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Pressemitteilung | Freitag, 6. April 2001

Presseinformation 15/2001

Öffentliche wissenschaftliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu den Themenkreisen: "Erbliche neurologische Erkrankungen des Menschen – möglicherweise bald Therapiemöglichkeiten?", "Soziologische Analysen zur Entwicklung des selbständigen Mittelstandes in den neuen Bundesländer"

  • Termin: Dienstag, 24. April 2001, 16.30 Uhr
  • Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina
    Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)
  • Zu den Vorträgen:

Prof. Dr. Konrad Sandhoff, Bonn: "Glykosphingolipide als Membranbausteine – molekulare Ursachen neurodegenerativer und dermaler Krankheiten"

Zu den erblichen Stoffwechselerkrankungen, die das zentrale Nervensystem befallen, gehören viele seltene Krankheiten, so auch die "Sandhoff’sche-Erkrankung". Im Verlauf dieser Stoffwechsel-erkrankungen treten Speicherprodukte in Nervenzellen auf, die im Gehirn zu irreversiblen und fortschreitenden Störungen führen und sich in Krämpfen, Blindheit usw. äußern. Bei den Speicherprodukten handelt es sich um eine bestimmte Gruppe von Lipiden, den Gangliosiden. Sandhoff hat herausgefunden, dass die Ablagerung der Ganglioside in den Nervenzellen darauf zurückzuführen ist, dass sie nicht, wie sonst üblich, abgebaut werden. Er konnte die Enzyme identifizieren, deren krankhafte Veränderung den Gangliosidabbau verhindern und die Erkrankung auslösen. Sandhoff wird im Rahmen seines Vortrags den derzeitigen Stand der Erforschung neurodegenerativer Krankheiten erläutern und die beteiligten molekularbiologisch bekannten Akteure beschreiben. Er ist aufgrund der derzeitigen Forschung zuversichtlich, dass bald Therapiemöglichkeiten für Erkrankte mit milden Verlaufsformen zur Verfügung stehen werden.

Prof. Dr. Rolf Ziegler, München: "Die Entwicklung des selbständigen Mittelstandes in den neuen Bundesländern"

Selbständiges Unternehmertum gehört zu den zentralen Voraussetzungen einer Marktwirtschaft. Auch wenn die weit überwiegende Zahl der Betriebe nur recht klein ist, besitzen sie für den Arbeitsmarkt eine große Bedeutung. Für die Sozialstruktur einer Gesellschaft und ihr politisches System ist dieser Teil der Mittelschicht ein prägendes Element. Nach den planmäßigen Kollektivierungen und Enteignungen in der DDR war es eine offene Frage, wie schnell der Wiederaufbau eines selbständigen Mittelstandes in den neuen Bundesländern gelingen wird. Ziegler wird in seinem Vortrag auf der Grundlage empirischer Daten und im Vergleich zu den alten Bundesländern das Gründungsgeschehen in den letzten zehn Jahren nachzeichnen und die objektive Lage der Selbständigen sowie ihre Einstellungen und Wertorientierungen beschreiben.

  • Zu den Referenten:

Konrad Sandhoff ist Biochemiker, seit 1979 ordentlicher Professor für Biochemie am Kekulé-Institut für organische Chemie und Biochemie der Universität Bonn. Er ist Mitglied der Akademie Leopoldina und anderer Akademien und Gesellschaften. Er erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen u.a. den Heinrich-Wieland-Preis (1979), die Richard-Kuhn-Medaille der GDCh (1992), den K.J. Zülch-Preis der Max-Planck-Gesellschaft (1998), den Max-Planck-Forschungspreis (1999) und die Mendel-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (2001). Er ist seit 1992 Honorary Member of the American Society for Biochemistry and Molecular Biology. Seit 1971 wird eine seltene Erbkrankheit nach ihm als "Morbus Sandhoff" benannt.

Rolf Ziegler ist Soziologe, seit 1971 ist er als Professor zuerst an der Universität in Köln, danach als ordentlicher Professor in Kiel (1973), Wien (1975) und seit 1978 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätig. Er ist Mitglied er Akademie Leopoldina und anderer Akademien. Er ist Mitglied in zahlreichen Kommission und Gremien, seit 1997 ist er zum Beispiel Mitglied des International Scientific Advisory Board des Generaldirektors der UNESCO. In jüngster Zeit hat er sich dem theoretischen Grundlagenproblem der Erklärung von Entstehung, Bestand und Verfall sozialer Ordnungen zugewandt.

Zur Akademie Leopoldina:

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle/Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland. Sie trägt durch die Jahresversammlungen, fachspezifische Meetings und Symposien, monatliche Vortragssitzungen und die vielfältigen persönlichen Kontakte der Mitglieder "zum Wohle des Menschen und der Natur" bei. Ihr gehören derzeit 1000 Mitglieder in aller Welt an. Zwei Drittel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Drittel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben.

Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident der Leopoldina ist seit 1990 der Biologe Prof. Dr. Benno Parthier (Halle/Saale). Vizepräsidenten sind derzeit der Psychologe Prof. Dr. Paul Baltes (Berlin), der Chemiker Prof. Dr. Gunter Fischer (Halle/Saale), der Virologe Prof. Dr. Volker ter Meulen (Würzburg) und der Chemiker Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker (München). Letzterer ist zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn. Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologin Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug. Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt.

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Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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