Welt an. Drei Viertel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Viertel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben.

Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident der Leopoldina ist seit 1990 der Biologe Prof. Dr. Dr. h.c. Benno Parthier (Halle/Saale). Designierter Nachfolger im Präsidentenamt ist der derzeitige Vizepräsident Prof. Dr. Volker ter Meulen, klinischer Virologe und Immunologe aus Würzburg. Weitere Vizepräsidenten sind der Psychologe Prof. Dr. Dr. h.c. (mult.) Paul B. Baltes (Berlin), der Chemiker Prof. Dr. Gunter S. Fischer (Halle/Saale) und der Chemiker Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst- Ludwig Winnacker (München). Letzterer ist zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn. Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologin Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug. Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt.

KONTAKT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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