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Pressemitteilung | Mittwoch, 19. September 2001

Presseinformation 21/2001

Arzneimittel - Aktuelle Entwicklungen zur Untersuchung von Wirkungen und Nebenwirkungen. Die Europäische Gesellschaft für Biochemische Pharmakologie (ESBP) und die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina greifen ein gesellschaftlich relevantes Forschungsthema auf und eröffnen Möglichkeiten, wie Arzneimittelkatastrophen künftig vermieden werden können.

Seit durch die Einnahme des Cholesterin-Senkers Lipobay (R) auch in Deutschland zahlreiche Opfer zu beklagen sind, ist auch der Öffentlichkeit schlagartig klar geworden, was Arzneimittelforscher (Pharmakologen) schon lange wissen: Die zeitgleiche Einnahme verschiedener Medikamente kann zu unerwünschten Nebenwirkungen bis hin zum Tod führen.

Schwerpunkt des Symposiums ist es darzustellen, über welche modernen Methoden die Arzneimittelforschung verfügt, um durch deren Anwendung ähnliche Arzneimittelkatastrophen künftig zu verhindern.

Arzneimittel werden von Darm-, Nieren- oder Leberzellen aus der Blutbahn aufgenommen und vor allem in der Leber abgebaut.  Aufnahme-(Transport-)mechanismen sowie Abbauprozesse stehen daher im Mittelpunkt des Symposiums.

Frederick Leibach von der Medical School of Georgia, Augusta, USA, und Dietrich Keppler vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg werden die molekularen Funktionen von Transportern für Arzneimittel und endogene Substanzen erläutern und aufzeigen, zu welchen Erkrankungen es kommen kann, wenn dieser Stofftransport gestört ist. So ist z. B. eine Fehlfunktion des Aminosäuretransportes in der Niere verantwortlich für lebensbedrohliche Aminosäureverluste über den Urin.

Johannes Döhmer (Firma GenPharmTox BioTech AG, Martinsried) wird zeigen, dass man unter geeigneten Bedingungen bereits an gentechnisch veränderten Zelllinien, d.h. ohne Einsatz von Tierexperimenten, Vorhersagen treffen kann, wie menschliche Leberzellen Arzneimittel abbauen bzw. welche Wechselwirkungen bei der Gabe mehrerer Arzneimittel auftreten (können).

Brian Burchell vom Ninewells Hospital aus Dundee, Schottland, und zur Zeit Präsident der ESBP wird Ergebnisse seiner Arbeiten vorstellen, die darauf abzielen, die Abbaugeschwindigkeit neuer Wirkstoffe im menschlichen Organismus vorherzusagen.

Insgesamt werden 26 Redner aus dem In- und Ausland ihre neuesten Erkenntnisse zum Thema „Vermeidung von Arzneimittelkatastrophen“ in Übersichtsreferaten vorstellen. 30 jüngere Wissenschaftler haben außerdem Gelegenheit, ihre ergänzenden Ergebnisse als Poster zu präsentieren.

Das gemeinsame Symposium der Europäischen Gesellschaft für Biochemische Pharmakologie (ESBP) und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zum Abbau und Transport von Arzneimitteln findet vom 27. – 29. September in Halle (Saale) statt. Offizielles Thema der englischsprachigen Veranstaltung ist „Molecular Investigation of Metabolism and Transport of Drugs – From Animal to Human Tissue“. Veranstaltungsort ist das Vortragsgebäude der Leopoldina, Emil-Abderhalden-Str. 36 in 06108 Halle (Saale). Eine Teilnahme ist nach vorheriger Anmeldung für jedermann möglich.

Zur European Society of Biochemical Pharmacology (ESBP):

Die Europäische Gesellschaft für Biochemische Pharmakologie existiert seit 1970 und zählt derzeit ca. 200 Mitglieder aus 25 Ländern. Gegenwärtig werden die Geschicke der ESBP geleitet durch den Präsidenten, Prof. Dr. Brian Burchell, Dundee, Schottland, die Vizepräsidentin, Prof. Dr. Maria Pilar Lopez-Garcia, Valencia, Spanien, den Generalsekretär, Prof. Dr. Christian Fleck, Jena, und den Schatzmeister, Dr. Rodolfo Gasser, Basel, Schweiz. Alle zwei Jahre führt die ESBP einen Drug Metabolism Workshop durch, der sich mit aktuellen Entwicklungen der Arzneimittelforschung auseinander setzt. Schon einmal war im Jahr 1997 die Leopoldina zusammen mit der ESBP Schirmherr und Gastgeber eines Symposiums, das vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Friedrich-Schiller-Universität in Jena organisiert wird.

Zur Akademie Leopoldina:

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle/Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland. Sie trägt durch die Jahresversammlungen, fachspezifische Meetings und Symposien, monatliche Vortragssitzungen und die vielfältigen persönlichen Kontakte der Mitglieder „zum Wohle des Menschen und der Natur“ bei. Ihr gehören derzeit 1000 Mitglieder in aller Welt an. Zwei Drittel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Drittel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben.

Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident der Leopoldina ist seit 1990 der Biologe Prof. Dr. Benno Parthier (Halle/Saale). Vizepräsidenten sind derzeit der Psychologe Prof. Dr. Paul Baltes (Berlin), der Chemiker Prof. Dr. Gunter Fischer (Halle/Saale), der Virologe Prof. Dr. Volker ter Meulen (Würzburg) und der Chemiker Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker (München). Letzterer ist zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn. Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologin Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug. Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt.

KONTAKT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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